Düsseldorf: Erster PFT-Filter auf dem Flughafen geht in Betrieb
Zehn Jahre nach dem Brand der Atlas Air-Frachtmaschine und acht Jahre nach der Erkenntnis über die Schädlichkeit von polyfluorierten Tensiden (PFT) beginnen Flughafen Düsseldorf und Stadt Düsseldorf jetzt damit, die permanente Verseuchung von Boden und Grundwasser zu bekämpfen. Am Dienstag wurde die erste von drei Filteranlagen in Betrieb genommen, die das verseuchte Grundwasser auf dem Flughafen reinigen sollen. Zwei weitere sollen bis März 2016 folgen.
Von einer „Hydraulischen Abschottung“ des Flughafens war die Rede. Dazu sollen pro Stunde in der Endausbaustufe 54.000 Liter Wasser durch Kies- und Aktivkohlefilter gereinigt werden. Die drei Anlagen sollen dort arbeiten, wo die schlimmsten PFT-Verseuchung ihren Ursprung haben: An der Brandstelle der Frachtmaschine (westliches Ende der südlichen Start- und Landebahn), die Wache Nord der Flughafenfeuerwehr und auf dem ehemaligen Trainingsgelände der Wehr. Zwei Millionen Euro kosten die Anlagen insgesamt – so der Flughafen. Sie sollen verhindern, dass das Problem immer größer wird.
Das Ausmaß der Verseuchung: Drei PFT-Fahnen vergiften das Grundwasser
An der bestehenden Verseuchung unterhalb von Lohausen und Kaiserswerth ändern die nun gefeierten Filteranlagen nichts. Mittlerweile hat das als krebserregend geltende PFT-verseuchte Grundwasser den Rhein erreicht. Das gab Umweltdezernentin Helga Stulgies auf Nachfrage zu. Allerdings habe das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, LANUV, unmittelbar in Rheinnähe nur äußerst niedrige PFT-Werte festgestellt. Im Rhein selbst seien sie nicht messbar. Auf Nachfrage erklärte Frau Stulgies, dass die Messungen punktuell erfolgen – einmal monatlich. Nur einmal pro Jahr zeichnet Düsseldorf die Karte der PFT-Fahnen neu, die Kaiserswerth und Lohausen bedrohen.
Gemüse und Fisch nicht zum Verzehr
Feierabendbauern und Hobbyangler dürfen ihre Ernten oder Fänge schon seit längerem nicht mehr verzehren. Mittlerweile klage ein Nachbar gegen den Flughafen, sagte Flughafengeschäftsführer Dohmen. Die Wasserwerke Duisburg erklärten auf Nachfrage von report-D, man behalte die PFT-Werte in den Brunnen nahe Kaiserswerth im Auge. Notfalls müssten einzelne Trinkwasserwasserbrunnen abgeschaltet werden. Wenn es so weit sei, werde man sich mit Schadenersatzforderungen beschäftigen.
Untätigkeit oder Pionierarbeit?
Die jahrelange Untätigkeit der Verantwortlichen versuchten Umweltdezernentin Stulgies und Dr. Ludger Dohmen, Sprecher der Flughafengeschäftsführung so zu rechtfertigen: Man habe hier in Düsseldorf „echte Pionierarbeit leisten müssen“. Zunächst habe das Ausmaß der Verunreinigung durch mehr als 200 Rammkernbohrungen eruiert werden müssen. Dann habe man ein Reinigungsverfahren entwickeln müssen – denn das gebe es nicht „von der Stange“. Nun aber sei Düsseldorf ganz weit vor – mit der ersten „großtechnischen Anlage zur PFT-Reinigung“.
Wie es mit dem verseuchten Grundwasser unter Kaiserswerth und Lohausen weitergehen soll, weiß man nicht. Wie lange die Filteranlagen am Flughafen laufen müssen, weiß man nicht. Geschätzte Laufzeit: 15 bis 20 Jahre.