„Düsseldorf hat Platz“ – Demo vor dem Landtag für die Aufnahme von Moria-Opfern
Über 1.000 Menschen hatten sich am Donnerstagabend (10.9.) vor dem Düsseldorfer Landtag versammelt und skandierten gemeinsam „Wir haben Platz“. Sie forderten die Aufnahme von Flüchtlingen aus dem Lager in Moria, das durch einen Brand zerstört wurde. Rund 13.000 Menschen sind ohne Obdach. Zu den Teilnehmern der Kundgebung gehörten die OB-Kandidaten Thomas Geisel, Stefan Engstfeld, Udo Bonn und Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Stephan Keller wurde nicht gesehen.
“Wir haben Platz“ hieß es auf vielen Plakaten
Die Demonstration vor dem Landtag war spontan angemeldet worden, nachdem sich die dramatischen Berichte aus Griechenland über das Schicksal der rund 13.000 Geflüchteten im Lager Moria auf der Insel Lesbos verbreiteten. Das Lager war ursprünglich für 2.800 Flüchtlinge vorgesehen und seit langem lebten dort fast 13.000 Menschen. Sie hatten keine ausreichende ärztliche Versorgung, katastrophale hygienische Bedingen und keine Schulen. Bereits seit April warnten Flüchtlingsorganisationen vor den Zuständen und der zusätzlichen Gefahr durch Corona. Eine Infektionswelle im Lager würde sich nicht stoppen lassen. Aber auch diese Situation führte nicht zur Hilfsaktion der EU.
Mit intensiven Redebeiträgen forderten die Sprecher verschiedener Gruppierungen eine sofortige Hilfe für die Flüchtlinge
Nun eskalierte die Lage im Lager, in der Nacht zum 9. September brachen Brände aus und alle Bewohner verloren erneut das wenige, was sie besaßen. Sie flüchteten aus dem Lager, leben nun auf der Straße. Rechtsradikale Bürgerwehren machen Jagd auf sie.
Humanitäre Hilfe forderten die Demonstranten am Landtag und werden dabei auch von der Stadt Düsseldorf unterstützt. Oberbürgermeister Thomas Geisel hatte bereits am Nachmittag in einer Pressemitteilung betont, die Zustände im Flüchtlingslager seien schon lange unmenschlich und untragbar. Er appellierte an die Bundesregierung einem Teil der Flüchtlinge aus dem Lager Moria die Einreise nach Deutschland zu erlauben. Düsseldorf sei bereit Menschen aufzunehmen und andere Städte, die im Bündnis „Städte Sicherer Häfen“ organisiert sind, ebenfalls.
Lieber eine Seebrücke als einen Seehofer textete dieser Teilnehmer
Der Sprecher der Seebrücke Düsseldorf, Patrick Schiffer, verlangte die Diskussionen zu beenden und endlich zu handeln. Der Superintendent der evangelischen Kirche Düsseldorf, Heinrich Fucks, nannte Moria einen „dunklen Schandfleck“ und betonte „so geht man nicht mit Menschen um“.
Neben spontan erstellten Plakaten gab es auch Banner mit langen Botschaften
Stefanie Neufeld von der Gewerkschaftsjugend kritisierte die EU, denn als Träger des Friedensnobelpreises müsse man handeln. Die Würde des Menschen sei unantastbar, rief sie den Demonstranten zu und damit seien alle Menschen gemeint.
Die humanitäre Pflicht zur Hilfe sahen viele Demonstranten
Auch Oliver Ongaro von der Flüchtlingsinitiative Stay! forderte „Düsseldorf solle ein sicherer Hafen sein“. Der ehemalige Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde, Michael Szentei-Heise sprach für die Freie Wohlfahrtspflege NRW und forderte Deutschland als Musterschüler der Eu und aktuellen EU-Ratsvorsitz auf, die Ignoranz der anderen zu bekämpfen und endlich eine Lösung zu erzielen. Die EU müsse mehr sein als eine Finanzhilfe für eine angeschlagenen Wirtschaft.
Innenminister Horst Seehofer fährt eine strikte Linie und möchte keine Flüchtlinge ins Land holen
Für den Verein „Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf“ resümierte Ansgar Dücker traurig „faktisch ist Moria evakuiert“. Es sei nun entscheiden schnell zu helfen, um den Menschen, die erneut alles verloren haben, eine Perspektive zu bieten.
Die Teilnehmer*innen der Kundgebung vor dem Landtag formierten sich anschließend noch zu einem Demo-Zug
Ursprünglich hatte die Seebrücke Düsseldorf zu der Kundgebung „leave no one behind“ vor dem Landtag aufgerufen. Nach den Redebeiträgen entschlossen sich die Teilnehmer*innen spontan noch einen Demonstrationszug in Richtung Hauptbahnhof zu ergänzen. Die über 1.000 Demonstranten zogen friedlich, mit Masken und Abstand in Begleitung der Polizei über die Harold- und Graf-Adolf-Straße.