Düsseldorf: Koordinierungsgruppe für Flüchtlings-Notunterkünfte startet – mit Kommentar
Nach dem Brand in der Flüchtlingsunterkunft an der Messehalle richtet die Stadt nun eine Koordinierungsgruppe ein. Polizei, Wohlfahrtsverbände, Feuerwehr, das Amt für Gebäudemanagement, das Bauaufsichtsamt und das Amt für soziale Sicherung und Integration sollen anhand von Maßnahmenkatalogen künftig krititsche Situationen frühzeitig erkennen und handeln.
Düsseldorf muss auf Notunterkünfte zurückgreifen
Notunterkünfte sind in Düsseldorf die Turn-, Tragluft- oder Leichtbauhallen und andere Gebäude, in denen die Flüchtlinge in großer Zahl untergebracht sind und meist keine Selbstversorgung möglich ist. Die Wohlfahrtsverbände kümmern sich dabei nicht nur um die soziale Betreuung der Bewohner, sie sind auch für die Verpflegung zuständig. Die Notunterkünfte bieten kaum Raum für Privatsphäre, was auf Dauer zu Spannungen bei den Flüchtlingen führt. Da selten die Dauer des Verfahrens und damit der Verbleib in der Unterkunft vorhergesagt werden kann, wird die Situation von vielen als sehr belastend empfunden, da keine Perspektive erkennbar ist.
Situation in den Wohnmodulanlagen ist deutlich entspannter
In der Vergangenheit hatte in den Traglufthallen sehr heiße Temperaturen und in der Unterkunft an der Messe die rein männliche Bewohnerstruktur zu Problemen geführt. Um solche Entwicklungen zu verhindern oder frühzeitig zu erkennen, soll die Koordinierungsgruppe tätig werden.
"Aufgrund der Vorfälle in der Lagerhalle am Messegelände, die als Notlösung bei der Flüchtlingsunterbringung genutzt wurde, müssen zukünftig andere problematische Unterbringungsmöglichkeiten regelmäßig auf bestimmte Kriterien überprüft werden", teilt Miriam Koch mit, die Flüchtlingsbeauftragte der Stadt Düsseldorf. „Dazu wird ein Maßnahmenkatalog erstellt, welcher bei der Prüfung der jeweiligen Unterkunft abgearbeitet wird. Dazu zählen unter anderem die Bewertung des jeweiligen Gebäudes und deren Nutzung. Ziel ist aber auch, die Reaktionsfähigkeit bei kritischen Situationen und die Handlungsfähigkeit des Personals zu erhöhen“, heißt es seitens der Stadt.
Weitere Zuweisungen
Zum Stichtag bis Ende Mai waren insgesamt 7.260 Flüchtlinge und Asylsuchende in Einrichtungen der Stadt Düsseldorf untergebracht. Wurden der Landeshauptstadt Düsseldorf in diesem Jahr bisher rund 170 Flüchtlinge wöchentlich zugewiesen, hat die Bezirksregierung Arnsberg dies wegen des Brands für zwei bis drei Wochen ausgesetzt.
Kommentar: Gut so
Eine Koordinierungsgruppe für Flüchtlinge ist eine gute Einrichtung. Ob die Gruppe sich auf die Abarbeitung einer Checkliste in Form eines Maßnahmenkatalogs beschränkt, bleibt abzuwarten. Nun nehmen an der Koordinierungsgruppe die hauptamtlichen Kräfte teil. Obwohl viele Ehrenamtler den direkten Kontakt zu den Flüchtlingen haben, scheint ihre Meinung nicht gefragt. Bereits in der Vergangenheit gab es zahlreiche Hinweise von Ehrenamtlern über Missstände in einzelnen Unterkünften. Sie wurden nach ihrem Eindruck nicht gehört oder nicht ernst genommen. Wie werden die Betroffenen, die Flüchtlinge selber, in die Koordinierungsgruppe eingebunden?
Kommunikation ist ein schwieriges Geschäft und lässt sich nicht durch Maßnahmenkataloge ersetzen.