Düsseldorf: Der Verein „Industriekultur Düsseldorf – FKI“ will Gebäude und Geschichte bewahren
Manchmal duckt sich Geschichte in einen Hinterhof; wie an der Oelser Straße Nummer 9 in Düsseldorf Eller. Dort steht ein Bau aus der Mitte des19. Jahrhunderts – die alte Kraftwerkshalle des Röhrenwerks von Jean Pascal Piedboeuf, einem belgischen Stahlmagnaten und Dampfkesselfabrikanten. Schätze wie diese Halle dienen dem Vereinsvorsitzenden Franz Nawrath und dem Historiker Peter Henkel als Beleg dafür, dass Düsseldorf die Geschichte seiner Industriekultur bislang sträflich vernachlässigt. Der Verein „Industriekultur Düsseldorf – FKI“ will gegen das Vergessen anarbeiten.
Die Kraftwerkshalle des Stahlwerks J.P. Piedboeufs in Düsseldorf Eller. Foto: Amt für Denkmalpflege, Stadt Düsseldorf
Das Logo und der Name sind neu –die Gesichter hingegen sind bekannt: Seit gut zehn Jahren firmierten die Herren plus rund 100 Mitglieder als „Förderkreis Industriepfad Düsseldorf-Gerresheim e.V.“. Hauptprojekt war bislang ein vier Kilometer langer Pfad durch den östlichen Stadtteil –entlang von bislang 20, demnächst 24 Stelen, die von der Industriegeschichte dort erzählen: vom größten Glasflaschenwerk des Deutschen Reichs, vom Ringofen einer alten Ziegelei, von Stahlröhren und Stahlrössern – der ersten Eisenbahn des Westens, die Düsseldorf mit Elberfeld verband, den Stadtteil aber zugleich unheilbar zerschnitt.
Schräg wie ein Industriehallendach: das neue FKI-Logo.
Aus diesen Stadtteilschuhen sieht der Verein im zweiten Jahrzehnt seines Bestehens entwachsen. Das hat auch ein wenig mit der Leichtigkeit der Fördermittel-Beschaffung zu tun. Als man im NRW-Wirtschaftsministerium um Gelder für die neue Webseite bat, versuchten die Beamten die Bittsteller zunächst mit diesem Argument loszuwerden: Es werde keine Landesmittel geben für einen kleinen Stadtteilverein. Das wollten die Gerresheimer nun nicht auf sich sitzen lassen und listeten ihren Beitrag zur gesamtstädtischen Industriekulturgeschichtspflege: Historiker Peter Henkel etwa hat zusammen mit Ko-Autoren die Geschichte der Düsseldorfer Drahtfabriken neu aufgewickelt und sich auf die „Spur der Steine“ gemacht – die beim vorletzten Jahrhundertwechsel starke Ziegelindustrie im aufstrebenden Fischerdorf an der Düssel. Ob pädagogisches Begleitkonzept für den Stelen-Pfad oder die jährlichen Ausstellungen im Gerresheimer Kulturbahnhof: Der Verein „Industriekultur Düsseldorf –FKI“ sieht sich gesamtstädtisch in der Pflicht, die Facetten der Industrialisierung Düsseldorf zu bewahren.
Erbaut als Unternehmenszentrale der Stahlfabrik Phoenix – heute Sitz der (manchmal) stahlharten Düsseldorfer Staatsanwaltschaft. Foto: Stadtarchiv
Bevor nun Verwunderung oder gar Ablehnung in anderen Stadtteilen Raum greifen, macht der Vorsitzende Nawrath ein Angebot: Wenn sich in Rath, oder Reisholz oder wo auch immer engagierte Geschichtsfreunde um die Pflege des dortigen Industrieerbes verdient machen, werde man diese unterstützen. Mit Wissen. Mit Stelen. Mit allem, der Verein in zehn Jahren gelernt und gesammelt hat.
Über die neue Webseite www.industriekultur-duesseldorf.de lassen sich die Projekte des Vereins anschauen und Kontakte knüpfen – wie der zum Kölner Pendant des Vereins, der das Konzept der Düsseldorfer Geschichtsstele übernehmen wird.
Nächste Termine
Vom 1. bis zum 22.Juli dreht sich in zwei Fotoausstellungen im Gerresheimer Kulturbahnhof alles um die Gerresheimer Glashütte. Zum einen werden bislang unbekannte Fotografien aus dem Werksarchiv gezeigt. Zum anderen sind Arbeiten des Düsseldorfer Fotografen Bernard Langerock zu sehen, der im chinesischen Chongquing eine Arbeitersiedlung dokumentiert hat, die nach dem Vorbild der Düsseldorf Gerresheimer Arbeitersiedlung aufgebaut wurde.
Vom 15. Oktober bis zum 4. November läuft die Fotoausstellung „Mehr als nur ein Schreibtisch – die Düsseldorfer Eisen-und Stahlindustrie in Bildern“ – ebenfalls im Gerresheimer Kulturbahnhof.