Düsseldorf Altstadt: Streifengang des Polizeipräsidenten Norbert Wesseler ohne besondere Vorkommnisse
Einmal in die Altstadt von Düsseldorf pinkeln? Das macht 35 Euro, an Karneval das Doppelte. Darüber gibt es auf dem Kay-und-Lore-Lorentz-Platz ein längeres Zwiegespräch zwischen Polizeibeamten und zwei jungen Männern. Die haben sich verbotenerweise erleichtert. Und sollen nun dafür nochmals erleichtert werden. Indes: Sie mögen ihr Vergehen nicht einsehen. „Weil‘s doch alle so machen – ihr seid doch bescheuert“, sagt einer von ihnen mit Promille-nuscheliger Stimme. Polizeipräsident Norbert Wesseler lauscht einen Moment und geht dann weiter. In der Nacht zu Samstag (10.7.) ist Wesseler mit dem Leiter der Polizei-Inspektion Düsseldorf Mitte, Thorsten Fleiß, zu Fuß in der Altstadt unterwegs. Wesseler staunt darüber, wie rasch die Partyleute Corona vergessen haben. Und er sieht, dass die Polizei an neuralgischen Punkt präsent ist; stets bereit, einzugreifen.
Genau das hatten Bewohner der rund 0,5 Quadratkilometer großen Altstadt vor einem Monat bezweifelt. Gepöbelt und gegrölt werde im Viertel mit rund 250 Kneipen und auf der Rheinuferpromenade. Laut gesungen und geschrien, während dumpfe Beats aus Bluetooth-Boxen wummern. Zwischendrin röhren Autoposer mit ihrem Genitalien-Ersatz. Und wenn entnervte Anlieger dann die Polizei zur Hilfe rufen würden, käme sie entweder gar nicht oder erst nach mehr als 30 Minuten. Dass die Düsseldorfer FDP-Chefin und Bundestagsabgeordnete Marie Agnes Strack-Zimmermann deshalb Wesselers Kopf von Innenminister Herbert Reul forderte, hat der Düsseldorfer Polizeipräsident nicht vergessen. Und sich an diesem Abend deshalb selbst auf Streife begeben.
Wesseler und Fleiß erleben einen Vorführeffekt. Die von Corona-Auflagen und Maskenpflicht befreite Altstadt zu Düsseldorf brummt. Kneipen sind voll. Vor manchen Lokalitäten stehen standesgemäße Warteschlangen. Aber wo die Polizeiführung auch hinkommt – Gefahr scheint nirgends im Verzug zu sein. „Ich habe einen ganz normalen Altstadt-Abend erlebt“, fasst Wesseler am Ende den 90-minütigen Rundgang zusammen. Natürlich ist es auf der Kurzen Straße eng – wie immer. Natürlich ist es laut. Aber so sei es eben in einem Vergnügungsviertel, das sich selbst „Längste Theke der Welt“ nennt.
Thorsten Fleiß ergänzt, man habe schon vor Stunden eine Gruppe von 120 bis 150 Jugendlichen gestoppt, kontrolliert und großzügig Platzverweise erteilt. „Das gehört mit zu unserer Taktik: Die machen uns in der Altstadt Stunden später keine Probleme mehr.“ Über 14 Videokameras verfolge die Polizei zusätzlich zu den Einheiten in den Straßen das Geschehen. Ist das ausreichend? Polizeipräsident Wesseler nickt: „Ich möchte, dass am anderen Ende Beamtinnen oder Beamte sitzen, um sofort eingreifen zu können.“ In Städten weiter südlich von Düsseldorf zeichneten zwar mehr Videokameras auf. Doch deren Bilder laufen erst einmal in einen Speicher und werden im Zweifel hinterher herangezogen.
Thorsten Fleiß hofft auf weitere Hilfe durch technischen Fortschritt. Demnächst würden am Rheinufer Düsseldorf die ersten Straßenlaternen aufgestellt, deren Standardlicht auf Knopfdruck der Polizei zu einem gleißend hellen Scheinwerferkegel werden kann. „Glauben Sie mir, das wird einen Unterschied machen.“ Im Vorübergehen entdeckt der für die Altstadt zuständige Thorsten Fleiß „einige Gruppen, auf die wir ein Auge haben sollten“. Und er erlebt, wie rasch sich eine Lage ändern kann. Eben noch hat er einer Journalistin die Samba-Szene hinter dem Landtag empfohlen: „Echt toll da.“ Schon wird über Funk eine Schlägerei hinterm Landtag gemeldet. „Ich muss mich wohl korrigieren.“
Vertreter des OSD waren beim Rundgang nicht dabei. Anwohner hätten ihren Gesprächswunsch zurückgezogen, sagt Wesseler; aber die Düsseldorfer Polizei halte über Thorsten Fleiß engen Kontakt zu denen, die sich von der Polizei verlassen fühlten.