Düsseldorf: Fahrradstadt oder Wirtschaftsstandort?
Auf diese Frage brachen die Demonstranten der Fahrraddemo am Samstag (5.6.) das Thema herunter, das um die Errichtung einer Protected-Bike-Lane (PBL) an der Straße Am Trippelsberg entstanden ist. Die Initiative Hafenalarm und das Bündnis Mobilitätswende Düsseldorf sehen das Agieren der Stadt, des Oberbürgermeisters, der IHK und der Anliegerfirmen im Industriegebiet als klares Statement gegen die Radfahrer. Deshalb fuhren 130 Teilnehmer*innen der Demo die drei Standorte der Handelnden an, um auf ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Die Sicherheit der Radfahrer soll Vorrang haben vor wirtschaftlichen Interessen, betonen sie.
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Testfall fahrradfreundliche Stadt
Als der Düsseldorfer Ordnungs-und Verkehrsausschuss (OVA) vor einem Jahr den Bau eines geschützten Radwegs Am Trippelsberg beschloss und das Amt für Verkehrsmanagement die Umsetzung für die Jahreswende ankündigte, glaubten sich viele Radler*innen am Ziel: Endlich eine sichere Fahrt durch das Gewerbegebiet. Doch die IHK sah durch den geschützten Radweg das „vitale Gewerbegebiet“ in Gefahr und die Firma Tata Steel-Hille&Müller wollte per Eilantrag den sofortigen Baustopp erreichen. Zwar wies das Verwaltungsgericht den Eilantrag ab, die Stadt erteilte trotzdem die Anweisung, die PBL vorerst nicht zu bauen. Mittlerweile gibt es neue Beschwerden gegen den Bau von der Logistikfirma Scheren.
An der IHK war der Startpunkt der Fahrraddemo
Keine Priorität für Radfahrer erkennbar
Bereits am 23. April demonstrierten über 200 Teilnehmer*innen für den sofortigen Weiterbau der Protected-Bike-Lane und der Vorgang wurde Thema in der Kleinen Kommission Radverkehr (Ratsausschuss bestehend aus 2 CDU, 2 Grünen, 2 SPD/Volt, 1 FDP, 1 Die Linke, 1 AfD, 1 Partei-Klima-Fraktion, 1 ADFC und 1 VCD Vertreter*in). Eine für alle Teilnehmer zufriedenstellende Lösung konnte bis jetzt nicht gefunden werden, heißt es in einer Informationsvorlage des Amtes für Verkehrsmanagement, die am 11. Juni in der nächsten Sitzung des OVA auf der Tagesordnung steht. Die Stadt möchte die Interessen abwägen, betont dabei aber, man werde weiter den engen Kontakt mit den ansässigen Unternehmen halten. Eine Formulierung, die bei den Demonstranten am Samstag laute Buh-Rufe erzeugte, denn mit dem Bündnis Mobilitätswende Düsseldorf ist offenbar keine Kommunikation vorgesehen. Das Bündnis, in dem sich der ADFC Düsseldorf, Attac Düsseldorf, Aufstehen Düsseldorf, BUND Düsseldorf, Fridays for Future, Greenpeace Düsseldorf und die Naturfreunde Düsseldorf zusammengeschlossen haben, vertritt die Interessen der Radfahrer*innen.
Gerne hätten die Demonstranten am Rathaus den Oberbürgermeister getroffen
Enttäuschung über fehlende OB-Reaktion
Gemeinsam mit der Initiative Hafenalarm hatten sie den Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, Gregor Berghausen, die Firmenleitung von Hille&Müller und Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller eingeladen, bei der Demo ihre Standpunkte zu erläutern. Während Berghausen und Hille&Müller den Termin absagten, sei von OB Keller keine Reaktion gekommen. In Redebeiträgen wurden kritisiert, dass Keller im Wahlkampf und auch im Kooperationsvertrag mit den Grünen das Ziel betont hatte, Düsseldorf zur Fahrradstadt, Fahrradhauptstadt und fahrradfreundlichen Stadt zu machen, davon sei nicht zu merken.
Hoffnung auf den OVA
In einem Antrag von SPD/Volt, Die Linke und Die Partei-Klima-Fraktion soll in der nächsten OVA-Sitzung der sofortige Weiterbau der PBL Am Trippelsberg erreicht werden. Detlev Wöske vom Bündnis Mobilitätswende, formulierte deutlich: „Von der CDU und FDP haben wir nichts zu erwarten. Einzig die Grünen könnten bei der Abstimmung zeigen, wofür sie wirklich stehen“.
Die Schlusskundgebung der Demo fand vor dem Tor von Hille&Müller am Trippelsberg statt
Spendenprojekt
Dass das Radfahren international eine große Bedeutung hat, machten die Demonstranten mit einer Sammelaktion deutlich. 402 Euro wurden für World Bicycle Relief gesammelt und damit die Finanzierung von drei Fahrrädern ermöglicht. World Bicycle Relief produziert speziell entwickelte, robuste und vor Ort montierte Fahrräder, die im Rahmen von Unterstützungsprogrammen in Afrika, Asien und Südameriak Schüler*innen und Pfleger*innen zur Verfügung gestellt werden. Zum Projekt gehört auch die Ausbildung von Mechaniker*innen, die die Räder warten und so die Nachhaltigkeit der Programme sicherstellen.