Düsseldorf: "Housing First" – zuerst ein Zuhause
Mit der kalten Jahreszeit richtet sich der Blick wieder auf die Menschen, die -wie es im Amtsdeutsch heißt – ihren Lebensmittelpunkt auf der Straße haben. Obdachlosigkeit ist in einer reichen Stadt wie Düsseldorf ein Thema, da die Mieten selbst für Normalverdiener kaum mehr zu bezahlen sind. So bleiben viele Wohnungssuchende auf der Strecke und erst recht die, für die eine Wohnung der Weg in ein geregeltes Leben und weg von der Straße bedeutet. Fitftyfifty versucht, mit „Housing First„ einen neuen Weg. Da kaum jemand an Obdachlose vermieten möchte, kauft die Initiative Wohnungen und vermietet sie.
Die Fotos, Videos und Installationen sind in der fiftyfifty-Galerie, Jägerstr. 15, zu sehen
Housing First
Über 50 Personen konnten durch die „Housing First“-Initiative von fiftyfifty bereits in eine eigene Wohnung ziehen. Das ist ein großer Erfolg, da alle Wohnungen durch Spenden finanziert wurden. Viele namhafte Künstler unterstützen das Projekt. Doch trotz der Erfolge sind es nach Schätzungen von fiftyfifty in Düsseldorf weit über 1000 Menschen, die auf der Straße leben und eine Wohnung suchen. Sozialabreiterin Julia von der Lindern betont, dass kein Obdachloser freiwillig auf der Straße lebt. Allerdings ziehen viele Wohnungslose die Straße vor, wenn die einzige Alternative die Notschlafstellen der Stadt sind.
Prof. Katharina Mayer (mitte) Denise Tombers und Gudrun Teich bei der Ausstellungseröffnung
Ausstellung “Ohne mich …” in der fiftyfifty-Galerie
In der fiftyfifty-Galerie macht eine Ausstellung von Fotokünstlerin Katharina Mayer und Videokünstlerin Gudrun Teich gemeinsam mit Obdachlosen auf das Thema Wohnungslosigkeit aufmerksam. Das Ergebnis sind Fotografien, Installationen und Interviews. Die Wohnungslosen erzählen in Filmen von ihren Erfahrungen in städtischen Obdachlosenunterkünften und was ein Zuhause für sie bedeutet. Neben großformatigen Fotos haben die Teilnehmer auch Fototagebücher angelegt, in denen sie ihre Situation vortellen. Sie geben einen Einblick in die städtischen Sammelunterkünfte für Obdachlose, aber auch die ersten Erfolge von „Housing First“.
Kai Hauprich (links) gab bei der Eröffnung einen Einblick in die Obdachlosigkeit
Die Ausstellung wird von Kai Hauprich von der Hochschule Düsseldorf, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften, begleitet. Das zakk und die Altstadt Armenküche waren ebenfalls beteiligt, denn die Ausstellung ist nicht die einzige Veranstaltung.
Die Bilder, die in der Ausstellung keinen Platz fanden, wurden in Fototagebüchern ausgestellt
Zakk am 20. November: ein Überblick
Unter der Überschrift „Das Problem ist geregelt“ wird am Montag (20.11.) um 19.00 Uhr im zakk ein Überblick über Wohnungslosigkeit und mögliche Hilfen gegeben.
Fragestellungen wie „Welche Hilfen können Wohnungslose in Anspruch nehmen?“, „Was unterscheidet eine Notschlafstelle von einer Notunterkunft?“, „Wie gelingt der Wiedereinzug in eine eigene Wohnung?“, „Wer muss trotzdem auf der Parkbank bleiben?“ werden von Kai Hauprich, Hochschule Düsseldorf, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaft beleuchtet. Die Ausstellung von Katharina Mayer und Gudrun Teich wird parallel gezeigt.
Hochschule Düsseldorf am 5. Dezember: das Referat
Ein Referat zu den neuen Anforderungen an die Wohnungslosenhilfe und den Vorteilen von Housing hält Prof. Dr. Volker Busch-Geertsema von der Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung, am Dienstag, 5. Dezember, um 19 Uhr, in der Hochschule Düsseldorf, Münsterstr. 156. Der Sozialwissenschaftler beschäftigt sich seit 25 Jahren mit Fragen sozialer Integration und der Wohnungsnotfallhilfe in Deutschland, Europa und darüber hinaus. Er ist Koordinator des European Observatory on Homelessness.
Maxhaus am 25. Januar: die Diskussion
Eine Diskussionsrunde über Obdachlosigkeit in einer reichen Stadt wie Düsseldorf ist für Donnerstag, 25. Janaur, um 19 Uhr, im Maxhaus, Schulstr. 11, organisiert. Vertreter der Praxis, der Wissenschaft und der Stadt werden sich den Fragestellungen widmen, wie in Düsseldorf mit der steigenden Wohnungslosigkeit umgegangen wird, welchen Bedarf, welche Hilfsmöglichkeiten und Lösungsansätze es gibt.