Die Bewohner von Düsseldorf Lichtenbroich kritisieren die Pläne für neue Flüchtlingsunterkünfte
Mit weiteren 9000 Flüchtlingen rechnet Miriam Koch, Flüchtlingsbeauftrage der Stadt Düsseldorf, bis zum Jahresende. Daher werden in allen Stadtteilen neue Unterkünfte geplant. Am Montagabend (29.2.) informierte Miriam Koch die Bürger von Lichtenbroich über die Pläne. Gut 500 Lichtenbroicher waren ihrer Einladung gefolgt. Sie waren alles andere als begeistert über die Aussichten.
Der Gemeindesaal der serbisch orthodoxen Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt
Große Bedenken bei den Bürgern
„Lichtenbroich ist künftig eingekreist von Flüchtlingsunterkünften“, klagt eine ältere Dame. „Die Masse an Flüchtlingen verhindert die Integration“, meint ein Herr und ist sich da ganz sicher. Andere argumentieren zum Schein für die Asylbewerber und betonen die zu große Lärmbelastung auf den vorgesehenen Grundstücks an der Straße „In der Nießdonk“.
Birgit Lilienbecker vom Amt für Gebäudemanagement stellte die Baupläne vor
Verlust an Lebensqualität durch die Flüchtlingsunterkünfte
Es war am Montag keine leichte Veranstaltung für Miriam Koch. Die Stimmung im Saal war aufgeheizt. Lichtenbroich hat knapp 5500 Bewohner und nun sollen mit den beiden neuen Unterkünften (In der Nießdonk: 500 Personen, Franz-Rennefeld Weg: 160 Personen) nochmal 660 Flüchtlinge hinzukommen. Die Struktur des Stadtteils ist geprägt von Ein- und Zweifamilienhäuser. Die Anwohner erkennen, dass die Diskussion über die Standorte gelaufen ist. Nur Information und Abstimmung über Details ist für die Bürger vorgesehen.
Entscheidungen fallen ohne Bürgerbeteiligung
Auch die Bezirksvertreter hatten kaum Möglichkeit, auf die Pläne Einfluss zu nehmen. Ein Brandbrief ans Rathaus sollte die Unterbringung von noch mehr Flüchtlingen im Bezirk 6 (Lichtenbroich, Mörsenbroich, Rath und Unterrath) verhindern. Doch im Gespräch mit der Stadt wurde lediglich erreicht, dass die Zahl nicht sinkt. Das bedeutet, dass für die Standorte Borbecker Straße und die Traglufthalle an der St. Franziskusstraße, die im Laufe des Jahres aufgegeben werden, die beiden neuen Unterkünfte in Lichtenbroich errichtet werden.
Olaf Lehne (links) und Birgit Schentek (rechts), beide CDU, schienen nicht zufriden mit den Informationen
Die CDU-Vertreter der BV 6 blieben bei der Bürgerinformation still. Bezirksbürgermeister Ralf Thomas und BV-Mitglied Monika Growe, beide SPD, versuchten eine Brücke zu den Kritikern des Abends zu bauen. „Wir können den Menschen nur freundlich entgegenkommen“, sagte Monika Growe. Ein Schritt, der vielen Anwesenden bereits zu groß erschien.
Mit den zusätzlichen Wohnanlagen befürchten die Anwohner eine Ghettoisierung für die Asylbewerber. Plätze in Kindergärten und Grundschulen würden fehlen, die Infrastruktur sei nicht ausreichend und medizinische Versorgung gebe es vor Ort auch nicht. Bedenken über Wertverlust der Immobilien, steigende Kriminalität und den Verlust der Lebensqualität in Lichtenbroich wurden ebenfalls geäußert. Viele Besucher der Bürgerinformation fühlten sich in ihren Ängsten von Miriam Koch und der Stadt nicht ernst genommen.
Die temporäre Nutzung ist zugesagt
Die Flüchtlingsbeauftragte betonte die befristete Nutzung der Flächen, wobei sie keine Versprechungen zur Dauer machen konnte. „Wir müssen in diesem Jahr auf Perspektive fahren“, sagte sie, denn niemand könne vorhersehen, wie sich die Lage weiter entwickelt. Die Gespräche mit den Anwohnern sollen weiter geführt werden. Bereits am Dienstag (1.3.) findet ein Termin mit dem Amt für Verkehrsplanung statt, bei dem die Gegebenheiten des Grundstückes „In der Nießdonk“ begutachtet werden sollen.