Düsseldorf: Graffitis – ist das Kunst oder muss das weg?
Der Fall des Graffiti-Wettbewerbs in Garath erregt immer noch die Gemüter. Ein vom Künstler Damiam Bautsch durchgeführter Sprayer-Contest am Sonntag (10.7.) lief aus dem Ruder. Am Ende waren die legal an die Mauer der Feuerwehrwache gesprayten Kunstwerke als gewaltverherrlichend eingestuft und mit schwarzer Farbe „neutralisiert“ worden. Die beiden Motive, die die gewaltsamen Proteste gegen das G20-Gipfeltreffen in Hamburg thematisierten, gingen Betrachtern und Politikern zu weit.
Die fragwürdigen Graffitis
Während die eine Darstellung den Spruch „1, 2 oder 3 letzte Schanze vorbei! Ob du wirklich richtig stehst… siehst du wenn das Licht angeht“ im Zusammenhang mit einem Turm darstellt, der zwei Moletovcocktails in den Händen hält, ist das zweite Bild noch extremer. Ein mit Baseballschläger und Moletovcocktail bewaffneter, vermummter Demonstrant steht einem Polizisten gegenüber, dem das Visier des Helmes zertrümmert wurde. Dazu der Schriftzug „Friede, Freude, Bullen klatschen“.
Wer die Graffitis gesprayt hatte, will der Veranstalter nicht sagen. Es heißt, Damian Bautsch habe die fertigen Bilder am Sonntag nicht mehr gesehen und sei am Montag selber von den Aussagen überrascht worden. Bemerkt wurden sie am Montag von den Mitarbeitern der Feuerwehrwache, die nach den Einsätzen ihrer Kollegen in Hamburg während des G20-Gipfels entsetzt waren, über die gewalttätigen Darstellungen.
Kritik auch von Jacques Tilly
Jacques Tilly, der mit seinen Werken gerne polarisiert und selber mit einer Trump-Figur in Hamburg bei den G20-Protesten war, sieht bei den Garather-Graffitis die Grenze des guten Geschmacks überschritten. Kunst darf in seinen Augen kritisch sein und Botschaften transportieren, aber extreme Gewalt so zu verharmlosen sei absolut unangemessen. Er hatte sich gemeinsam mit Greenpeace für humorvolle, kreative und absolut friedliche Kritik an dem G20-Treffen entschlossen und berichtet von vielen Tausend Demonstranten, die mit Fahrradklingeln und Aktionen ein Gegenbild zu Gewalt setzten. Seine für Hamburg erstellte Figur des amerikanischen Präsidenten unterstützte die Darstellung des gewaltfreien Protestes und ging in Bildern um die ganze Welt.
Thema in der Ratssitzung
Diskutiert wurden die Graffitis auch bei der Sitzung des Düsseldorfer Stadtrates am Donnerstag (13.7.). Vor dem Rathaus hatten die Streetworker von fiftyfifty sich gegen die Zensur der Bilder und für einen Dialog eingesetzt. Ihre Aktion fand wenig Zustimmung und die Meinung vieler Ratsleute war eindeutig: Das hatte nichts mehr mit der durch das in Artikel 5 des Grundgesetzes manifestierte Recht auf frei Meinungsäußerung und künstlerische Freiheit zu tun. Wichtig war den Ratsleuten, dass der Veranstalter die von der Bezirksvertretung genehmigten 600 Euro nicht erhält und künftig klare Regeln bei Wettbewerben gelten, die die Gestaltung öffentlichen Raums angeht.
Der von den Streetworkern geforderte Dialog kam nicht zustande. Sie kämpften auf verlorenen Posten, da auch die Graffiti-Künstler und der Veranstalter zu keinen Gesprächen bereit waren. Der Versuch, die Proteste von Hamburg auf die inhaltlichen Aussagen der G20-Aktivisten zu lenken, misslang.