Düsseldorf liest 2584 Namen von ermordeten Juden der Stadt
„Lechol isch jesch schem“ – Jeder Mensch hat einen Namen. Unter diesem Motto stand am Donnerstag (12.4.) die Düsseldorfer Veranstaltung zum jüdischen Nationalfeiertag Jom haScho’a. Mitglieder der jüdischen Gemeinde, Politiker, Brauchtumsvertreter und Prominente lasen 2584 Namen vor. Das war Erinnerung und Mahnung zugleich. 2584 Düsseldorfer Juden wurden in der Zeit der Nazi-Diktatur ermordet.
2584 Namen stehen auf der Liste
Michael Szentei-Heise, der Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde in Düsseldorf sagte: „Bereits zum elften Mal gedenken wir den deportierten und ermordeten Düsseldorfer Juden. Wir wollen ihnen damit ein Gesicht geben und an die Verbrechen der Nationalsozialisten erinnern. Diese dürfen nicht vergessen werden – gerade nicht in den Zeiten, in denen Antisemitismus und offene Judenfeindlichkeit wieder deutlich zu Tage treten.“
Die ehemalige Landagstagspräsidentin Carina Gödecke (SPD) beteiligte sich auch am Vorlesen
Szentei-Heise zeigte sich beeindruckt von der zahlreichen Prominenz, die am Pavillon auf dem Heinrich-Heine-Platz erschien, um jeweils einen Teil der Namensliste zu verlesen, was rund zweieinhalb Stunden in Anspruch nahm. Bundespolitiker, wie Düsseldorfs SPD-Chef Andreas Rimkus, die SPD-Staatssekretätin Kerstin Griese (Kreis Mettmann) waren darunter, Landespolitiker wie Rainer Matheisen (FDP),das FDP Urgestein Burkhard Hirsch, aber auch WDR-Intendant Tom Buhrow, Künstler Jacques Tilly, Polizeipräsident Norbert Wesseler, Schützenchef Lothar Inden und der Baas der Düsseldorfer Jonges, Wolfgang Rolshoven. Auch Mitglieder des Diplomatischen Corps und viele Düsseldorfer waren gekommen.
Viele Zuhörer waren zum Heinrich Heine Platz gekommen
Die Namensliste, die sie alle verlasen, war um 100 Namen länger als im vergangenen Jahr. „Weil die Forschung immer weiter geht, konnten weitere 100 Schicksale von Düsseldorfer Juden aufgeklärt werden“, sagte die Leiterin der Religionsschule der Jüdischen Gemeinde, Tamara Guggenheim. 1933 lebten rund 5500 Juden in Düsseldorf; nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten nur 60 jüdische Überlebende nach Düsseldorf zurück. Heute ist die jüdische Gemeinde der Stadt mit rund 7000 Mitgliedern die drittgrößte in Deutschland.
Oberrabiner Rafael Evers mahnte
Oberrabiner Rafael Evers forderte dazu auf, zur neuen Judenfeindlichkeit in Deutschland nicht zu schweigen. Das Verlesen der Namensliste machte deutlich, wie viele Familien durch die Nazis und ihre Helfer ermordet wurden. Viele Zuhörer verharrten, manche von ihnen hatten Tränen in den Augen. Nach dem letzten Namen mit „Z“ gingen alle still auseinander. Beim großen Fest zum 70. Jahrestag der Gründung des israelischen Staates in der Düsseldorfer Altstadt werden sich alle wiedersehen.