Düsseldorf Holocaust: Gedenken und Kranzniederlegung am ehemaligen Güterbahnhof Derendorf
Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz befreit. Seit 22 Jahren ist dies deshalb der nationale Gedenktag für alle Opfer des Nationalsozialismus. Weil dieser Tag in diesem Jahr auf den Schabbat fällt, legten Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, Michael Szentei-Heise, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde und ein Vertreter des Rabbinats bereits am Freitag (26.1.) Kränze am Mahnmal nieder, das auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Düsseldorf Derendorf steht. Von hier aus ließen die Nazis mehr als 6.400 Menschen in Waggons treiben, um sie zu deportieren.
Das Gedenken der Holocaust-Opfer ist eine gemeinsame Veranstaltung der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, des Erinnerungsortes Alter Schlachthof an der Hochschule Düsseldorf und der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. Hintzsche kam und sprach stellvertretend für Oberbürgermeister Thomas Geisel.
Der Schatten von Auschwitz
Er erinnerte zunächst an den Tag der Befreiung von Auschwitz: „Morgen vor 73 Jahren – am 27. Januar 1945 – verharrten noch etwa 7.500 vollkommen verängstigte, halb erfrorene und fast verhungerte Häftlinge im Konzentrationslager Auschwitz im besetzten Ostoberschlesien. Die letzten Angehörigen der SS-Wachmannschaften waren schon am Morgen geflohen. Um fünfzehn Uhr, nach einigen Gefechten mit zurückweichenden Verbänden der Wehrmacht, erreichten die zwei ersten Rotarmisten das Tor des Vernichtungslagers Birkenau. Die beiden Männer waren Angehörige der 60. Armee der I. Ukrainischen Front. 213 ihrer Kameraden waren bei den Kämpfen um Auschwitz in den Tagen zuvor gefallen. Ihr Maschinengewehr zogen die beiden Männer auf einem Schlitten hinter sich her durch den Schnee. Ein Freudenschrei erhob sich aus der Menge der Gefangenen hinter dem Stacheldraht: "Die Russen sind da!" Für diese Menschen war der deutsche Vernichtungs-, Raub- und Rassenkrieg an diesem Nachmittag vorbei. Der Schatten von Auschwitz aber sollte sie ein ganzes Leben lang begleiten.“
Düsseldorfer haben zugesehen
Auch in den Straßen von Düsseldorf habe der bewusst geplante, bürokratisch organisierte und industriell betriebene Völkermord an den Juden, der Genozid an den Roma, an den Sowjetbürgern, Millionen von Polen und anderer Europäer, der Massenmord an Widerstandskämpfern begonnen. Die in Düsseldorf von Gestapo-Schergen zusammengetriebenen Menschen kamen aus der Stadt, aber auch aus den Orten des westlichen Ruhrgebiets, des Niederrheins und des Bergischen Landes.
Viele tausend Düsseldorfer sahen damals zu. Burkhard Hintzsche war da sehr deutlich: „Sie haben mit-gewusst, mit-gesehen, mit-profitiert und mit-geholfen am Mord an ihren einstigen Nachbarn, Arbeitskollegen, Bekannten.“ Zudem schlug er in seiner Rede den Bogen zu den Feinden der heutigen Demokratie. Noch immer gebe es Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.
Am Mahnmal auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhof Düsseldorf Derendorf: (v.l.) Michael Szentei-Heise, Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und der Vertreter des Rabbinats.
Mahnmal am ehemaligen Güterbahnhof Derendorf
Das 2012 eingeweihte Schienenmahnmal am ehemaligen Güterbahnhof Derendorf symbolisiert einen Einschnitt in die Düsseldorfer Stadtgeschichte und eine offene Wunde der jüngsten Vergangenheit. Auf einer stählernen Wand liest man die Namen der Zielorte der Deportationen: von Düsseldorf als Ausgangspunkt sind dies die Orte Theresienstadt und Litzmannstadt, Auschwitz, Riga, Minsk und Izbica. Die original erhaltenen Eisenbahnschienen, die hölzernen Bahnschwellen im Boden und eine Informationsstele bilden zusammen ein Ensemble.
Foto: Stadt Düsseldorf/Ingo Lammert