Düsseldorf Garath 2.0 – Wird die Aufwertung gelingen?
Bevor Stadtdirektor Burkhard Hintzsche am Mittwoch (17.2.) dazu kam, die Bürger bei der Zunkunftskonferenz in der Freizeitstätte Garath zu begrüßen, wurde er von einem Senior aufgefordert, doch zu erklären, was dieses „2.0“ denn überhaupt bedeuten soll. Eine Frage, die symptomatisch für den Abend stand. Viele Bewohner Garaths sind unter 18 oder über 60 Jahre alt. Was für die einen ein Update des Stadtteils auf einen neuen Standard bedeutet, ist für die anderen „neumodischer Kram“.
Stadtdirektor Burkhard Hintzsche begrüßte die Besucher der Zukunftskonferenz
Die vielen Meinungen und Vorstellungen zur Zukunft von Garath unter einen Hut zu bringen und ein Konzept zu entwickeln hat die Firma StadtRaumKonzept GmbH und das Institut für Raumforschung und Immobilienwirtschaft übernommen. Bei einer ersten Runde im Mai 2015 ermittelte man Themen, die die Bürger bewegen, an Zukunftstischen. Nach der Auftaktveranstaltung gab es Expertengespräche, eine Identitätswerkstatt, Befragung der Kinder unter Beteiligung des Jugendamtes, Treppenhausgespräch und ein Sonnenradfest. Rund 140 Themen wurden gesammelt und den 350 Garathern am Mittwoch (17.2.) in fünf Handlungsfelder gegliedert vorgestellt.
Auch Verwaltungsstellenleiter Uwe Sandt (li) ist gespannt, was die Zukunft für Garath bringt
Zukunft des Wohnens
Zu Schlüsselmaßnahmen wurden Modellprojekte für neues Wohnen, die Schaffung neuen Wohnraums, die Stärkung von Wohnberatung vor Ort und die Einrichtung von Begegnungsstätten, angeregt.
Als Planungsamtsleiterin Ruth Orzessek-Kruppa Ideen zum Schaffung neuen Wohnraums vorstellte, schüttelten viele der Anwesenden aber nur ungläubig die Köpfe. Ein städtisches Gelände im Bucholzer Busch für Bebauung freizugeben, war für viele ebenso undenkbar wie die „moderate Entgrünung“ von Flächen. Der Kommentar der Moderatorin Marion Kamp-Murböck „das ist immer das Thema mit den Bäumen“ führte bei den Kritikern zu fassungslosen Blicken.
Ob wirklich Grün weichen muss?
Wohnblöcke über Umzugsketten zu modernisieren war ein weiterer Vorschlag des Planungsamtes. Am Beispiel der Fläche eines Kinderspielplatzes in einer Siedlung zeigte die Amtsleiterin, wie dort ein neues Wohnhaus entstehen könnte. Die Bewohner des Nachbarblocks hätten die Möglichkeit, in das neue Gebäude umziehen und im Anschluss käme die nächste Wohneinheit dran. Eine Idee, für die die Bereitschaft der Anwohner und der Wohnungsunternehmen Voraussetzung wäre. Aus dem Plenum kam die Anregung Baugruppenprojekte zu realisieren, bei denen sich Menschen zusammentun und eine Baumaßnahme gemeinsam angehen.
Zukunft der Nahversorgung und Ideen für Leerstand
Die Garather Zentren und alternative Nahversorgungskonzepte waren Inhalte in diesem Handlungsfeld. Der zunehmende Leerstand belastet die Nebenzentren. Wo die Einkaufsmöglichkeiten fehlen, ist auch kein Treffpunkt mehr für Kommunikation. Das geänderte Einkaufsverhalten der Menschen durch das Internet und die vergrößerten Flächenansprüche der Einzelhandelsketten machen eine Ansiedlung von Geschäften zunehmend schwierig. Ein Problem, mit dem nicht nur Garath zu kämpfen hat. Viele Bürger wünschen sich mehr Einflussnahme durch die Stadt, mit Investoren oder Unternehmen zu sprechen und Hürden für eine Geschäftseröffnung abzubauen. Da die Ansprechpartner von leerstehenden Räumlichkeiten teilweise schwer zu ermitteln sind und für großräumige Neubauten der Platz fehlt, ist hier aber nicht mit einer kurzfristigen Lösung zu rechnen.
Viele leere Ladenlokale belasten die Nebenzentren
Zukunft durch Kultur und Bildung
Durch den Start der neuen Gesamtschule an der Stettiner Straße und dem Neubau der Jugendfreizeiteinrichtung Lüderitzstraße sind hier schon zwei Maßnahme in der Realisierung. Außerdem ist ein Jugendfestival 2016 in Planung. Ziel ist es Kunst und Kultur im Stadtteil zu etablieren und Freizeitmöglichkeiten zu stärken.
Zukunft des Stadtteillebens . Begegnung und Kommunikation
Auch in diesem Handlungsfeld konnte bereits die erste Maßnahme umgesetzt werden. Die Zukunftswerkstadt hat die Bewirtschaftung des Cafés in der Freizeitstätte übernommen und verpflegten die Besucher der Zukunftskonferenz mit Fingerfood. Bewohnergetragene Initiativen sollen gestärkt und ihnen Raum angeboten werden, sich zu treffen und auszutauschen. Alle Garather sind aufgerufen, sich mit Handyfilmen über ihre Sicht auf den Stadtteil an der Schaffung eines Imagefilms zu beteiligen.
Zukunft des öffentlichen Raums – Architektur und Gestaltung
Die Umgestaltung der Bürgerwiese soll ein erster Schritt sein. Die Freiräume in Garath sollen angesehen werden und ein Konzept erarbeitet, wie man sie sinnvoll nutzen oder ändern kann. Eine Aufwertung des Bahnhofs mit Umfeld will man durch Ansprache der Deutschen Bahn erreichen. Ob die Wohnungsgesellschaften in Planungen zur Umgestaltung einzubeziehen sind, muss geprüft werden.
Oberbürgermeister Thomas Geisel ist begeistert über das Engagement der Garather und begrüßt die Revitalisierung
Chance für Garath?
19.000 Menschen leben in Garath. Der rege Besuch der Zukunftskonferenz und die Beteiligung vorab haben gezeigt, dass die Garather ihren Stadtteil mögen und ihn aufwerten wollen. Zahlreiche Mitarbeiter der Verwaltung waren bei der Konferenz dabei und haben notiert, was an weiteren Gesichtspunkten und Anregungen zu den Handlungsfeldern gesagt wurde. Jede Maßnahme für sich würde nichts verändern, aber die Hoffnung besteht, dass die Gesamtheit der kleinen Schritte dann zu einer Veränderung im Stadtteil führt. Was machbar ist und was letztlich zu Garath passt, wird in einer Abschlusspräsentation im Sommer vorgestellt. Ob Ideen die Chance bekommen umgesetzt zu werden, wird sich dann zeigen.