In Düsseldorf ist kein Platz für Antisemitismus
„Antisemitismus hat in Düsseldorf nichts zu suchen“ betonte Oberbürgermeister Thomas Geisel, bei der Vorstellung des Konzepts der Stadt gegen alle Formen von Anfeindungen und Diskriminierung von Menschen jüdischen Glaubens. Die Vielfalt des Miteinanders mache Düsseldorf attraktiv, aber man müsse Wachsam sein und klare Kante zeigen, erklärte Geisel mit deutlichen Worten. In einem gemeinsamen Arbeitskreis mit Vertretern der Stadt, der Jüdischen Gemeinde und der Mahn- und Gedenkstätte wurde als erster Schritt ein Flyer entwickelt, mit dem das Thema in den Schulen angesprochen und dafür sensibilisiert werden soll.
Tabu und Makel
Sechzehn Seiten hat die Broschüre mit dem Titel „Was tun bei Antisemitismus an Schulen?“, die in diesen Tagen an die Lehrkräfte aller Schulen geschickt wird. Sie soll eine erste Hilfestellung bieten, wenn Schüler oder Schülerinnen sich antisemitisch verhalten, den Hitlergruß zeigen oder eine rechte Gesinnung zum Ausdruck bringen. Dr. Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, weiß aus vielen Gesprächen von der Hilflosigkeit der Lehrer, wenn sie mit solchen Situationen konfrontiert werden. Ähnlich wie bei Problemen mit Drogen, Alkohol und Mobbing an Schulen, werden diese Themen oft tabuisiert. Wer zugibt, solche Probleme zu haben, setzt den Ruf der Schule aufs Spiel – das ist leider eine weit verbreitete Einstellung.
Zunahme der Anfeindungen
Doch die antisemitischen Anfeindungen gegenüber Schülerinnen und Schülern jüdischen Glaubens nehmen zu. Es gibt keine Dokumentation über Vorfälle, viele werden nicht gemeldet. Die Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit, Beratung bei Rassismus und Antisemitismus (SABRA) bietet persönliche Beratung, Fachtage und Präsventionsprogramme an. In der Mahn- und Gedenkstätte gibt es umfangreiches Material wie einen Methodenkoffer zum Thema. Oft sind den Lehrkräften die Möglichkeiten nicht bekannt, denn in der Lehrerausbildung wird darüber nicht gesprochen.
Jörg Rütten übernimmt die Position des Antisemitismusbeauftragen der Stadt Düsseldorf
Handreichung für Lehrpersonal
Über die Broschüre soll dem Lehrpersonal nun eine Hilfestellung an die Hand gegeben werden, mit dem Ziel, ein Bewusstsein und eine Haltung zu entwickeln und wachsam zu sein. Neben Hinweise sind in der Broschüre zahlreiche zivilgesellschaftlicher Akteure sowie zentralen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern aufgeführt. Jörg Rütten im Büro des Oberbürgermeisters wird sich um Anfragen kümmern, wenn Schulen Kontakt aufnehmen möchten. Er versteht sich als Lotse, der zum einen an die Organisationen vermittelt, aber auch Hinweise gibt, wenn der Staatsschutz eingeschaltet werden sollte.
Zum Download der Broschüre geht es hier: https://www.duesseldorf.de/fileadmin/Amt13/presseanhang/1907/190703-Handreichung1.pdf
Stadt zeigt klare Haltung
Bereits im Jahr 2017 haben die Ratsmitglieder eine Resolution verabschiedet: "Der Rat der Stadt Düsseldorf stellt sich gegen jede Form von Antisemitismus, ganz gleich, von wem dieser ausgeht. Auch aus der Verbundenheit mit unserer Partnerstadt Haifa setzt sich Düsseldorf für das Existenzrecht Israels und den Schutz der in Düsseldorf lebenden Menschen jüdischen Glaubens vor Antisemitismus und Gewalt ein." Im Mai 2018 wurde der Arbeitskreis "Antisemitismus an Düsseldorfer Schulen" ins Leben gerufen, in dem der Flyer für die Schulen als erste Maßnahme entwickelt wurde. Nach den Sommerferien präsentiert das Zentrum für Schulpsychologie ein Handlungskonzept mit dem Titel "Tacheles! – Antisemitismus entgegentreten: Düsseldorfer Schulen als sicherer Ort für Kinder und Jugendliche jüdischen Glaubens". Ziel ist es Düsseldorfer Schulen als verlässlichen und sicheren Ort für Kinder, Jugendliche, Lehrkräfte und Eltern jüdischen Glaubens zu etablieren und als Stadt ein klares Zeichen zur Bekämpfung von Antisemitismus an Schulen zu setzen. Um die Arbeit der Mahn- und Gedenkstätte und von SABRA zu fördern, hat der Rat zusätzliche finanzielle Mittel beschlossen.
Breite Unterstützung
Eine Vielzahl an zivilgesellschaftlichen Verbänden oder Institutionen gehen gegen den Antisemitismus durch Aufklärungs- und Antidiskriminierungsarbeit, Bildungsprojekte und Begegnungskonzepte vor. Dazu zählen das Netzwerk Respekt und Mut/Düsseldorfer Appell, das Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit (IDA), die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Düsseldorf e.V. und der Erinnerungsort Alter Schlachthof an der Hochschule Düsseldorf.
"Diese Initiativen sind der Auftakt für einen lang anhaltenden und intensiven Kampf gegen jede Form von Antisemitismus in Düsseldorf", sagten Schulverwaltungsamtsleiterin Wandt und Mahn- und-Gedenkstätten-Leiter Fleermann übereinstimmend.
Michael Szentei-Heise, Verwaltungsdirektor der Jüdischen Gemeinde ergänzte: "Ich freue mich, dass wir diesen Katalog gemeinsam erarbeitet haben. Die Mitglieder in unserer Gemeinde fühlen sich in unserer Heimatstadt Düsseldorf sehr wohl. Ein anhaltendes Vorgehen von Verwaltung und Zivilgesellschaft gegen den leider zunehmenden Antisemitismus wird dazu führen, dass das auch in Zukunft so bleiben kann."