Düsseldorf-Bilk: Thilo Sarrazin liest unter massivem Polizeischutz
Thilo Sarrazin nimmt für sich in Anspruch, er sei kein Rassist. Er rufe nicht „Neger sind doof“, hat Rezensent Parvin Sadigh für die ZEIT beobachtet. Vielmehr bedeutet der 71-jährige Geschäftemacher der Angst, das „kognitive Kapital“ von Muslimen und Afrikanern würde nicht an das der Deutschen heranreichen, weshalb Flüchtlinge aus dem Nahen Osten oder Afrika nicht zu integrieren seien. Gestern (17.5.) und am heutigen Donnerstag (18.5.) liest Sarrazin am Fürstenplatz Menschen-unfreundliches aus seinem neuen, knapp 600 Seiten umfassenden Buch „Wunschdenken“. Die Lokalität, in der er das unter massivem Polizeischutz tut, nennt sich „FeinStil“.
In der Nacht zu Mittwoch wurden im FeinStil die Schaufensterscheiben eingeworfen
Sarrazin kommt auch in seinem neuen Buch durch ökonomische, historische und psychologische Exkurse zu herablassenden Schlüssen. Und zwischendrin streut er locker ein, was für ein geiler Typ er selbst doch ist – als ehemaliger Berliner Finanzsenator mit bundesweiter Resonanz auf seine Ernährungstipps für Hartz 4 Empfänger. All das durfte nicht in Journalisten-Ohren gelangen. In AfD-Manier hatten die FeinStil-Betreiber Presse insgesamt ausgeladen. Lediglich Vertreter dreier Medien durften für wenige Minuten an der Versammlung der Auswählten teilnehmen – und wurden dann vor die Tür expediert.
Der Fürstenplatz mit massivem Polizeiaufgebot im Belagerungszustand
Die Nachbarn laufen Sturm gegen so einen in ihrem Viertel Düsseldorf Bilk. Mehr als 140 Unterschriften standen unter einem Brief an die FeinStilbetreiber Nina Watzenberg und Uwe Breitfeld. Verbunden war das mit der Aufforderung, den Lesetermin von Sarrazin abzusagen. Anstatt auf ihre Nachbarn zuzugehen, organisierten die Inhaber eine zweite Lesung. Daraufhin wurden dem Feinstil in der Nacht zum Mittwoch (17.5.) alle Schaufensterscheiben eingeworfen.
Kuchenprotest gegen Thilo Sarrazin – am Mittwoch auf dem Fürstenplatz – gebacken von Düsseldorf stellt sich quer
Der einst geeinte Fürstenplatz ist gespalten. Mit einem großen Polizeiaufgebot wurden die Lesungen des ungebetenen Gastes geschützt. Am Mittwoch hatte Düsseldorf stellt sich quer, DSSQ, zu einem Torten-Happening gegen Sarrazin aufgerufen. Es flogen zwei Mini-Windbeutel in Richtung Feinstil; mehr passierte nicht.
Am Donnerstag, 18. Mai, laden die Nachbarn ab 18.30 Uhr vor der Tür des Feinstils zu einem großen Nachbarschaftsfest auf dem Fürstenplatz. Mit viel Musik und Redebeiträgen, unter anderem von Poetry Slammer Bernard Hoffmeister.