Düsseldorf Farid Bang: Scharfe Kritik an Geisels Engagement des Gangster Rappers
Aktualisiert 22. Juli, 17:30 Uhr – neu: Reaktion der SPD | Das Video ist 42 Sekunden lang. Zu sehen ist „Gangster-Rapper“ Farid Bang vor Düsseldorfer Kulisse, also Rheinufer und Rheinturm. Er appelliert an alle („Hallo Leute“), sich in Düsseldorf an die geltenden Abstandsregeln zu halten: „Benehmt Euch. Hört auf, hier Unfug zu machen, sonst ziehe ich Euch die Ohren lang.“ Es gehe darum, die alten Leute zu schützen, also die größte Risikogruppe. Zwar fühle es sich fasst so an, als sei man durch mit dem Corona-Virus. Doch Bang appelliert: „Lasst uns nicht auf letzter Strecke da versagen.“ Die 42 Sekunden empören weitere Teile des politischen Düsseldorfs. Selbst die eigene SPD distanzierte sich am Mittwochnachmittag von Thomas Geisel. Von der jüdischen Gemeinde behauptete Geisels Sprecher, sie sei vor dem Bang-Video befragt worden und habe keine Einwände gehabt. Dies dementierte die jüdische Gemeinde sofort. Oberbürgermeister Thomas Geisel berief am Mittwochmittag (22.7.) eine Pressekonferenz ein, um sich und das Video zu erklären. Die CDU forderte eine Sondersitzung des Stadtrates.
Echo-Skandal 2018
Zur Erinnerung: Farid Bang sorgte 2018 mit dem Düsseldorfer Musiker Kollegha für einen Eklat bei der Echo-Preisverleihung. Dabei griff Campino von den Toten Hosen Bang und Kollegha an. Es ging um den Antisemitismus dem Song „0815“ auf dem Album „Jung, brutal, gutaussehend“: „Und wegen mir sind sie beim Auftritt bewaffnet / Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“. Der Ethikrat hatte die Echonominierung geprüft und missbilligt. Das Album wurde von der Bundesprüfstelle indiziert. Den Echo als Branchenevent wird es so nicht mehr geben.
"Zielgruppe erreichen"
„Manches von dem, was Farid Bang in der Vergangenheit geäußert hat, finde ich ungehörig, manches widerwärtig“, sagte Geisel am Mittwochmittag. Er habe ein langes Gespräch mit Farid Bang geführt und den Eindruck gewonnen, dass dieser insbesondere seine Textzeilen im Zusammenhang mit dem KZ Auschwitz bedauere – vor allem nach einem Besuch in der dortigen Gedenkstätte. Geisel: „Wir müssen all jene erreichen, die nachts am Rheinufer, in der Altstadt und auf der Freitreppe unterwegs sind.“ Und da sei das Video mit dem Rapper ein Baustein von vielen. „Ob es ein wirksamer Baustein war, wird man in einigen Wochen sehen.“ Man müsse aber alle Möglichkeiten nutzen, an die Partyszene zu appellieren.
Medien-Hype am Mittag: OB Thomas Geisel, warum die Stadt Rapper Farid Bang um ein Statement gebeten hat.
Das Solo-Statement Bangs stehe in einer Reihe mit Videos, in denen die Sportler Timo Boll (Tischtennis) und Daniel Kreutzer (Eishockey), Theaterchef René Heinersdorf, Sänger Enkelson, Brauereichefin Nina Thea Ungermann und Bürgermeister Thomas Geisel selbst zu Corona-Abstandsregeln und dem Aufenthalt in der Düsseldorfer Altstadt und am Rheinufer äußern.
Empörung bei CDU, FDP und Grünen
Geisels Mitbewerber um den OB-Posten protestierten lautstark. Stephan Keller, CDU, wird mit den Worten zitiert, es sei ihm völlig unverständlich, wie man sich mit so jemandem verbinden könne. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP, zeigte sich in einem Schreiben an Geisel „fassungslos“: „Demokraten sollten nicht in einer Reihe mit Farid Bang stehen. Ihr Verhalten empört mich. Sie werten diesen Rapper auf und verschaffen ihm Aufmerksamkeit. Stefan Engstfeld, die Grünen, wettert: „Die Frage ist nicht, was Farid Bang in dem Video für die Stadt sagt. Der Punkt ist: Farid Bang darf kein Botschafter für die Stadt Düsseldorf sein oder in ihrem Auftrag zu Jugendlichen sprechen. Erst recht darf er nicht vom Stadtoberhaupt zum Vorbild für Jugendliche erklärt werden.“
Der CDU-Fraktionsvorsitzender Rolf Tups forderte im Namen der Christdemokraten eine Sondersitzung des Rates: „Oberbürgermeister Thomas Geisel hat durch die Zusammenarbeit mit dem umstrittenen Rapper Farid Bang eine moralische Grenze überschritten. Heute wurde ein Video des Musikers auf dem städtischen YouTube-Kanal veröffentlicht. Wir fordern OB Geisel nachdrücklich auf, den Clip sofort zu löschen, um weiteren Schaden von der Stadt abzuwenden." Auch die Grüne Ratsfraktion protesierte schriftlich gegen die Verpflichtung von Farid Bang.
Am Mittwochnachmittag distanzierte sich auch die SPD von Thomas Geisel. In einer fünf Sätze langen Pressemitteilung positionierten sich Markus Raub für die SPD-Fraktion und Andreas Rimkus namens der SPD-Partei gegen Farid Bang. Seine Person sei ungeeignet, Vorkommunisse wie in Stuttgart und Frankfurt a.M. in Düsseldorf zu verhindern.
Klarstellung zur jüdischen Gemeinde
Im Rahmen der Pressekonferenz korrigierte Geisel eine vorherige Auskunft seines Pressesprechers, wonach die Jüdische Gemeinde zum Engagement von Farid Bang befragt worden sei. Dem hatte der Gemeindedirektor der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf, Michael Rubinstein, zuvor klar widersprochen. Geisel: „Hier handelt es sich um ein Missverständnis zwischen mir und meinem Pressesprecher.“
Die Gleichstellungbeauftragte der Stadt Düsseldorf, Elisabeth Wilfart, protestierte in einer SMS an Geisel gegen das Engagement des als frauenfeindlich angesehenen Farid Bang.