Düsseldorf CDU: Pulverdampf im Rather Schützenhaus – scharfe Kritik an Höffners geplantem Hochregallager
Hamburg, München, Nürnberg – Kurt Krieger hat als Chef von Höffner schon viele Städte vermöbelt. Nun ist Düsseldorf dran. Zum wiederholten Mal. Kurz vor dem Abschluss des Genehmigungsverfahrens für sein 43.000 Quadratmeter großes Haus an der Thedorstraße in Düsseldorf Rath hat Krieger seine Baupläne radikal geändert. Der Laden soll etwas kleiner werden, Billig-Ableger Sconto ist ganz gestrichen, aber: Krieger möchte ein 44 Meter hohes Hochregallager bauen. Das entspricht einem 15 Etagen-Hochhaus. Und Krieger setzt der Stadt schlicht die Pistole auf die Brust: Entweder Höffner bekommt alles in einem Rutsch oder Düsseldorf bekommt nichts. Dafür würden die Investitionen von 50 bis 60 Millionen auf 100 Millionen Euro aufgestockt.
Ein 15 Etagen hoher Bau am Nordeingang von Düsseldorf – dieses Hochregallager will Möbel Höffner plötzlich in Düsseldorf Rath bauen
Ortstermin im Schützenhaus Rath am Mittwochabend (21.2.). Eingeladen hat die CDU Ortsvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel. Sie fordert die Offenheit und Transparenz des Verfahrens. Zudem ringt die CDU um ihre Glaubwürdigkeit im Norden. Denn bisher hat sie Krieger nach Kräften unterstützt, gegen Grüne und FDP. Vom Hochregallager erfuhren die Christdemokraten – aus der Zeitung.
CDU zeigt sich "geschockt"
Entsprechend harsch sind die Reaktionen für Kurt Krieger, der ebenfalls erschienen ist. Die Ortsvereinsvorsitzende Pantel schimpft: „So kann man nicht mit den Bürgern, der Politik und der Verwaltung in Düsseldorf umgehen.“ CDU-Ratsherr Dr. Alexander Fils sagt: „Ich bin geschockt!“ Birgit Schentek, Vize-Bezirksbürgermeisterin für Rath erzählt, als sie vom Hochregallager hörte, habe sie sofort die Telefonnummer der Krieger-Geschäftsleitung gewählt, dann aber aufgelegt: „Ansonsten wäre das Gespräch aus dem Ruder gelaufen.“ Telefoniert wurde dann einen Tag später.
Düsseldorfs Planungsdezernentin Cornelia Zuschke: neues Genehmigungsverfahren für das Hochregallager.
Am deutlichsten wird an diesem Abend die Düsseldorfer Planungsdezernentin Cornelia Zuschke. Für sie ist klar, dass Krieger seine neuen Pläne unmittelbar nach den ersten Gesprächen darüber im Rathaus veröffentlichen ließ, um Druck zu machen. Zuschke bietet kühl an: „Wenn Sie das Möbelhaus verkleinern wollen, können wir diese Pläne in eine neue Offenlegung bringen. Dann können sich Bürger und die Träger öffentlicher Belange dazu äußern. Das verlängert das Genehmigungsverfahren um etwa fünf Monate.“
Neues Lager = neues Genehmigungsverfahren
Anschließend werde das Grundstück geteilt. Vorn könne das Möbelhaus entstehen. Das Hochregallager dahinter aber müsse genauestens geprüft werden; in einem komplett neuen Verfahren. „Vor allem müssen wir die Auswirkungen auf den ja im Norden ohnehin nicht geringen Verkehr untersuchen.“ Bezirksvertretung und Stadtrat, Bürger und Institutionen – alle müssten vor einer Genehmigung für den Hochbau angehört werden. „So schreibt es nun mal das Bundesbaurecht vor.“
Im Hintergrund steht bei Zuschke erheblicher Groll. Weil Krieger drängte, wurde sein Verfahren bei den Stadtplanern mit Vorrang behandelt. Krieger erstattet Düsseldorf die Hälfte der Kosten dafür. Aber wichtige andere Projekte mussten hintan gestellt werden. Zudem hat Zuschke sich bei den Nachbarstädten für den Höffner-Komplex eingesetzt. Ratingen beispielsweise fürchtete um seine Möbelläden, wenn gleich in der Nachbarschaft ein großer Konkurrent eröffnet. Die Planungsdezernentin fühlt sich schlicht an der Nase herumgeführt. Sie hat sich auch deshalb trotz schwerer Erkältung nach Rath begeben, um Kurt Krieger ihren Standpunkt persönlich deutlich zu machen.
Abschlussbild ohne Einigung: Die CDU zeigt sich von Kurt Krieger (2.v.r.) geschockt, der Unternehmer verweist auf den Wandel im Handel.
Der sieht Menschen und Städte offenbar als Spielmaterial: „Ich bin ja froh, dass ich heute Abend nicht mit Eiern und Tomaten beworfen werde.“ Der Berlinert behauptet, er sei Alt-68er und habe das alles schon mal erlebt. Auf die Bedenken wegen des Verkehrs sagt Krieger: „Wir reden hier von zehn großen Lastwagen für unser Haus in Köln. Das kann doch wohl kein Problem sein.“ Auf Nachbohren gibt er zu, dass dies nur ein Teil der tatsächlichen Fahrten zum Lager ist. Eine Zahl für Fahrzeuge und Mitarbeiter bleibt Krieger den gesamten Abend über schuldig. Aus seiner Sicht ist das Hochregallager alternativlos. Der Markt habe sich verändert. In den Zeiten von Amazon wollten die Kunden digital bestellen – und wer im Laden kaufe, wolle die Ware möglichst sofort mitnehmen. Er wolle schließlich keine Investitionsruine in Rat bauen.
Am Ende des Abends ist der Möbel-Unternehmer mit seiner Charme-Offensive abgeblitzt. Düsseldorf hat im Norden ein mindestens 15 Stockwerke hohes Problem.