Düsseldorf – Burgplatz: Ich will Eure Handys sehen!
Silvester in der Altstadt. Alle sind betrunken. Ein Mann und eine Frau tasten sich vor zum Burgplatz. Weichen Anpöblern aus, ducken sich, weil wieder jemand breit lächelnd einen nicht TÜV-zertifizierten Polen-Böller schmeißt. „Ich wäre jetzt gerne zu Hause“, sagt die Frau – und hält doch tapfer das Fotostativ. Denn im Feuerwerk um Mitternacht zwischen 2014 und 2015 macht report-D seine Gründungsfotos. Das war nicht unsere beste Idee. Der kommende Jahreswechsel soll weniger explosiv sein. Bestätigt auf Nachfrage ein Sprecher der Stadt – und verweist auf künftige Pressekonferenzen, in denen man mitteilen werde, wie das Böllerverbot für die da unten am explosivsten Ort der Stadt durchgesetzt werden soll. Die Altstadt – böllerfrei…
… das wird schwerer durchzusetzen sein als das Glasverbot an Altweiber. Dennoch hatte die Polizei die Idee. Denn ihr fliegt der Laden um 0 Uhr schon seit Jahren um die Ohren. Es interessierte bloß bisher keinen durch die Weihnachtstage gemästeten Düsseldorfer Durchschnittsbürger. Bis Alkoholisierte aus Deutschland und anderen Ländern, bis auch Flüchtlinge meinten, der Griff an den Busen oder Hintern einer Frau sei ja eigentlich geradezu gewollt.
Die Kampfzone Burgplatz ist nicht durch Flüchtlinge entstanden. Da können die Verwirrten von der Afd krakelen wie sie wollen – das Problem war lange vorher da. Gegen Mitternacht tobt enthemmt ein berauschter Mob. Und amüsiert sich kichernd über Menschen mit Knalltrauma, die nichts mehr hören. Oder denen die Jacke abbrennt. Die Brandwunden kühlen.
Das gehört dazu – zum Jahreswechsel? So ist es Brauch in unserer Stadt? Mit Sicherheit nicht.
Der Knaller wäre es allerdings, wenn Oberbürgermeister und Stadtrat, wenn Flüchtlinge und Düsseldorfer Bürger gemeinsam um Mitternacht auf dem Burgplatz ihre Handy-Lichter anschalten und sie hochhalten, sich unterhaken und gemeinsam 2017 beginnen. Das wäre ein Zeichen gegen Pack und Blindgänger gleichermaßen.