Düsseldorf: Rund 300 Gegner der Corona-Auflagen führen Polizei und Ordnungsamt vor
Der Düsseldorfer Polizei ist es am Samstag (9.5.) nicht gelungen, die Bannmeile um den nordrhein-westfälischen Landtag zu schützen. Rund 300 Demonstranten narrten die spärlich vertretenen Ordnungshüter, bogen unter der Rheinkniebrücke plötzlich rechts ab, umrundeten das Parlament und standen und saßen anschließend innerhalb des Bannkreises. Für sie – ein großer Erfolg. Das Sicherheitspersonal des Landtags war sichtlich besorgt. Offenbar nachalarmierte Polizeikräfte trafen erst ein, als sich die Demo bereits größtenteils aufgelöst hatte.
Bereits zuvor auf dem Burgplatz ignorierten Polizei und Mitarbeiter des Ordnungsamts der Stadt Düsseldorf die Coronaauflagen – während zufällig vorbeikommende Passanten immer wieder verwundert fragten, warum die Hygiene- und Abstandsgebote offenbar außer Kraft gesetzt waren. Abstandsregeln und Maskenpflicht, Personenanzahl und sogar die Helmpflicht bei einem demonstrativ helmlos vorfahrenden Harley-Chapter mit Duisburger Kennzeichen wurden von der Düsseldorfer Polizei nicht einmal angemahnt. Es gab keinerlei Durchsagen, keine Aufforderung, sich an die Auflagen zu halten. Stattdessen scherzten und plauderten Polizeibeamte auf dem Burgplatz und vor dem Landtag mit der vom NRW-Innenministerium als rechtsextrem eingestuften Bruderschaft Deutschland.
Als sich die Menge gegen 16.30 Uhr auf dem Burgplatz zu dem angekündigten Spaziergang in Bewegung setzte, war die Einsatzleitung offenbar überrascht. Es dauerte es mehrere Minuten, bis zwei Ordnungshüter zu Fuß, etwas später zwei Fahrradpolizisten der Menge folgten. Erst mit weitem Abstand schlossen sich zwei Streifenwagen an.
Die Demonstration wandte sich gegen die Auflagen zur Eindämmung des Coronavirus, gegen Bill Gates als neuen Weltherrscher und Zwangsimpfer und angeblich für die Grundrechte. Versammelt war eine Vielzahl von Menschen. Neben besorgten Bürgern hielt der AFD-Oberbürgermeisterkandidat ein Schild hoch, auf dem er ein Ende des Shutdown forderte. Die Bruderschaft Deutschland hatte nahezu vollzählig Ausgang. Ein Mann entzündete Räucherkraut in einer Schale. Vor dem Schlossturm wurde das Lied „Die Gedanken sind frei gesungen“.
Teilnehmer beschuldigten die Bundes- und Landesregierung, Beschlüsse jenseits von Recht und Gesetz getroffen zu haben. Grundrechte seien unrechtmäßig eingeschränkt worden. Das Coronavirus sei gar nicht so gefährlich, wie immer behauptet. Impfgegner und Verschwörungstheoretiker gehörten ebenfalls zu den Teilnehmern. Unterstützt fühlte sich die Versammlung einerseits durch ein Schreiben katholischer Bischöfe, in dem diese vor einer Weltregierung und der Einschränkungen von Freiheitsrechten warnen. Zum anderen mussten sie auf ihrem Weg zum Landtag nur nach rechts zum Container des Stadtstrandes schauen. Auch dort wurden unter den Augen des Ordnungsamtes Düsseldorf Abstandsregeln bei Verkauf von Getränken nicht eingehalten. Die Menschen saßen unmittelbar vor dem Container in großen Gruppen auf der Wiese.
Bereits um 13 Uhr am Samstag hatte sich eine Gruppe von rund 50 Personen auf dem Marktplatz in Düsseldorf Benrath versammelt. Auch dort sorgten die dicht an dicht stehenden Menschen ohne Mundschutz für Verwunderung bei Passanten. Mitarbeiter des Düsseldorfer Ordnungsamtes ermahnten kurz, hielten danach aber Abstand zu der Gruppe, die einmal um den Block spazierte und sich für ein Gruppen-Selfie aufstellte.