Düsseldorf Golzheim: Schriftstellerin Ingrid Bachér verfasst Protestnote gegen Umgestaltungsentwurf des Reeser Platzes
Das "39er-Denkmal" am Reeser Platz wurde in des NS-Zeit errichtet und zeigt Wehrmachtssoldaten, die in den Krieg ziehen. Da die Darstellung strittig ist, hatte die Bezirksvertretung 1 eine Kunstkommission beauftragt, einen Vorschlag zur Umgestaltung des Platzes zu entwickeln. Die Bürger hatten die Möglichkeit ihre Vorstellungen einzubringen. In der Ratssitzung am 71. und 18. Juni soll nun abschließend über die Empfehlung der Kunstkommission entschieden werden. Diese hatte sich für den Entwurf „THOSE WHO HAVE CROSSED“ von ULTRASTUDIO entschieden. Die Schriftstellerin Ingrid Bachér, Mitglied im Beirat von fiftyfifty, hat einen Aufruf dagegen verfasst.
Das "39er-Denkmal" am Reeser Platz in Golzheim, Foto: Stadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer
Die Umgestaltung des Krieger-Denkmals am Reeser Platz soll demnach durch eine Stahl-Brücke erfolgen. Die genannten Realisierungskosten liegen bei 812.513 Euro. Die Folgekosten über 10 Jahre betragen nach Angaben der Einreichenden 98.000 Euro. Mit der Protestnote soll der Rat der Stadt Düsseldorf aufgefordert werden, sich nach der Debatte gegen die Empfehlung der Kunstkommission zu entscheiden. Den Aufruf von Ingrid Bachér haben unter anderem Gerhard Richter, Günther Uecker, Katharina Sieverding, Hubert Ostendorf und Hans Peter Heinrich unterzeichnet.
Der Aufruf im Wortlaut
"Nicht wieder!
Nicht wieder der Aufguss von gestern, nicht wieder das, was stark erscheint und uns schwach macht. Nicht wieder der Reeser Platz, gepflasterter Aufmarschplatz der Nazis 1939, von uns seit 80 Jahren wie ein Museumsstück erhalten zur Freude und zur eifrigen Benutzung von den Apologeten nationalsozialistischer Ideen, beklagt von den Anwohnern, die diesem Treiben hilflos zusahen.
Das sollte sich ändern. Zum Wettbewerb ausgeschrieben wurden Platz und das Denkmal der toten Krieger, die nicht aufhören können, in den Kampf zu ziehen. Es sollte ein humaner „Lern- und Erinnerungsort“ werden, so wurde gefordert!
Jetzt wurde ausgewählt. Und siehe da, unterschwellig genährt von der Vergangenheit, war sie wieder da, die Hybris der Dominanz, die kämpferische Gebärde, das versehentliche Stahlgewitter, nein Pardon, die Stahlrampe. Sie gewann den ersten Preis: eine 50 Meter lange begehbare Rampe, die von einem eigens dafür anzulegenden hohen Hügel ausgeht, über das Denkmal schwebt und oberhalb des Aufmarschplatzes mit einer Tribüne für Redner endet, nachts hell erleuchtet. Welch neue Möglichkeiten der Agitation und zum fröhlichen feiern, wenn zugelassen wird, was wir nie wieder wollten.
Nicht wieder das Alte nur anders. Die Politik ist gefordert, sie wird zur Verantwortung gezogen werden. Wir sind gefordert, Stellung zu beziehen, Frieden zu bewahren und die Toten ruhen zu lassen.
Keine neue Aufmerksamkeit den Aufmärschen der Vergangenheit!"