Düsseldorf Unterrath stand quer und Dügida schlich mit weniger als 40 einmal um den Block
„Dass die durch meine Wohnstraße laufen – widerlich!“ Rainer Schilp, Betriebsrat im Düsseldorfer Daimler-Werk war außer sich. „Schon mit 16 habe ich an die Hauswände gepinselt – „Nie wieder Nazis“. Das gilt auch heute noch!“ Der IG Metaller konnte am Freitagabend (6.11.) stolz sein auf seinen Stadtteil sein. Mehr als 400 Bürger kamen zur Gegendemonstration von Düsseldorf stellt sich quer (DSSQ). Das Häuflein rechtsradikal-Verwirrter, weniger als 40, machte in Unterrath eine neue Erfahrung: Spontane, entschlossene Anwohner, die sie mit einem „Haut ab!“ zum Teufel jagten.
Der Rechtsradikale steht auf der anderen Seite der Straße – Anwohner sagten Dügida klar die Meinung
Dabei hatten die dem Dialekt nach mittlerweile sogar aus Ostdeutschland anreisenden Islam- und Ausländerfeinde viel Kreide gefressen, um sich bei den Anwohnern anzubiedern. Vor ihrem Marsch durch Wohngebiete wurde bei den Neonazis vereinbart, Kampfsprüche zu unterlassen, um Anwohner nicht zu erschrecken. Das zeigt, wie wenig die umherreisenden Hetzer Düsseldorf kennen.
Dügida musste in Unterrath erstmals auf den Bürgersteig
Die Unterrather wussten sehr genau, wer da im Dunkeln umherschleicht. Auf der Kalkumer Straße musste Dügida erstmals mangels Masse über den Bürgersteig gehen. Ihre abseitigen Parolen durften sie rufen, ohne den Feierabendverkehr zu behindern. In den Nebenstraßen stiefelten sie dann wieder über die Fahrbahn.
Eine Anwohnerin verspottete Dügida-Teilnehmer
Als sie an einer Kneipe vorkamen, standen alle Gäste draußen und stimmten „Laterne, Laterne“ an. Die Neonazis stimmten erfreut ein, mussten aber in der nächsten Strophe hören, dass man sie hier nicht mehr sehen möchte. Und: Als man während des Mini-Rundgangs einmal um den Wohnblock an einer Stelle einen belgischen Gesinnungsgenossen ein Grußwort sprechen ließ, fing eine Anwohnerin voll beißender Ironie mit Dügida-Anhängern an zu diskutieren und veräppelte sie nach Strich und Faden.
Auch ein junges Mädchen stellte sich ganz allein den Schreihälsen. „Nazis raus“ rief sie und wurde aus vaterländisch-rauen Kehlen als „Volksverräterin“ angebrüllt. Das muss sich kein Unterrather von denen bieten lassen, die sich selbst als verfolgte Märtyrer stilisieren. Schneller als sonst war der überflüssigste Abendspaziergang des Tages zu Ende. Am 20. November will Dügida wieder nach Unterrath kommen. Am Samstag (7.11.) marschieren die Rechten auf dem Grabbeplatz auf (16 Uhr). Düsseldorf wird auch dort quer stehen.