Düsseldorf: Piratensender „99,6 Hitzzz“ auf dem Dachboden eines Mehrfamilienhauses entdeckt
Über mehrere Wochen hinweg haben Unbekannte in Düsseldorf einen Hörfunk-Piratensender betrieben. Er war vor allem im Süden der Stadt und in Neuss zu hören. Auf der UKW-Frequenz 99,6 lief ein 24-stündiges Musikprogramm mit überwiegend deutschen Schlagern. Nervig vor allem für Autofahrer: Autoradios schalteten automatisch aus anderen Sendern oder beim CD-Betrieb auf die 99,6 mit der Kennung „Hitzzz“ um. Ein Messtrupp der Bundesnetzagentur stellte am Freitagmorgen (2.3.) die Sendegeräte auf dem Speicherboden eines Düsseldorfer Mehrfamilienhauses sicher.
Abgeschaltet um 10.30 Uhr
Am Freitag um 9.30 Uhr war die Adresse des Piratensenders klar. Seit 10.30 Uhr schweigt „Hitzzzz“. Die Sendeanlage bestand aus dem UKW-Rundfunksender mit einem Leistungsverstärker, jeweils so groß wie eine Zigarrenkiste. Außerdem war ein PC angeschlossen, auf dessen beiden Festplatten die Musikstücke gespeichert waren und über den vollautomatisch das Radioprogramm ablief. Zwei Netzgeräte versorgten den Piratensender mit Strom, für den die Unbekannten das Treppenhauslicht des Mehrfamilienhauses angezapft hatten.
Schlagerwellen aus der Dachkammer: So fanden die Techniker den Piratensender vor.
Nach Angaben der Bundesnetzagentur gaben die Hausbewohner an, sie wüssten nicht, wem die Geräte auf ihrem Dachboden gehörten. Die Hausverwaltung hatte den Angaben zufolge noch nicht bemerkt, dass aus der Leitung des Flurlichts permanent Strom abgezweigt wurde. Die gesamten Geräte hätten nach Angaben der Funkmesstechniker in eine Badewanne gepasst. Sie seien als Beweismittel vorläufig sichergestellt worden. Die Polizeileitstelle Düsseldorf sah keinen Grund, Amtshilfe zu leisten.
Erste Hinweise ab Mitte Februar
Seit Mitte Februar war der Piratensender offenbar „on air“. Am 18. Februar gab es erste Hinweise. Bis zum 28. Februar gingen bei der Bundesnetzagentur drei Störungsmeldungen ein. Einen Tag später meldete sich die Landesmedienanstalt NRW mit einem Hinweis auf den Piratensender.
Über einen Computer wurde der vollautomatische Programmablauf gesteuert, auf der Festplatte waren die Musikstücke gespeichert.
Im vollautomatischen Sendebetrieb waren nach erster Prüfung keine Wortbeiträge vorgesehen. Deshalb gehen die Bundesnetzagentur-Techniker des Prüf- und Messdienst Krefeld/Rheurdt davon aus, dass der Piratensender als Hobby betrieben wurde und bewerten die sichergestellte Technik so: „Die gesamte Anlage macht überwiegend den Eindruck, als wenn sie von einem Bastler aufgebaut wurde. Umfang und Aufbau der Sendeanlagen deuten allerdings darauf hin, dass sowohl in Bezug auf IT als auch in der Hochfrequenztechnik erhebliche Kenntnisse bei dem Betreiber vorhanden sein müssen.“
Eine Handvoll Piratensender pro Jahr
Nach Angaben der Bundesnetzagentur werden etwa fünf illegale Radiosender pro Jahr in Deutschland aufgespürt und abgeschaltet. Deutlich häufiger haben die Krefelder Techniker mit der niederländischen Radio-Piraten-Szene zu tun, die pro Jahr für bis 15 Einsätze sorge. Auch im Raum Düsseldorf habe es in der Vergangenheit immer wieder mal einen Rundfunksender ohne Zulassung gegeben. Manche Betreiber konnten ermittelt werden, darunter soll es auch Wiederholungstäter gegeben haben.
Fotos: Bundesnetzagentur