Düsseldorf: Warnstreik an der Uniklinik – Mitarbeitende fühlen sich respektlos behandelt
Fast 300 Mitarbeitende des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD) sorgten am Dienstagmorgen (9.11.) auf der Moorenstraße vor dem Klinikgelände für Verkehrsbeeinträchtigungen. Sie hatten sich vor dem Eingang zum Warnstreik versammelt, zu dem die Gewerkschaft ver.di aufgerufen hatte. Denn die Verhandlungen mit der Tarifgemeinschaft deutsche Länder (TdL) waren Anfang November ohne Angebot der Arbeitgeberseite beendet worden. Die Beschäftigten empfinden das als respektlos und Provokation, deshalb trafen sie sich zum Warnstreik an den Unikliniken der Städte Düsseldorf, Essen und Köln. Münster und Bonn folgen am Mittwoch.
Wertschätzung: Fehlanzeige
Alle Forderungen der Gewerkschaften waren in den Tarifverhandlungen abgelehnt worden – eigene Angebote kamen von der Arbeitgeberseite bisher nicht. Deshalb soll mit einem Warnstreik Druck auf die Arbeitgeberseite ausgeübt werden. Dass dies ausgerechnet bei steigenden Infektionszahlen und knappen Betten auf Intensivstationen an den Unikliniken erfolgte, rief bei einigen Patienten am Dienstagmorgen Unverständnis hervor. Doch besonders die Beschäftigten an den Klinken leiden seit langem andere Situation der Personalknappheit, Überlastung und schlechter Bezahlung. Wurden sie noch im ersten Lockdown beklatscht, weil sie auch während der Pandemie die Krankenhäuser funktionsfähig hileten, warten sie seit langem darauf, dass ihre Leistungen endlich entsprechend anerkannt werden. Für die Dauer der Streikmaßnahmen wurden Notdienstvereinbarungen mit den Kliniken vereinbart.
Ver.di-Landesleiterin Gabriele Schmidt: „Die Verweigerungshaltung der Arbeitgeber macht die Beschäftigten zu Recht wütend. Uns kein Angebot vorzulegen und zeitgleich alle unsere Forderungen mit einem bloßen „Nein“ vom Tisch zu wischen, zeugt von fehlender Wertschätzung. Auch und besonders im Gesundheitswesen leisten alle Bereiche nicht erst seit Pandemiebeginn jeden Tag Unglaubliches. Aufgrund des Personalmangels gehen viele am Stock oder haben den Beruf sogar aufgegeben. Es braucht deshalb nun ein klares Signal an die Arbeitgeber, diese dauerhaften Ausnahmeleistungen endlich anzuerkennen!“
Empörung bei den Beschäftigten
Martin Koerbel-Landwehr, Personalratsvorsitzender des Uniklinikums Düsseldorf, erhielt viel Applaus, als er vor dem Zoom II die Arbeitgeber kritisierte, die den Personalmangel bestreiten würden. Aus Sicht der Chefs sei eine mangelhafte Arbeitsorganisation Schuld an der Situation. Dabei sei fehlendes Personal Alltag an der Klinik und wer arbeitet, muss zusätzliche Aufgaben übernehmen, um dies aufzufangen. Auch Lucy von der Gewerkschaftsjugend ärgert es, wenn Reinhold Hilbers von der TdL davon spricht, es gäbe keine Nachwuchsprobleme. Besonders Azubis hätten es schwer, denn es gebe kein Azubi-Ticket, keine Wohnheimplätze und auf den Stationen bliebe kaum Zeit für ausführliche Einweisungen.
Forderungen für den öffentlichen Dienst
Die Gewerkschaften fordern für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder eine Einkommenserhöhung um 5 Prozent, mindestens aber 150 Euro bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Beschäftigte des Gesundheitswesens sollen monatlich 300 Euro mehr erhalten. Die Ausbildungsvergütungen sollen um 100 Euro angehoben werden.
Die Verhandlungen laufen für rund 1,1 Millionen Tarifbeschäftigte (940.000 Vollzeitstellen) und 48.000 Auszubildende im öffentlichen Dienst der Länder (außer Hessen). Das Tarifergebnis soll zudem zeit- und inhaltsgleich auf die 1,2 Millionen Beamtinnen und Beamten sowie rund 880.000 Pensionäre im Bereich der Länder sowie 175.000 Beamtinnen und Beamte und 120.000 Pensionäre im Bereich der Kommunen übertragen werden (ohne Hessen). Ver.di führt die Tarifverhandlungen gemeinsam mit den DGB-Gewerkschaften GdP, GEW und IG BAU sowie in einer Verhandlungsgemeinschaft mit dem dbb tarifunion.