Düsseldorf Oberbilk: „franzfreunde“ verhindern Zwangsräumung – gute PR oder schlechtes Gewissen?
Die auf den ersten Blick gute Nachricht: Die Zwangsräumung von Rolf T., die ihn am 11. April seine Wohnung gekostet hätte, ist abgewendet. Doch bleiben kann er nicht in seinem Zimmer in der Lessingstraße 25. Denn der Eigentümer des Hauses kannte kein Erbarmen. Nun haben die „franzfreunde“ dem Mieter Rolf eine Unterkunft in einem Heim für Wohnungslose verschafft. Statt Mietvertrag erwartet ihn dort Vollversorgung mit Aufsicht und Taschengeld. Für seine Selbstbestimmung und eine eigene Wohnung muss er weiter kämpfen.
Als report-D am Dienstagmorgen (3.4.) das Gespräch mit dem Vorstand der franzfreunde, Dirk Buttler, zu den Problemen in der Lessingstraße 25 sucht, war die Aussage eindeutig: Man habe das Haus verkauft und keinen Einfluss mehr auf die Vorgänge und die Mietverträge. Mit dem Verkauf habe man alles geregelt und ließ durchblicken, dass das erneute Anprangern des Verkaufs durch fiftyfifty als ungerecht empfunden werde.
Nach dem Telefonat hat sich die Einstellung der franzfreunde dann offenbar grundlegend geändert. Am Mittwoch (4.4.) gab Dirk Buttler bekannt, in einem Gespräch mit dem neuen Eigentümer des Hauses an der Lessingstraße 25 habe er versucht, die Zwangsräumung von Rolf T. zu stoppen, die der Mieter durch einen Mietrückstand selber verschuldet habe. Da dies offenbar nicht von Erfolg gekrönt war, erfolgte nun das Angebot an Rolf T., in ein Heim für Wohnungslose am Rather Broich umzuziehen. Über 100 Bewohner werden dort versorgt. Sie haben ein eigenes Zimmer und werden verpflegt. Aber die Zimmer haben keine Schlüssel, die Leistungsbezüge der Bewohner werden einbehalten und nur ein Taschengeld ausgezahlt. Für Rolf T. der seit zwei Jahren ein selbstständiges Leben führte, ein gewaltiger Rückschritt. „Ich hätte diese Politikum gerne weiter durchgestanden, aber meine Nerven liegen blank. Nun bekomme ich Hilfe, muss mich aber bevormunden lassen und verliere meinen Mitbewohner, mein Viertel und meine eigenen vier Wände.“
Das Mietshaus an der Lessingsstraße war ursprünglich durch Spenden von fiftyfifty finanziert worden. Die Ordengemeinschaft der Armen Brüder, jetzt "franzfreunde", verkaufte es 2016 ohne einen Hinweis an fiftyfifty. Die fiftyfifty-Verkäufer zeigten sich solidarisch mit Rolf T.
Kommentar: „franzfreunde“: Freunde in der Not oder der Versuch, den eigenen Ruf zu retten?
In einer Presserklärung vom 5. April betont Vorstand Dirk Buttler: „Wir standen durchgehend im Kontakt mit dem betroffenen Bewohner und boten ihm regelmäßig unsere Unterstützung an – auch nach dem Verkauf des Hauses.“ Das hört sich anders an, als es die Bewohner der Lessingstraße 25 schildern. Denn nachdem das Haus an einen Berliner Investor verkauft worden war, mussten sie Mieterhöhungen und häufig wechselnde Verwaltungen über sich ergehen lassen. Ein Bad wurde gesperrt und der Eigentümer bot mehreren Mietern Zahlungen an, falls sie ausziehen würden. Ein Vorgehen, das bei den „franzfreunden“ bereits nach dem Verkauf hätte klar machen können, dass der Käufer der Immobilie wohl nicht den sozialen Aspekt bei der Betreuung der Mieter im Sinn hat. Unternommen haben die „franzfreunde“ lange Zeit nichts. Erst als fiftyfifty die drohende Zwangsräumung öffentlich machte, und eine erneute Rufschädigung drohte, bewegten sich die Ordensgemeinschaft. Kein guter Stil, weil es um Menschen geht, die alle Unterstützung gebrauchen können. Offenbar funktioniert das nur mit öffentlichem Druck – ansonsten steht die finanzielle Konsolidierung des Sozialwerkes im Vordergrund.