Düsseldorf: Race am Rhein lockt 4000 Aktive und stockt den übrigen Verkehr
Die Organisatoren betrachten die Premiere als gelungen: Knapp 3.500 Radlerinnen und Radlern kamen zu den Jedermann-Rennen des alltours Race am Rhein. Hinzu kamen rund 200 Bundesliga-Starter, die am Sonntagmorgen das Finale der Radsaison 2016 ausfuhren und damit den Gesamtsieger bei den Junioren und in der Männer-Elite-Klasse ermittelten.Zugleich offenbarten sich aber auch eine ganze Reihe von Unzulänglichkeiten.
Die Düsseldorfer Verwaltung radelt: (vl) Oberbürgermeister Thomas Geisel, Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und Ordnungsdezernent Stefan Keller
Sven Teutenberg, Event Director Grand Départ Düsseldorf 2017 und Organisator der Veranstaltung, sagte dennoch: „3.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Premiere ist Wahnsinn. Damit müssen wir uns hinter den etablierten Rennen in Deutschland nicht verstecken. Das alltours Race am Rhein war ein Auftakt-Event und zugleich die Generalprobe für den Grand Départ im nächsten Jahr. Wir hatten ein sehr schönes Rennen und haben viel gelernt. Düsseldorf kann sich auf einen tollen Tour-Start im nächsten Jahr freuen.“
Jubel in Grün: Der Düsseldorfer Landtagsabgeordnete Stefan Engstfeld (grüne Jacke, Bildmitte) und Referentin Claudia Engelhardt (mit Smartphone) spornten die Teilnehmer beim Start an
Hauptsache: trocken
Dass auch das Wetter mitspielte, freut den ehemaligen Rad-Profi sehr. Schließlich weiß er, wie sich Regen auf ein Rennen auswirken kann. „Dann hätten wir sicher mehr Stürze gehabt. Die Jedermänner sind ja keine Profis und eine nasse Fahrbahn in Wettkampfsituationen oft nicht gewohnt.“ So hielt sich die Zahl der Rettungswagen-Einsätze mit insgesamt vier Einsätzen für sechs Personen sehr im Rahmen.
Auf dem Rundkurs ist der Radler dann (fast) alleine
Die Tour de France, auf deren Grand Depart 2017 Düsseldorf hinarbeitet, heißt nicht umsonst die Tour der Leiden. Düsseldorf hat am Sonntag gelitten. Und zwar sowohl all jene Aktiven, die sich für den Grand Depart, die große Tour-de-France-Sause im kommenden Sommer abstrampelten – als auch die, denen Düsseldorf zum undurchdringlichen Straßenlabyrinth verbaut wurde. Am Ende eines langen Tages im Fahrradsattel oder im Autositz war klar: Diese Generalprobe vor rund 55.000 Zuschauern am Streckenrand war bitternötig, um Fehler zu entdecken:
1. Unerfahrene Helfer, zu viele beteiligte Organisationen
Das Bundesligarennen, früh am Morgen auf der Berliner Allee, machte deutlich, um welches Tempo es geht, wenn Tross und Fahrer vorbeirauschen. Dennoch schauten viele Ordner nicht auf die Straße, sondern in ihre Handys. Dass niemand unter die Räder kam, ist ein Glück. Im Funkverkehr der Organisatoren war oft unklar, wer konkret für einen bestimmten Streckenabschnitt zuständig ist.
2. Zu wenig Infos für Aktive
Bevor sie starten konnten, mussten sich die Teilnehmer anmelden, Startnummern holen, sich verpflegen. Viele irrten zwischen den Pflichtstationen umher. Eine nach Farben sortierte, klare Beschilderung würde helfen. Oder eine Navi-App, die noch entwickelt werden müsste.
3. Untaugliches Verkehrskonzept, zu wenige, zu späte Hinweise auf Vollsperrungen
Man kann nicht Rath und Gerresheim zu Inseln machen und den Anwohnern raten, sie sollen ihre Autos gefälligst außerhalb der Sperrzonen parken, falls sie sie bewegen wollen. Die Toulouser Allee als Nord-Süd-Achse mutierte zur Staufalle. Das durch die Strecke geteilte Mörsenbroicher Ei war ein neuralgischer Punkt. Häufig gab es Verkehrsinformationen viel zu spät. So lenkten viele Autofahrer in die Brehmstraße Richtung Norden und wurden durch Pylone erst hinter dem alten Eisstadion darauf aufmerksam gemacht, dass sie in einer Sackgasse steckten. Das weiträumige Parkverbot in Gerresheim wurde von den Anwohnern schlicht nicht ernst genommen. Wodurch der Radtag gleich mit einer Stunde Verspätung startete, weil die Strecke freigeräumt werden musste.
Unangekündigt stand plötzlich ein Pylon: Durchfahrt verboten; viele mussten drehen
Alles nur negativ? Nein. Als am Ende die Sonne doch noch hervorkam und Porno al Forno – die zuvor selbst mitgefahren waren – sangen, machte das Lust auf mehr Rad in Düsseldorf.
Die Siegerinnen und Sieger der einzelnen Rennen
Bundesliga Junioren, Tagessieger: Felix Groß, 02:03:44 (92 km)
Bundesliga Junioren, Gesamtsieger Saison 2016: Niklas Märkl
Bundesliga Männer-Elite-Klasse, Tagessieger: Konrad Geßner, 01:57:27 (92 km)
Bundesliga Männer-Elite-Klasse, Gesamtsieger Saison 2016: Jan Tschernosta
alltours Race am Rhein, 46 km:
Frauen: Cora Küsgen, 01:13:07:08
Männer: Bastian Dick, 01:06:48
alltours Race am Rhein, 92 km:
Frauen: Manuela Freund, 02:15:23
Männer: Holger Koopmann, 02:07:22
Harald Christ Petit Départ, Jg. 2004/2005: Conrad Commerll
Harald Christ Petit Départ, Jg. 2006/2007: Liam Boyd
Fotos: Karina Hermsen, Dirk Neubauer