Düsseldorf Pempelfort: Angespannter Budenzauber im Kinderhilfezentrum Eulerstraße
Glücksrad, Kinderschminken, Fassadenklettern und gleich am Eingang ein Karussell – auch im fünften Jahrzehnt ist das Budenfest im Kinderhilfezentrum Eulerstraße ein Magnet, der viele tausend Besucher anzieht. Jeweils am 3. Samstag im September kommen die Nachbarn, die Unterstützer aus der ganzen Stadt, die Ehemaligen auf ein Wiedersehen. Mit Spaß und Bratwurst. An diesem Samstag allerdings waren die Verantwortlichen des Düsseldorfer Jugendamtes unterhalb der Festtagsoberfläche nervös. Denn das Jahr 2016 hatte das Kinderhilfezentrum mit Negativschlagzeilen begonnen.
Viele tausend Gäste kamen, um an der Eulerstraße mit Jugendlichen und Mitarbeitern zu feiern.
Ende Januar erschütterte ein Missbrauchsfall die Einrichtung. Eine Zwölfjährige soll von zwei angeblich minderjährigen, unbegleiteten Flüchtlingen zu sexuellen Handlungen genötigt worden sein. Wenige Wochen später berichtete ein anonymer Informant dem ZDF von Schlägen, mindestens zwei grundlosen Fixierungen und einer Menge missachtete Vorschriften.
Das Kinderhilfezentrum war stark überbelegt
Ein mutmaßlicher Grund: Mit mehr als 100 Kindern und Jugendlichen bei 77 regulären Plätzen war das Kinderhilfezentrum überbelegt. Neben der Tagesarbeit hatten sich die Pädagogen und Helfer um die sogenannten „UMF“ zu kümmern, die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge.
Nach anfänglichen Kommunikationsfehlern hat das Düsseldorfer Jugendamt, das das Kinderhilfezentrum als eine Abteilung führt, durchgegriffen. Honorarkräften wurde gekündigt, feste Mitarbeiter freigestellt. Der stellvertretende Amtsleiter Klaus Kaselowsky stellte am Samstag die neue Leiterin des Kinderhilfezentrums vor: Judith Knuff ist seit Monatsmitte als Abteilungsleiterin im Amt.
Neue Leiterin mit Entwicklungsplänen
„Ich habe hier eine Menge großartiger Ressourcen vorgefunden“, sagte sie vorsichtig. Natürlich habe sie Vorstellungen darüber, was sich an der Eulerstraße ändern könne und müsse. „Doch das will ich erst einmal mit den Mitarbeitern besprechen.“ Die jugendlichen Flüchtlinge sind mittlerweile an der Ludwig-Beck-Straße untergebracht und werden dort von vier Wohlfahrtsorganisationen versorgt. „Zudem gibt es dort ein gutes Miteinander mit der unmittelbaren Nachbarschaft“, sagte Knuff.
Während sie an der Seite von Klaus Kaselowsky viele Hände schüttelte, standen an einer Getränkebude vier Mitarbeiter zusammen. In Feierlaune sind wir nicht – sagten sie. „Mal sehen, wie es weitergeht.“ Noch ist das Kinderhilfezentrum Eulerstraße nicht zu einem normalen Alltag zurückgekehrt.
Vertrauen zu dem, der unten steht und sichert – auch das gehört zum Klettern dazu