Düsseldorf bekommt ein LSBTIQ+-Denkmal nach einem Entwurf von Claus Richter
Die Stadt Düsseldorf hatte einen Wettbewerb ausgerufen, mit dem ein "Gedenkort für die Erinnerung und Akzeptanz von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt" geschaffen werden sollte. Jetzt steht fest, dass der Entwurf von Claus Richter, eine lebensgroße Figurengruppe aus Bronze, dabei siegte.
Der Wunsch, mit einem Mahnmal im öffentlichen Raum der Diskriminierung von Lesben, Schwulen und Transgeschlechtlichen zu gedenken bestand in Düsseldorf schon lange. In der Zeit des Nationalsozialismus war Düsseldorf die Stadt mit den meisten Festnahmen nach § 175 des Strafgesetzbuches, der sexuelle Handlungen zwischen Männern bestrafte, in ganz Westdeutschland. Bis August 1938 verhaftete allein die Gestapo in Düsseldorf etwa 400 Männer.
Der Kulturausschuss beauftrage im Sommer 2018 die Kunstkommission einen offenen Wettbewerb für die Realisierung des Erinnerungsortes in Rheinnähe zwischen Rheinkniebrücke und Oberkasseler Brücke zu starten. Die Ergebnisse eines Werkstatttages in der Mahn- und Gedenkstätte flossen in die Wettbewerbsbeschreibung ein. An einer öffentlichen Informationsveranstaltungen über den Stand der Dinge und die jüngsten Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Wettbewerb am 1. April 2019 nahmen 40 Kunstschaffende und Interessierte teil.
Zum internationalen Teilnehmerfeld des Wettbewerbs gehörte unter anderem der Düsseldorfer Konzeptkünstler Mischa Kuball sowie Sharon Hayes (New York), Lena Henke (Frankfurt/New York) und Erez Israeli (Tel Aviv). Insgesamt waren 14 Künstlerinnen und Künstler eingeladen worden, sich an dem Wettbewerb zu beteiligen. Für die Umsetzung und künstlerische Gestaltung stellte die Stadt Düsseldorf insgesamt 200.000 Euro zur Verfügung.
Als Sieger aus dem zweiphasigen und anonymen Wettbewerb ging der Entwurf von Claus Richter hervor. Er zeigt eine lebensgroße Figurengruppe aus Bronze und reiht sich damit bewusst in die Vielzahl bestehender Bronzefiguren in Düsseldorf ein. Die nähere Betrachtung und Auseinandersetzung zeigt allerdings die ironische Aussage. Die Figurengruppe hat die Hände zum Teil zu Fäusten geballt oder zum Victory-Zeichen verschränkt empor gestreckt. Die Gruppe steht vereint auf einem Stufensockel aus Beton. Die vier Figuren symbolisieren alle Spektren sexueller Ausrichtung: eine feminine, scheinbar biologisch männliche Figur, eine eher maskuline, scheinbar biologisch männliche Figur, eine glatzköpfige scheinbar biologisch weibliche Figur und eine eher feminine scheinbar biologisch weibliche Figur. Die genau definierten Gesichter heben sich bewusst von den grob modellierten Körpern ab.
Ergänzt wird das Denkmal mit einer Tafel mit der Inschrift: "Ort für die Erinnerung und Akzeptanz von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt. Dieser Ort ist den Lesben, Schwulen, Bi- und Trans*, die Opfer von Gewalt, Verfolgung und Diskriminierung in Düsseldorf wurden, gewidmet. Und all denen, die in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt einstehen."
Bevor nun eine Gießerei mit der Produktion des Kunstwerks beauftragt wird, muss ein Standort für das Denkmal gefunden werden. Künstler, die Bezirksvertretung sowie weitere Betroffene werden sich dazu abstimmen.