Düsseldorf: 750 Menschen demonstrierten für die Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer
In ganz Deutschland demonstrierten am Samstag (6.7) viele Tausend Menschen gegen die Kriminalisierung der Seenotrettung im Mittelmeer. Ein breites Bündnis hatte in Düsseldorf bereits am Montag (1.7.) zu Protesten gegen die Verhaftung von Carola Rackete aufgerufen und 500 Menschen hatten sich vor dem Rathaus versammelt. Am Samstag zogen dann 750 Demonstranten durch die Düsseldorfer Innenstadt und riefen: „Seenotrettung ist kein Verbrechen!“
"Man lässt keine Menschen ertrinken!" – sagen die Omas gegen Rechts
Unter den Demonstranten in Düsseldorf waren am Samstag auch Mike Schöping und Verena Würz. Beide waren schon mit Hilfsorganisationen auf Schiffen im Mittelmeer im Einsatz und haben die Not der geflüchteten Menschen miterlebt. Noch bevor der Demonstrationszug sich in Bewegung setzte, schilderte Mike Schöping eindrucksvoll, wie sich das Leid wiederhole. Denn bereits im Jahr 2004 sei Stefan Schmidt als Kapitän der „Cap Anamur“ in Italien verhaftet worden, weil er 37 Schiffbrüchige gerettet hatte und trotz Verbots einen sizilianischen Hafen anlief. Er wurde wegen Schleusung angeklagt und erst nach fünf Jahren freigesprochen. Bis sein Schiff aus der Beschlagnahmung frei kam, dauerte es weitere vier Jahre. Die Gesetzgebung würde systematisch verändert, um die Hilfsorganisationen zu stigmatisieren und die Seenotrettung zu verhindern, betonte Schöpping. Das Leid der Geflüchteten erinnere an den zweiten Weltkrieg. Damals wurde die Menschen in Viehwaggons gepfercht, heute versuchen sie die Flucht auf Schiffen über das Meer. Jeder müsse sich fragen, ob er das Sterben im Meer verantworten könne und sich solidarisch mit den Aktiven erklären, die trotz aller Hürden die Seenotrettung aufrecht erhalten. Mike Schöpping erhielt lauten Beifall für seine Rede.
(v.l.) Mike Schöpping gehört keiner Hilfsorganisation mehr an, Verena Würz war mit der Sea Watch im Mittelmeer
Beim Demonstrationszug durch die Düsseldorfer Innenstadt nutzen die Organisatoren die Lautsprecheranlage, um die Passanten auf den Grund des Protestes aufmerksam zu machen. Rund 750 Menschen hatten sich dem Marsch angeschlossen, der am Johannes-Rau-Platz endete. Vor der Staatskanzlei wurde das Banner mit der Aufschrift „Stoppt das Sterben im Mittelmeer“ niedergelegt und mit vielen Grabkerzen dekoriert. Bei der Abschlusskundgebung führte Paula Elsholz, Bündnis 90 – Die Grünen, ein Interview mit Verena Würz, die als medizinische Assistentin auf der Sea Watch 3 gearbeitet hat und die Situation, die zur Verhaftung von Carola Rackete führte miterlebte. „Von selbst wird sich nichts tun“, rief sie den Demonstranten zu und forderte sie auf, laut zu sein und Druck zu machen. Denn nur so ließen sich die rechten Bestrebungen aufhalten, die auch in Italien dafür verantwortlich seien, dass die Seenotrettung verboten werde.
Die Demonstranten bekräftigten die Forderungen für die Schaffung sicherer Fluchtwege, das massenhafte Sterben zu beenden und die Entkriminalisierung der Seenotrettung.
Der Verein Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf hat ein neues Transparent für die Demo gestaltet
Das Drama im Mittelmeer geht weiter
Die Kapitänin des Rettungsschiffs Sea Watch 3, Carola Rackete, ist frei gelassen worden, doch die Kriminalisierung von Seenotrettern im Mittelmeer geht weiter. Ganz aktuell legte am Samstag (6.7.) das italienische Schiff „Alex“ im Hafen von Lampedusa an und missachtete das Verbot des italienischen Innenministers Matteo Salvini. An Bord, neben der Besatzung, 41 Geflüchtete, die aus Seenot gerettet wurden. Damit hat Salvini sogar einem unter italienischer Flagge fahrenden Schiff das Anlegen verweigert. Die Betreiberorganisation der „Alex“, Mediterranea Saving Humans, bezeichnet Salvinis Dekret als nicht legitim.
Das Schiff der deutschen Hilfsorganisation Sea-Eye, die „Alan Kurdi“ kreuzt immer noch im Mittelmeer in der Hoffnung einen Hafen anlaufen zu dürfen. Salvini hat dies untersagt und geäußert, das deutsche Schiff könne ja in Hamburg anlegen. Er verweigert strikt eine Lösung für die Seenotrettung, obwohl es bereits Zusagen von Ländern gibt, die Menschen von den Booten aufzunehmen. Der deutsche Innenminister Horst Seehofer hat sich eingeschaltet und versucht eine humanitäre Lösungen zu erreichen.
Viele Demonstranten hatten individuelle Plakate dabei