Düsseldorf Golzheim: Großes Polizeiaufgebot rings um Querdenker-Demo im Rheinpark
Auf der weitläufigen Wiese im Rheinpark von Düsseldorf Golzheim protestierten am Sonntag (6.12.) rund 1500 Menschen gegen die Corona-Politik. Viele von ihnen gehören zu den Corona-Protestreisenden – waren am Vortag in Bremen oder Mannheim, wo derartige Demos verboten wurden. Die Protestler betrachten Deutschland als Diktatur, empfinden Presse und Öffentlichen Rundfunk als komplett gleichgeschaltet und phantasieren vom Ende des politischen Systems. Veranstalter Michael Schele verblüffte die in Schwarz angereisten Hooligans aus Essen, Köln sowie der Bruderschaft Deutschland. Auf Wunsch des Veranstalters habe die Polizei die Hools entfernt, sagte ein Polizeisprecher. Gegenüber dem WDR betonte Schele, man sei gegen Gewalt.
Die Polizei stellte zwei Wasserwerfer und ein gepanzertes Fahrzeug bereit. Foto: Infozentrale
Viele Hundert Polizisten waren im Einsatz. Aus Wuppertal und Bochum kam jeweils ein Wasserwerfer so wie ein gepanzertes Polizeifahrzeug. Über der Wiese kreiste ein Polizeihubschrauber. Aufgabe Nummer eins der Ordnungskräfte samt Mitarbeiter des Ordnungs- und Servicedienstes, OSD: die Kontrolle der Auflagen für die Demonstration. Mund-Nase-Schutz und Abstand wurden immer wieder angemahnt. Mit wenig Erfolg. Maskengegner und Querdenken-Aktivist Bodo Schiffmann stieg lieber über eine Aluleiter hinter der Bühne über die Mauer, als für ein paar Meter den verhassten Mund-Nase-Schutz anzulegen.
Quer-Vordenker Michael Ballweg verwahrte sich gegen den Vorwurf der Demokratiefeindlichkeit.
Von den 18 auf einem Demoplakat angekündigten Rednern waren etliche nicht erschienen. Michael Ballweg wies in seinem Redebeitrag den Vorwurf zurück, die Querdenkenbewegung sei demokratiefeindlich. Der Antisemitismusbeauftragte der baden-württembergischen Landesregierung, Michael Blume hatte unter anderen gesagt: „Wer es jetzt noch nicht sehen will, wie gefährlich diese Bewegung ist und wie die sich radikalisiert, der möchte es offensichtlich gar nicht wahrnehmen.“ Erneut distanzierte sich Ballweg von Extremisten links wie rechts und von Gewalt, rechtfertigte aber, dass er eine verfassunggebende Versammlung einberufen hat: Diese Recht räume das Grundgesetz den Bürgern ausdrücklich ein, sagte Ballweg.
Die neue Elite
Die übrigen Redner zeichneten ein Bild der Querdenker als der neuen deutschen Elite. Sie seien diejenigen, die schon früh bemerkt hätten, wie Politik, Medien und Pharmaindustrie die Öffentlichkeit in die Irre führten. Je später der Veranstaltungstag, desto umfassender wurden die Untergangsszenarien für die „Merkel-Diktatur“, die den Menschen die Luft zum Atmen nehme. Von der derzeit hohen Zahl täglich Sterbender und den vielen tausend Pflegekräften und Ärzten auf Intensivstationen war nicht einmal die Rede.
Happening mit roter Zipfelmütze: Demo-Besucher
Stattdessen hatten sich manche Corona-Rebellen rote Nikolaus-Zipfelmützen übergezogen. Eine in Blau gekleidete Freikirchen-Gruppe prophezeite: Jesus komme bald zurück. Und in zahlreichen Redebeiträgen wurde massiv dazu aufgerufen, sich und vor allem die Kinder nicht gegen Covid-19 impfen zu lassen. Es brannten Kerzen und Menschen tanzten zu Rock-Hymnen.
Hooligans unerwünscht: Krawallos und Bruderschaft waren unerwünscht, wurden eingekesselt und mussten die Wiese verlassen
Als die Hooligans der Hogesa („Hooligans gegen Salafisten“) samt einem eigenen Banner einmarschierten, dachten die Veranstalter offenbar, die leibhaftige Antifa rücke an und rief nach der Polizei. Verbindungsbeamte der Polizei versuchten zu beruhigen. Denn da kamen eigentlich nur die, mit denen die Corona-Maßnahmengegner bislang in trauter Gemeinsamkeit um die Häuser gezogen waren. Doch jetzt sind die Bruderschaft Deutschland aus Eller und Garath als Schmuddelkinder unerwünscht – auch weil die Querdenker zumindest nach außen Abstand zwischen sich und Rechtsextreme legen wollen. Nach kurzen Diskussionen und einigen Handgreiflichkeiten marschierten die nun ungeliebten Hooligans von Polizeibegleitung von dannen und wurden über den Hauptbahnhof wieder in ihre Heimatstädte Dortmund, Essen, Bochum und Köln verschickt.
In der vorläufigen Bilanz verzeichnet die Polizei insgesamt drei Ingewahrsamnahmen sowie vier Strafanzeigen.
Begleitung bis zum Bahnsteig: Polizei und Hools im Düsseldorfer Hauptbahnhof