Düsseldorf: Reformbewegung Maria 2.0 klebt sieben Thesen an Kirchentüren
Bewusst vor der Vollversammlung der Deutschen Bischöfe (23. bis 25. Februar) hat die Reformbewegung Maria 2.0 öffentlichkeitswirksam ihre Thesen über eine lebendige Kirche verbreitet. In Stile Luthers hängten sie sieben Thesen an Kirchentüren – allein in Düsseldorf und Haan über 50 Mal. Der bundesweiten Aktion schlossen sich viele Maria 2.0.- Gruppen an.
In St. Cäilia in Benrath hatte sich aus der Gemeinde niemand gefunden, der die Thesen an der Kirche anbringen wollte. Doch Engagierte aus der Nachbarschaft halfen aus.
Thesen an über 50 Kirchen
An einigen Kirchen hingen die sieben Thesen nur kurz und wurden dann unauffällig von den Kirchenverantwortlichen entfernt. In anderen Gemeinden hatte sich niemand gefunden, der die Reformbewegung Maria 2.0. unterstützt wollte. Doch an über 50 Kirchen in Düsseldorf und Haan wurde das Thesenpapier der Frauen angebracht.
Inhalt der sieben Thesen sind Hinweise auf die Missstände in der katholischen Kirche und Forderungen nach Reformen hin zu einer zukunftsfähigen Kirche. Alle Menschen sollen Zugang zu allen Ämtern in der Kirche haben, unabhängig vom Geschlecht, verlangt die Reformbewegung. Zwingend erforderlich sei die Aufklärung, Verfolgung und Bekämpfung der Ursachen von sexualisierter Gewalt. Darüber hinaus fordern die Frauen eine wertschätzende Haltung gegenüber selbstbestimmter, achtsamer Sexualität sowie die Aufhebung des Pflichtzölibats.
Auch im Kirchengemeindeverband Düsseldorfer Rheinbogen setzte sich Aktive für die Forderungen von Maria 2.0. ein – hier an St. Hubertus in Itter
Bischofskonferenz soll sich den Forderungen stellen
Die 68 Mitglieder der Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz treffen sich coronabedingt vom 23. bis 25. Februar 2021 online. Neben einem Studientag zu den Erfahrungen mit Kirchenaustritten und Kirchenverbleib, will das Gremium der katholischen Führungskräfte über das Themenfeld „Aufklärung und Aufarbeitung“ sprechen. Dabei will man Konsequenzen aus der Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ (MHG-Studie) erörtern.
Bei St- Matthäus in Garath engagieren sich Doris Lausch und Angelika Schmerfeld für Maria 2.0.
Die Reformbewegung Maria 2.0. geht seit Mai 2019 mit ihren Forderungen nach Veränderungen in der Kirche an die Öffentlichkeit. Aus ihrer Sicht ist es notwendig, dass die Deutsche Bischofskonferenz endlich beginnt, sich ernsthaft mit den in der katholischen Kirche notwendigen Reformen auseinanderzusetzen, den Willen zu Veränderungen glaubhaft macht und durch Taten bezeugt. Maria 2.0. ist eine bundesweit vernetzte Graswurzelbewegung, die immer wieder mit Aktionen in Kirchengemeinden und Bistümern auf sich aufmerksam macht. Hier geht es zu weiteren Informationen z Mara 2.0.
Diese Plakate mit den sieben Thesen kleben an den Kirchentüren
Die Thesen von Maria 2.0.
Thesen 2.0 – An alle Menschen, die guten Willens sind
1. Heute haben alle Menschen nach dem Grundgesetz gleiche Rechte – nicht so in der katholischen Kirche. Mannsein begründet Sonderrechte. Unsere Kirche ist eine gerechte Kirche, in der alle Menschen die gleiche Würde und die gleichen Rechte haben und damit Zugang zu allen Ämtern.
2. Klerikalismus ist eines der Grundprobleme der katholischen Kirche und fördert den Machtmissbrauch mit all seinen menschenunwürdigen Facetten. Unsere Kirche ist partizipativ. Alle haben gemeinsam Verantwortung am Sendungsauftrag, Macht wird geteilt.
3. Schon viel zu lange gilt die katholische Kirche ein Tatort sexueller Gewalt. Kirchliche Machthaber halten Informationen zu solchen Gewaltverbrechen unter Verschluss und stehlen sich aus der Verantwortung. Unsere Kirche ist glaubwürdig, geprägt durch respektvollen Umgang und Transparenz. Taten sexualisierter Gewalt werden umfassend aufgeklärt und Verantwortliche zur Rechenschaft gezogen. Die Ursachen werden konsequent bekämpft.
4. Die im Katechismus gelehrte Sexualmoral ist lebensfremd und diskriminierend. Sie orientiert sich nicht am christlichen Menschenbild und wird von der Mehrheit der Gläubigen nicht mehr ernst genommen. Unsere Kirche ist bunt. Sie zeigt eine wertschätzende Haltung und Anerkennung gegenüber selbstbestimmter, achtsamer Sexualität und Partnerschaft.
5. Die Zölibatsverpflichtung hindert Menschen daran, ihrer Berufung zu folgen. Wer diese Pflicht nicht durchhalten kann, wird dazu verleitet, Scheinfassaden aufzubauen, und wird in existentielle Krisen gestürzt. Unserer Kirche ist lebensnah; in ihr ist die zölibatäre Lebensform keine Voraussetzung für die Ausübung eines Weiheamtes.
6. Prunk, dubiose Finanztransaktionen und persönliche Bereicherung kirchlicher Entscheidungsträger haben das Vertrauen in die Kirche tiefgreifend erschüttert und schwinden lassen. Unsere Kirche wirtschaftet verantwortungsvoll und nachhaltig. Sie verwaltet das ihr anvertraute Vermögen nach christlichen Prinzipien.
7. Alles in allem hat die Kirche ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Sie hat nicht mehr den Mut und die Kraft, christliche Werte in den heutigen Kontext einzubringen. Unsere Kirche ist relevant für Menschen, Gesellschaft und Umwelt. Unser Auftrag ist die Botschaft Jesu Christi. Wir handeln danach und stellen uns dem gesellschaftlichen Diskurs.