Düsseldorf macht nachdenklich: 25 Jahre Altstadt-Armenküche sind ein schlechtes Zeichen
Wie heruntergekommen Düsseldorf ist, sieht man an einem Jubiläum: Die Altstadt-Armenküche feierte am Samstag (10.6.) ihr 25jähriges Bestehen. Wer beim zweiten Wort zusammengezuckt, sollte sich eines klar machen: In einer gerechten und sozialen Gesellschaft braucht es keine Armenküchen. Es gibt keine Reichen und Turboreichen, die nichts abgeben wollen. Sondern alle führen ein menschenwürdiges Dasein. Davon ist Düsseldorf noch sehr weit entfernt, wie Köche und Helfer an ihrem Jahrestag selbst sagen: „Seit 25 Jahren träumen wir in der Altstadt-Armenküche davon, überflüssig zu werden.“
Schauspieler der Düsseldorfer Komödie halfen bei der Essensausgabe. 3.v.r.: Pater Wolfgang
Das blieb bislang ein frommer Wunsch. Stattdessen schnippeln, schneiden, kochen 60 Ehrenamtliche Tag für Tag, damit in einem kleinen Raum im Rathaus zwischen 80 und 120 Mahlzeiten für Bedürftige ausgegeben werden können. Das füllt die Mägen mit etwas warmen, gesundem – und ist für sich genommen schon viel wert. Für viele Gäste sind es aber die Gespräche beinahe noch wichtiger. Pater Wolfgang, in schneeweißer Kutte und mit einer ungeheuer lebensfröhlichen Ausstrahlung, hat als Losung ausgegeben, man solle ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Gäste haben: „Wer kommt, soll sich respektiert wissen und willkommen fühlen.“
Oberbürgermeister Thomas Geisel (Bildmitte) kam mit Ehefrau Vera (am Tisch, rechts) und Tochter auf eine Erbsensuppe vorbei
So ging es am Samstag auf dem Burgplatz auch Oberbürgermeister Thomas Geisel mit Ehefrau Vera und seiner Tochter. Die drei aßen Erbsensuppe und zahlten dafür – freiwillig. Für andere war es mittags die erste Mahlzeit überhaupt. Arm und Reich an einem Tisch; so sollte es eigentlich jeden Tag sein. Immerhin darf die Armenküche da Rathaus nutzen, was deutschlandweit eine Ausnahme ist. Aber auch dort wird nicht im Ratssaal serviert, sondern abseits.
Und der Pater hat den Blues – Wolfgang mit einem Mundharmonika-Solo
1992 wurde der „Altstadt-Armenküche e.V.“ beim Amtsgericht eingetragen. Vorrangig wird gekocht. Daneben aber versteht sich die Altstadt-Armenküche als Lobby für diejenigen, die nicht mehr für sich selbst eintreten können. In den vergangenen 20 Jahren sind eine Menge Projekte und Ideen gestartet worden – medizinische Hilfe für Wohnungslose, „Initiativkreis Armut“, „Kultur für Wohnunglose“, aXept – Streetwork in der Altstadt, Initiativen gegen Altersarmut und vielen mehr. Mit fiftyfifty, dem Bündnis Umfairteilen und weiteren gibt es Kooperationen. Und all dies ist nur ein Ausschnitt der Arbeit, die in der Altstadt-Armenküche geleistet wird.
Komödie-Geschäftsführerin Katrin Schindler sammelte für die Armenküche. Bildmitte: Regisseur Rolf Berg.
Beim 21. Essen für Arme und Reiche gab es Erbsensuppe und Grillwurst, Kaffee und Kuchen, Schuhmacher-Alt und weitere Getränke. Auf der Bühne spielten die Gruppen Firlefanz, Cashbar Club, die Trommler von Akira Daiko, Inferno und Panhandle Alks. Im milden Licht der Abendsonne wurde abgebaut.