Düsseldorf: Diakonie-Projekt „Care-Leaver“ unterstützt junge Geflüchtete
„UMF“ ist die Abkürzung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Viele Kinder und Jugendliche sind ohne Eltern nach Deutschland gekommen. Die Wohlfahrtsverbände kümmern sich in Wohngruppen, Wohngemeinschaften oder durch Pflegefamilien um sie. Doch mit der Volljährigkeit beginnt für die Jugendlichen ein neuer Lebensabschnitt, bei dem sie mit vielen Themen alleine klarkommen müssen. Die Diakonie bietet den jugendlichen Geflüchtetn im Rahmen des Projekts „Care-Leaver“ Unterstützung an.
Ohne Familie in Deutschland
Nach Abschluss der Schule in eine eigene Wohnung zu ziehen und sich von den Eltern zu befreien ist für viele Jugendliche ein Ziel. Doch die neue Lebenssituation mit Ausbildung, Arbeit, Studium oder der Orientierung was die Lebensziele sind, stellt viele Jugendliche vor Herausforderungen. So geht es auch Kadir. Er ist 22 Jahre alt und kam vor fünf Jahren als Geflüchteter ohne Begleitung nach Deutschland. Damals war er noch Minderjährig und wurde in eine Pflegefamilie vermittelt.
Gekümmert hatte sich darum das Team von „Jump“, der Diakonie-Hilfe für unbegleitete minderjährige Geflüchtete. „Jump“ bietet auch Wohngemeinschaften, in denen die Jugenlichen auf ein selbstständiges Leben vorbereitet werden. Die Hilfen für jugendliche Geflüchtete sind umfangreich, doch sie enden kurz nach dem 18., spätestens zum 21. Geburtstag. Schwierig für alle, die die deutsche Sprache dann vielleicht noch nicht vollständig beherrschen, über deren Asylantrag möglicherweise noch nicht entschieden wurde, ohne Eltern oder andere Verwandte als tragendes Netz.
Anlaufstelle für junge Erwachsene
Beim Projekt „Care Leaver“ der Diakonie Düsseldorf haben Kadir und andere junge Erwachsene immer noch eine Anlaufstelle. Hier finden sie ein offenes Ohr bei Fragen oder Problemen. In Düsseldorf-Flingern gibt es drei Mal wöchentlich eine offene Sprechstunde bzw. Einzeltermine während des Kontaktbeschränkungen, in der die Diakonie-Betreuer*innen bei der Wohnungssuche helfen, eine Ausbildungsstelle zu finden oder notwendige Formulare auszufüllen. Wenn die Corona-Kontaktbeschränkungen gelockert werden können, soll es auch Gruppenangebote geben.
Geflüchtete als Mentoren
Wichtiger Bestandteil des Care-Leaver-Programms ist das Engagement der jungen Menschen. Denn es lebt davon, dass die Älteren den Jüngeren ihre Erfahrungen weitergeben. Kadir ist gerne Mentor und wirbt in seiner Schule und auch beim Sport bei anderen geflüchteten Jugendlichen für das Care-Leaver-Programm. Er übersetzt auch ehrenamtlich für andere Jugendliche, die noch nicht so lange in Deutschland sind, denn er selber spricht mittlerweile hervorragend Deutsch. Gleichzeitig profitiert er selber von der Unterstützung. „Die ganzen Anträge zum Beispiel, da ist es gut, wenn ich Hilfe bekomme,“ erklärt der 22-Jährige. Nach vier Jahren Bearbeitungszeit wurde seinem Asylantrag endlich stattgegeben. Jetzt holt er seinen Realschulabschluss nach und will danach bei einer Drogeriekette seine Ausbildung machen. Unterstützung braucht er immer weniger, doch den Kontakt zu den anderen Care Leavern und zur Diakonie will er trotzdem halten. „Das ist ja wie meine Familie.“
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