Düsseldorf: Streiks im Einzelhandel am Freitag
Vor Beginn der nächsten Verhandlungsrunde im Einzelhandel setzen die Mitglieder der Gewerkschaft verd.i ein Zeichen und bestreiken verschiedene Geschäfte in ganz NRW. In Düsseldorf werden sich die Streikenden am Freitagvormittag (27.8.) vor Primark an der Schadowstraße versammeln und anschließend mit einem Protestzug über die Kö ziehen.
Vier Verhandlungsrunden ohne Ergebnis
„Die Zeit für einen Abschluss ist gekommen!“ finden die Beschäftigten, denn bisher sind vier Verhandlungsrunden ergebnislos verlaufen. Für den kommenden Mittwoch (1.9.) ist die fünfte Runde angesetzt. Dabei geht es um Lohnerhöhungen für 502.000 sozialversicherungspflichtig und 197.000 geringfügig Beschäftigte im nordrhein-westfälischen Einzelhandel.
„Die Beschäftigten werden bereits seit dem 1. Mai hingehalten“, erklärt ver.di-Verhandlungsführerin Silke Zimmer. „Anstatt am Verhandlungstisch zu einem Ergebnis zu kommen, haben die Arbeitgeber versucht, die Beschäftigten mit freiwilligen Vorweganhebungen abzuspeisen und so die Streiks zu brechen. Das ist ein einseitiges Lohndiktat und trägt absolut nicht zur Lösung des Tarifkonflikts und zu einem fairen Abschluss bei.“
Der Arbeitgeberverband hat seinen tarifgebundenen Mitgliedsunternehmen empfohlen, nach zwei Nullmonaten eine Entgelterhöhung von 2 Prozent zum 1. Juli 2021 zu zahlen. Außerdem besteht die Option, den Beschäftigten eine Einmalzahlung in Höhe von 300 Euro zukommen zu lassen. Der Auszahlungszeitpunkt ist von den Unternehmen frei wählbar.
„Freiwillige Zahlungen bieten den Beschäftigten keinerlei rechtlichen Anspruch. Diesen bieten nur Tarifverträge. Die Einzelhandelsbeschäftigten lassen sich davon nicht beeindrucken. Sie haben in den letzten Wochen gezeigt, dass sie diese freiwillige Erhöhung nicht akzeptieren, weil sie bei weitem nicht ausreicht“, betont Zimmer.
Arbeitgeberseite ohne Vorschläge
In der 4. Verhandlungsrunde hatte die Gewerkschaft vorgeschlagen, den Beschäftigten die Wahlmöglichkeit zu geben, Teile einer möglichen Entgelterhöhung für einen definierten Zeitraum in Freizeit umzuwandeln. „Diese Möglichkeit hätte den Beschäftigten mehr Arbeitszeitsouveränität geboten, darüber hinaus einen Beitrag zum Gesundheitsschutz geleistet und den Unternehmen, die von ihnen zeitweise geforderte Entlastung auf Seiten der Liquidität gebracht.“ Doch die Arbeitgeber lehnten diesen Lösungsweg ab, ohne einen eigenen Vorschlag zu präsentieren. Das sorgte bei den Beschäftigten für große Empörung und ließ den Verdacht aufkommen, dass die Arbeitgeber kein Interesse an einem Tarifabschluss haben.
„Wir hoffen, dass sich die Haltung der Arbeitgeber seit der letzten Verhandlung deutlich verändert hat. Sie müssen jetzt ihrer sozialen Verantwortung gerecht werden und für die Heldinnen und Helden des vergangenen Jahres zu dem Abschluss kommen, den diese nicht nur mehr als verdient haben, sondern auch unbedingt brauchen.” Mit den flächendeckenden Streiks in ganz NRW wollen die Beschäftigten ein starkes und deutliches Zeichen Richtung Recklinghausen schicken, wo die Verhandlungen am 1. September weitergehen. „Jetzt muss der Druck auch da ankommen, wo er hingehört: bei den Arbeitgebern!“, so Zimmer abschließend.
Die Forderungen
ver.di fordert 4,5 Prozent und 45 Euro mehr bei Lohn, Gehalt und Ausbildungsvergütung bei einer Laufzeit von 12 Monaten, sowie die gemeinsame Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge. Der Mindestlohn soll auf 12,50 Euro pro Stunde erhöht werden.