Kritik der Wohlfahrtsverbände: Düsseldorf plant Kürzungen der Betreuungsstellen für Flüchtlingsintegration
Die Zahl der Flüchtlinge in der Landeshauptstadt sinkt, seit August gibt es keine neuen Zuweisungen. Das hat die Stadt zum Anlass genommen, die bestehenden Unterkünfte zu optimieren. Einige Wohnungen werden nun für Flüchtlinge mit Aufenthaltsstatus, aber ohne Aussicht auf eine Mietwohnung genommen, um die Obdachlosigkeit dieser Menschen zu verhindern. Rund 6000 Flüchtlinge leben aktuell in der Stadt. Betreut werden sie in den Unterkünften durch die Wohlfahrtsverbände. Durch den Rückgang der Zahlen plant die Stadt nun deren Betreuerstellen um ein Drittel zu kürzen.
Stellenstreichung ein Fehler?
Diakonievorstand Thorsten Nolting und Markus Rottmann vom Flüchtlingsrat halten die Pläne der Stadt für fatal. Gerade jetzt, wo es um die Integration gehe, dürfe man die Betreuung nicht reduzieren, meinen beide. Der Aufenthaltsstatus sage nicht über den Betreuungsbedarf aus. Denn seien es während des Verfahrens Fragen über Asylanträge und Anhörungen, müsse nach der Anerkennung bei der Suche nach einer Wohnung, Sprachkursen, Schulplätzen oder einer Arbeit geholfen werden. Nicht alle Asylbewerber seien in der Lage, sich selbständig in einer Stadt wie Düsseldorf mit ihren vielen Behörden und Vorschriften zurechtzufinden, führte auch Eileen Stiehler, Sozialarbeiterin bei der Diakonie, aus. In den vergangenen Jahren hatte die Stadt den Betreuungsschlüssel in den Unterkünften auf einen Sozialarbeiter für 200 Flüchtlinge festgelegt. Nun sollen die 45 finanzierten Stellen bei den verschiedenen Trägern auf 30 reduziert werden.
Ein neues Amt ab Januar zuständig
Durch das neue Amt 54 für Migration und Integration, dessen Leitung die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch übernimmt, will die Stadt die Zuständigkeiten neu bündeln und Abläufe beschleunigen. Über 500 Mitarbeiter werden sich um die Aufgabengebiete der Ausländerbehörde und den Bereich „Zentrale Fachstelle für Wohnungsnotfälle, Obdachlose und Flüchtlinge“ kümmern. Sie werden von ihren bisherigen Ämtern in das neue Amt versetzt. Die Stadt argumentiert auch mit dem Netzwerk der Welcome Points, von denen es mittlerweile zwölf gibt, drei davon mit städtischer Finanzierung. Sie sollen Anlaufstelle für Flüchtlinge und Ehrenamtler sein.
Kommentar: Effektivität zählt
Die Flüchtlinge in Düsseldorf sind meist überfordert mit der Bürokratie, mit der sie klarkommen müssen. Im Asylverfahren bangen sie oft monatelang um ihre Zukunft. Dürfen Sie in Deutschland bleiben, was ist mit den Angehörigen, die auf der Flucht oder im Heimatland zurückgelassen wurden?
Haben sie ihren Aufenthaltstitel, atmen viele ersteinmal durch. Doch schnell merken sie, dass damit zwar ihr Bleiberecht garantiert ist, die Rennerei zu den Behörden sich dadurch aber höchstens verlagert. Die Sprache ist eine große Barriere, aber auch eine Chance schnell Fuß zu fassen. Die Anlaufstellen der Wohlfahrtsverbände helfen, doch ohne Eigeninitiative wird die Integration nicht gelingen. Viele würden auf der Strecke bleiben, wenn nicht die zahlreichen Ehrenamtler täglich unterstützen würden.
Besuche bei Behörden, bei Ärzten, in Schulen oder auch die Orientierung in Wohnumfeld werden vielfach nicht durch die Hauptamtlichen bei den Wohlfahrtsverbänden begleitet, sondern von Ehrenamtlern. Selbst die Suche nach einer Wohnung ist oft privat erfolgreicher als über den Amtsweg. Die Kritik der Wohlfahrtsverbände an der Streichung von Stellen ist verständlich, aber auch in der Vergangenheit wurde ein guter Teil der Integrationsarbeit ehrenamtlich geleistet. Ohne Unterstützung der Stadt. Vielleicht sollte man das System der Mittelvergabe weniger von Planstellen als vielmehr von Effektivität abhängig machen. Hispi das Lernhaus und Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf sind Beispiele für engagierte Arbeit, die sich mühsam über Spenden finanzieren muss.