Düsseldorf: Kurden blockieren Flughafen-Abflug und Rheinbahnschienen vor dem Hauptbahnhof
(Einsatz nach Polizeiangaben gegen 21.45 Uhr beendet) Am Düsseldorfer Flughafen ist am Sonntagnachmittag (11.3.) von der Polizei Pfefferspray eingesetzt worden. Anlass waren Tumulte durch eine nicht angemeldete Demonstration von etwa 400 Kurden. Ein Polizeibeamter und zwölf Flughafengäste mussten nach Angaben der Polizei ärztlich behandelt werden. Auch Düsseldorfer Hauptbahnhof gab eine Blockade durch rund 200 kurdische Männer, Frauen und Kinder auf den Rheinbahn-Gleisen vor dem Bahnhofsgebäude. Dieser Einsatz endete nach Angaben einer Polizeisprecherin am Sonntagabend gegen 21.45 Uhr. Die Polizei habe die Personalien von mehr als 150 Personen festgestellt. Ob in der stundenlangen Konfrontation zu Verletzten gekommen ist, müsse abschließend am Montag geklärt werden.
Junge Männer mit Buchstaben-T-Shirts formierten am Düsseldorfer Hauptbahnhof den Schriftzug "Love Afrin".
Unübersichtlich wurde die Situation, weil Fortuna-Fans nach dem 2:1 Auswärtssieg in Duisburg nach Düsseldorf zurückkamen. Am Bahnhof waren mehrere Einsatzhundertschaften im Einsatz. Zeitweise kreiste ein Polizeihubschrauber über der Szenerie. Problem der Polizei war unter anderem, dass ständig weitere Demo-Teilnehmer hinzukamen. Per Lautsprecherdurchsage wollte der Einsatzleiter das Unterhaken der Demoteilnehmer verbieten – worauf sich zahlreiche Menschen auf dem Bahnhofsvorplatz erst recht unterhakten.
Zahlreiche Busse und Bahnen fahren nicht
Am Hauptbahnhof blockierten am Sonntagnachmittag die Kurden die Straßenbahngleise. Um sie herum hatten Polizisten der Einsatzhundertschaft einen Kessel gebildet. Die Rheinbahnlinien 704, 707 und 709 hatten ihren Betrieb eingestellt, teilte die Rheinbahn via Facebook mit. Betroffen waren seit 17.35 Uhr auch die Buslinien 721, 722, 732, 737, 738, 752, 754, 834 und SB55.
Die Polizei kesselte vor dem Hauptbahnhof die Deminstranten ein und löste die nicht angemeldete Demo per Lautsprecherdurchsage auf. Auch dort werden die Personalien der Demo-Teilnehmer festgestellt.
Am Flughafen protestierten ab 11 Uhr am Sonntag die Kurden in der Abflughalle gegen das Vorrücken des türkischen Militärs auf die Kurdenstadt Afrin im Norden Syriens. Zuvor hatte die Polizei vergeblich versucht, die Demonstranten bereits vor dem Gebäude aufzuhalten. Teile der Abflughalle wurden gesperrt, die Demonstranten eingekesselt. Wie viele Verletzte es auf beiden Seiten gab, konnte eine Polizeisprecherin zunächst nicht sagen. Es sei mehrfach Pfefferspray eingesetzt worden.
Mehrere Stunden zur Personalien-Feststellung
Mehrere Stunden lang wurden die Personalien der Demonstrierenden festgestellt. Der komplette Außenbereich rings um die Abflughalle war gesperrt. Die Menschen wurden durch sogenannte Trichter zu Kontrollenstellen geführt. Auch dabei sei es zu Übergriffen und dem Einsatz von Pfefferspray gekommen. Ein Flughafensprecher sagte, der Flugverkehr sei durch die Ereignisse nicht beeinträchtigt worden.
Proteste in zahlreichen Städten
Nach Angaben von Medien protestierten am Samstag und Sonntag Kurden in zahlreichen europäischen und deutschen Städten gegen die türkische Militäroffensive. Genannt werden unter anderem Manchester, Hamburg, Berlin und Kiel, wo es zu Gewalttaten gekommen sein soll. In Saarbrücken und Kaiserslautern blieben die Kurden-Proste dem Vernehmen nach friedlich. In Berlin und im sauerländischen Meschede warfen bislang Unbekannte Molotow-Coktails auf eine Ditib-Moschee und einen deutsch-türkischen Freundschaftsverein. In Itzehoe (Schleswig-Holstein) schlugen Unbekannte die Fenster einer Moschee ein und legten Feuer in einem türkischen Obst- und Gemüseladen.
Fotos und Video: Niclas Ehrenberg