Düsseldorfer Jonges singen für Heino
Heino geht nicht mehr ans Telefon. Sagt er selber – und einige im Henkel-Saal wissen in dem Moment nicht so recht, wohin mit dem kleinen Klimperkasten in ihrer Hand. „Ich lasse mich doch nicht zum Sklaven von so einem Ding machen“, lacht der Mann auf der Bühne. Nach 45 Jahren in einer Tischgemeinschaft wurde Heino am Dienstagabend Ehrenmitglied der Düsseldorfer Jonges. Und nutzte die Gelegenheit, um Düsseldorf gleich mit einem ganzen Jägerzaun zuzuwinken, nicht bloß mit einem lächerlichen Zaunpfahl: „In Bad Münstereifel werde ich im nächsten Jahr Ehrenbürger der Stadt.“
Ah ja. Am 13. Dezember 2018 feiert der Mann hinter Sonnenbrille seinen 80. Geburtstag. Im evangelischen Krankenhaus an der Kruppstraße in Düsseldorf Oberbilk kam Heinz Georg Kramm am 13. Dezember 1938 zur Welt. „Drei Jahre später wurde das Krankenhaus weggebombt. Aber da war ich da ja längst raus“, erzählt Heino, der mit perfekt modelliertem Blondschopf und scheinwerferfester Schminke in den Saal gekommen ist. Marke und Privatperson sind untrennbar miteinander verschmolzen. Heinz Georg Kramm spielte beim SC Schwarz-Weiß 06 Fußball, fegte in Düsseldorf Oberbilk auch um dunkle Ecke und lernte – Bäcker und Konditor, mit Gesellenbrief.
Deutsche Musik
Sein Streben galt der Musik. Deutscher Musik. „Denn Anfang der 60er Jahre liefen im Radio nur englische Titel. Das fand ich schrecklich.“ Heinos Weltkarriere beginnt in Quakenbrück. Dort entdeckt ihn Ralf Bendix, „weil ich mehr Applaus bekam als er.“ Bendix/Kramm haben sofort Erfolg. Das Erstlingswerk „Jenseits des Tales“ verkauft sich 100.000 Mal – obwohl es eigentlich die B-Seite der Single ist. Vorn besingt Heino „13 Mann und ein Kapitän“ – doch da ist der Abstand zum Original von Freddy Quinn zu gering.
Der Düsseldorfer Ehrenjong – Heino – mit Vize-Baas Sebastian Juli.
Sein Lieblingslied? „Schon der Enzian – jetzt so rückblickend, auch wenn der 1972 in der Hitparade glatt durchfiel.“ Sein Jungbrunnen? „Natürlich Hannelore. Die hat eine neue Hüfte und zwei neue Knie – und hält mich immer in Bewegung.“ Der größte Lacher dieses Abends bei den Düsseldorfer Jonges? Das war der Moment, als OB Thomas Geisel verspätet in den Saal sprintete: „Guten Abend, Herr Oberbürgermeister. Bitte entschuldigen Sie, wir haben etwas eher angefangen.“
Alle drei Strophen
Dass Heino für CDU-Rechtsaußen Hans Filbinger alle drei Strophen der Deutschen Nationalhymne einsang – findet die singende Legende nach wie vor nicht schlimm. Und äußert sich lieber enttäuscht über Willy Brand, der ihn daraufhin abgeschrieben habe. Ungestört von einem unvorbereiteten, unkonzentrierten Moderator schwelgt Heino zwischendrin in seinen Erinnerungen an volle Stadien, Auftritte nach der Wende in Ostdeutschland – „Da war ich ja verboten“ – Moderator: „Ach, das wusste ich ja gar nicht!“. André Zalbertus war verzichtbar und überflüssig, an diesem Jonges Abend.
Image geändert, Publikum verjüngt
Denn Stichworte hätten auch die Tischgemeinschaften zurufen können. Warum änderte der Barde 2013 Image, Auftritt und Repertoire plötzlich. Warum wurde er ein Hard-Rocker? „Ich sollte für junge Leute singen – und mein Manager hat mir Titel aufgeschrieben, die bei der jüngeren Generation in waren.“ Mit untrüglichem Instinkt setzte Heino eine Rock- und Protest-CD durch – die in den Charts sofort nach oben schoss. Und wer verkauft, hat Recht. „Jetzt habe ich einen Plattenvertrag, wonach ich singen kann, solange ich möchte.“
"Und Tschüss"
Die CD „Und Tschüss“ ist gepresst und liegt fürs Weihnachtsshopping bereit in den Läden. Von den „Toten Hosen“ bis Mäckie Messer – alles drauf. Vorgestern war Heino bei Günter Jauchs Jahresrückblick, am Donnerstag stellt er sich den Fragen von Lanz im ZDF. Ist nun wirklich Schluss mit Haselnuss? „Ich möchte mich mehr um Hannelore kümmern“, sagt der Mann, der vor der Bühne Lederjäcke in ein rotes Sakko getauscht hat.
Bevor Fans komplett in Trauer versinken: 2005 startete Heino schon einmal seine Abschiedstournee. Das ist 13 Jahre her. Zum Abschluss sangen die Düsseldorfer Jonges für Heino ihr Heimatlied.