Düsseldorf: Voller Burgplatz am Samstag – Corona-Spaziergänger, Elterndemonstration und Versammlung der Bruderschaft Deutschland
Wer am Samstagnachmittag (16.5.) am Düsseldorfer Burgplatz vorbei kam, der glaubte sich in vergangene Zeiten versetzt – vor Corona. Abgesehen von dem großen Polizeiaufgebot gab es dort ein großes Treffen unterschiedlicher Gruppen und lockere Stimmung.
Mitglieder der Bruderschaft Deutschland trafen sich mit Vertretern von Hooligans gegen Salafisten
Die Elterngruppe „Familien in der Krise“ hatte eine Demonstration angemeldet, an der zahlreiche Familien mit Kindern teilnahmen. Allerdings mussten die Eltern in Kauf nehmen, dass Protestler gegen die Grundgesetzbeschränkungen, eine Impfpflicht, drohende Diktatur, Fake-News in den Medien, politische Vertreter der AfD und Republikaner und die Bruderschaft Deutschland sie umringten. Die Polizei wies nur den Mitgliedern und Freunden der Bruderschaft Deutschland eine separate Versammlungsfläche zu. Alle anderen Personen tummelten sich auf den Burgplatz, ohne Rücksicht auf Corona-Abstandsvorgaben. Das in der Coronaschutzverordnung festgelegte Versammlungsverbot und die Abstandspflicht wurden weder von Polizei noch vom Ordnungsamt kontrolliert und durchgesetzt.
Der Spaziergang wurde kurz von der Polizei gestoppt, durfte dann aber weitergehen
Die Spaziergänge der Gegner der Corona.Maßnahmen wiederholten sich auch am Samstag. Bereits am Samstagmittag hatte eine Gruppe unter dem Namen „Widerstand 2020“ eine Menschenkette an der unteren Rheinwerft veranstaltet. In Düsseldorf Benrath traf sich um 13 Uhr ein Dutzend Menschen zum Spaziergang. Zahlreiche Teilnehmer dieser beiden Veranstaltungen kamen anschließend zum Burgplatz. In den Sozialen Netzwerken hatte man sich für 15:30 Uhr zu einem weiteren Spaziergang verabredet. Es traf sich eine gemischte Gruppe an Menschen, zu denen neben Verschwörungstheoretikern, Impfgegnern, Corona-Leugnern und Reichsbürger auch Mitglieder der Bruderschaft Deutschland, Identitären, AfD und Republikanern gehörten. Die Spaziergänger, die sich nicht diesen Gruppierungen zugehörig fühlen, ignorierten, dass sie von Organisation instrumentalisiert werden.
Den report-D Kommentar zu den Spaziergängen finden sie hier.
Zu den Menschen auf dem Burgplatz gehörte auch ein Mann mit Kipa
Nachdem rund 300 Spaziergänger am vergangenen Samstag (9.5.) ungehindert von Polizei und Ordnungsamt bis zum Landtag gehen konnten und dort auch nicht daran gehindert wurden, die Bannmeile zu verletzen, war die Polizei diesmal deutlich präsenter. Die Zahl der Spaziergänger war auf das Doppelte angewachsen. So versammelten sich zusätzlich zu der angemeldeten Elterndemonstration rund 600 Menschen auf dem Burgplatz. Die Gruppe der Bruderschaft Deutschland wurde von der Polizei getrennt und im Blick gehalten. Davon abgelenkt, bemerkte die Polizei offenbar nicht, wie rund 350 der Spaziergänger sich auf den Weg Richtung Landtag machten. Am Alten Hafen versuchten Einsatzkräfte der Polizei sie zu stoppen, doch die Gruppe zog weiter. Diesmal wurden sie allerdings dazu angehalten, die Bannmeile zu respektieren. Nach ihrem Spaziergang versammelten sich die Corona-Leugner erneut auf dem Burgplatz.
Die politische Botschaft der Spaziergänger war deutlich auf Plakaten, ihrer Kleidung und dem mitgeführten Grundgesetz zu erkennen. Die Polizei beließ es bei Beobachtung der Menschen und teilte am Sonntag auf Nachfrage mit, alles sei friedlich verlaufen. Auf die Nachfrage von report-D, wieso die Abstandregeln nicht eingehalten werden mussten, teilte die Polizei mit, dafür sei das Ordnungsamt der Stadt zuständig. Das Ordnungsamt berief sich bereits am vergangenen Wochenende darauf, dass der Einsatz federführend von der Polizei verantwortet werde. Erneut war Passanten nicht zu vermitteln, warum die Corona-Spaziergänger sich nicht an Regeln halten müssen.
Den report-D Kommentar zu den Spaziergängen finden sie hier.