Düsseldorf macht dicht: Sicherheitsdienst des Carlsplatzes stellt sich Spaziergängern in den Weg
Die Sonne ist gerade untergegangen. 20:45 Uhr, ein spätsommerlicher Freitagabend in der Düsseldorfer Altstadt. Die Laune ist gut. Jetzt nur noch schnell über den geschlossenen Carlsplatz in Richtung…da blockiert Mann in oranger Warnweste den kürzesten Weg. „Hallo“, sagt er, quasi als Grußersatz. „Da dürfen Sie nicht durch! Gehen Sie außen rum!!“
Eine polizeimäßige Aufforderung mit Ausrufezeichen – aber wer spricht da eigentlich? „Wir sorgen hier für Sicherheit. Gehen Sie außen rum.“ Aus einem mittig im Weg geparkten Auto mit Aachener Kennzeichen erhebt sich ein zweiter Mann. Noch eine orange Warnweste mit der Aufschrift „Security“, Kostenpunkt 4,99 Euro an jeder zweiten Tankstelle. Kein Ausweis, kein Hinweis, nicht einmal der Versuch einer Legitimation, nichts.
Einfach mal geradeaus gehen?
Den Entschluss, einfach mal geradeaus zu gehen, bremsen zwei weitere Warnwestenträger in Zivil, die in der Marktmitte stehen. Vier sind eindeutig zu viel, im Außenrumgehen erklingt der Stopp-Ruf für die nächsten abendlichen Spaziergänger: „Hallo! Da dürfen Sie nicht durch!“ Auch kein wirklich schöner Job.
Heiner Röckrath, Geschäftsführer der Vermietung und Verpachtung Karlplatz GmbH (VV), klärt bei telefonischer Nachfrage auf: „In den Nächten auf Samstag und Sonntag haben die 61 Händler auf dem Carlsplatz einen privaten Sicherheitsdienst organisiert.“ Schutz gegen Abkotzer, Wildpinkler und Schlimmeres, gegen eingetretene Rollos und demolierte Türen von Marktständen, besprühte Wände und durchtrennte Stromkabel. Seit Oktober 2014 läuft die Privatstreife und kostet angeblich 3000 Euro monatlich – also einen 50-Euro-Schein pro Händler pro Monat.
Die Markthändler haben das Hausrecht
Privatpolizei auf einem öffentlichen Markt? Ganz offenbar strikt am Auftrag orientiert und damit Stimmungstöter und Image-Vandalen, mitten im Dorf? Die Stadtverwaltung denkt einen ganzen Tag lang darüber nach. Marktamt, Ordnungsamt. Das Ergebnis verkündet ein Stadtsprecher: Beim Carlsplatz handele es sich nicht um einen städtischen Markt. Sondern um eine Fläche, die die Stadt an die VV verpachtet habe. Diese habe auf der Fläche auch das Hausrecht; dürfe also die Security einsetzen.
Geplant: feste Barrikaden
Demnächst werden die Markthändler vom Carlsplatz auf die Stadt mit Vorschlägen von Architekten zukommen, wie der Markt baulich gegen Vandalen und Obdachlose abgeriegelt werden kann. Geschäftsführer Röckrath sieht das im Gespräch mit report-D als städtische Investition. „Das ist ja ein öffentlicher Markt.“