Düsseldorf für alle: Kreative und laute Demo mit klarer Botschaft am Vorabend zum 1. Mai
Rund 800 Menschen hatten sich am Dienstagabend (30.4.) an der Kiefernstraße zur Demonstration „Für eine rebellische Stadt“ getroffen. Mit Musik und klaren Botschaften forderten sie ein Ende des Investorenwahns in Düsseldorf, bezahlbaren Wohnraum für alle Bürger und den Erhalt alternativer Kultur-Orte. Daher endete die Demo mit einer Party an der Brause, denn das Kunst- und Kulturzentrum muss nun endgültig schließen und Bauprojekten weichen.
An der Kiefernstraße starteten sich die Demonstranten
Das Bündnis für eine rebellische Stadt hatte zur Demonstration eingeladen und rund 800 Menschen waren dem Aufruf gefolgt. Die Polizei stufte die Veranstaltung als friedlich ein und so einigte man sich im Vorfeld darauf keine Ordner stellen zu müssen und sogar Getränke in Glasflaschen während der Demo wurden nicht verboten.
Bei der Demonstration gab es immer wieder kleine Stopps für Reden und Aktionen
Denn das Ziel der Demonstration war nicht Krawall oder Protest der autonomen Szene. In Düsseldorf gingen die Menschen „Gegen Ausgrenzung und Ausverkauf“ auf die Straße und der Startpunkt an der Kiefernstraße war bewusst gewählt. Das ehemalige Synonym für alternatives Wohnen wird immer mehr von Investoren übernommen, die Luxussanierungen oder Neubauten vorantreiben. Die ursprünglichen Bewohner können sich die neuen Wohnungen nicht leisten und werden vertrieben. So verändern sich immer mehr Quartiere.
Betti Tielker nahm verkleidet als fette Spekulantin teil, die schwer an ihrem Rucksack voller Geld zu tragen hatte
Das Bündnis für eine rebellische Stadt stellt sich gegen diese Entwicklung und fordert soziale und kulturelle Freiräume für die Menschen. Es kritisiert die Stadt, die Investoren und Spekulanten den Weg ebnet. So plante der Projektentwickler „Cube Real Estate“ für das Geländes an der Erkrather Straße Ecke Kiefernstraße ursprünglich den Bau von Hotel und Mikroappartements. Eine Bauvoranfrage gab es bereits. Die Bewohner der Kiefernstraße fordern eine Mitbestimmung über die Nutzung des Geländes, auf dem dringend bezahlbarer Wohnraum entstehen solle. Der Proteste erreichte nun die Änderung der Bauvoranfrage, in der von 56 geförderten Wohnungen für die Familien, Studierenden und Bürgerinnen und Bürgern mit geringem Einkommen die Rede ist. Hinzu kommen etwa 60 freifinanzierte kleinteilige Wohnungen. Betti Tielker beschrieb dies in ihrer Rede zu Beginn der Demonstration als Mogelpackung, aber immerhin sei das Hotel vom Tisch.
Kreativ setzten die Teilnehmer den Inhalt der Demo um
An der Demonstration nahmen vielen Menschen mit kreativen Plakaten und künstlerischen Bauten teil. Denn zahlreiche Häuser, graue Zweckbauten und individuelle bunte Wohnhäuser in Stil der Kiefernstraße, waren aus Pappe entstanden und zeigten, was die Stadt braucht. Es ging gegen Luxusprojekte für wenige und für bezahlbaren Wohnraum für alle. Räume und Plätze für alternative und selbstbestimmte Kultur machten Düsseldorf lebenswert, zeigten die Teilnehmer. So wurde vor der Demo eine alternative Stadtkarte „Düsseldorf für alle“ verteilt, auf denen man Kö-Bögen und Andreasquartier vergebens sucht. Dort sind Anlaufstellen wie STAY!, das Weltkunstzimmer und das Jugendzentrum PLUS eingetragen.
Plakate und Banner mit klarer Aussage
Große Wohnungskonzerne, die nur ihre Rendite verfolgen und nicht das Wohl der Bewohner im Blick haben, müssten enteignet werden, finden die Bündnismitglieder. Denn Wohnen sei ein Menschenrecht und deshalb hätten Wohnungsunternehmen eine gesellschaftliche Verantwortung. Die Stadt solle lebenswert für alle Düsseldorfer und Düsseldorferinnen sein, unabhängig vom Geldbeutel. Die Aktivisten wendeten sich gegen die Privatisierung, die Entfernung von Sitz- und Schlafgelegenheiten, die Luxussanierung von Wohnraum und die Vertreibung von Obdachlosen – kurz gegen Ausgrenzung und Ausverkauf.
Kiefernstraße
Die Straße, in der nach 1902 Werkswohnungen für die Fabrik der „Düsseldorfer Eisen- und Drahtindustrie“, deren Gelände sich auf der benachbarten Fichtenstraße befand, kam 1975 nach der Stilllegung des Werkes in die Schlagzeilen. Die Häuser gingen in städtischen Besitz über, man plante ein neues Gewerbegebiet und begann mit der Entmietung der Häuser. Die Wohnungsknappheit führte damals zu Hausbesetzungen und der Protest der Bürger führte schließlich dazu, dass die Bewohner legale Nutzungsverträge erhielten und die Stadt schließlich 1987 Mietverträge mit den Hausbesetzern abschloss.