Düsseldorf Radfahren: Es bleibt beim Flickenteppich
Jeder nur zwei Brezeln. Jeder nur eine Frage. So sieht „Bürgerdialog“ für Planungsdezernentin Cornelia Zuschke aus. Kein Gespräch, sondern man darf bestenfalls eine Frage auf den ausliegenden Karten notieren, die dann in der Veranstaltungspause nach intransparenten Kriterien aussortiert werden. Und von denen man dann so tut, als würden sie beantwortet. Im Boui Boui Bilk wurde am Mittwochabend (21.11.) nicht wirklich über das Thema Radfahren in Düsseldorf diskutiert.
Die Planungsdezernentin liebt es, nüchtern-trockene Verwaltungsarbeit in Form eines hippen Events zu verpacken – also bunte Lichter an den Wänden, Ölfässer als Stehpulte, Äpfel für Unterzuckerte und so weiter. Davon soll man sich nicht täuschen lassen. In der Sache bleibt Cornelia Zuschke knochenhart. Schade für sie, dass ihr zum Abschluss am Mittwochabend die eigene Event-Agentur derbe in den Rücken fiel, als der Moderator näselte, sämtliche Fragen, die jetzt „leider nicht drangekommen“ wären, würden selbstverständlich dokumentiert. Da zuckte selbst das bis dahin erstaunlich zahme Publikum: „Und beantwortet?“ Antwort: „Natürlich nicht.“
Planungsdezernetin Cornelia Zuschke, Radwegeplaner Steffen Geibhart.
Das wäre beim Thema Fahrradfahren in Düsseldorf ja auch noch schöner. Statt eines Radwegehauptnetzes, wie von den Veranstaltungsmachern mit dem modischen Namen „Radschlag“ wider besseren Wissens behauptet, gibt es 300 Kilometer Flickenteppich – mal mehr, mal weniger gefährlich für Radler, häufig zugestellt von Falschparkern und immer wieder jäh abreißend. Der Düsseldorfer habe halt das Autofahrer-Gen, wie Ordnungsamtsleiter Michael Zimmermann in der Expertenrunde feststellte.
Von oben herab: Der Pseudobürgerdialog fand auf dem Podium statt.
Und auch die Verantwortliche für den Nicht-Dialog, Cornelia Zuschke, lehnte sich locker zurück, weil die Fehler lange vor ihrer Zeit gemacht worden seien: „Jahrelang haben hier die Autofahrer gelernt, dass sie in Düsseldorf bevorzugt werden.“ Deren Verhalten nun zu ändern, werde schwer. Zuschke träumt davon, dass der Stadtrat Teile des bislang bundesweit einheitlichen Bußgeldkatalogs festlegen darf. Dann ginge es den Mal-eben-Parkern, den Paketdiensten, Pizzabringern und Sushi-Taxis ordentlich ans Portemonnaie. Sofern die nicht von Amts wegen gewährte und teuer zu bezahlende Ausnahmegenehmigungen fürs Parken in zweiter Reihe besitzen. Der Mobilitätsexperte in der Grünen Ratsfraktion in Düsseldorf, Norbert Czerwinski, sekundierte: „Wenn die Autofahrer kostenlose Parkplätze hinter dem Hauptbahnhof vorfinden, kommen halt alle mit dem Auto.“
Radfahrer stiefmütterlich behandelt
Solche Schuldzuweisungen lieben die rund 130 Gäste im Saal. Denn hier saß die Fahrradlobby, die überwiegend mit dem Rad gekommen war, trotz der Kälte draußen. Von der Grundsubstanz der stiefmütterlichen Verkehrsplanung aus dem Blickwinkel der Radfahrer lenken solche Schuldzuweisungen eher ab. Radwegeplaner Steffen Geibhart sitzt schon lange für Stadt im Fahrradsattel und trug vor, was 2018 passiert ist und 2019 passieren wird.
Kein großer Wurf
Große, sinnvoll zusammenhängende, sichere, komfortable Radwege von Nord nach Süd von Ost nach West waren nicht darunter. Sondern für 2018: 750 Meter an der Aachener Straße, 700 Meter an der Gladbacher Straße, 450 Meter an der Ulmenstraße, 500 Meter an der Friedrich-Ebert-Straße, 400 Meter am Wehrhahn, 300 Meter an der Kölner Straße. Die Liste ist unvollständig. Und sie enthielt auch Projekte, bei denen niemand etwas Gutes für die Radfahrenden tun wollte. An der Aachener Straße wollte die Rheinbahn freie Bahn haben; der Radweg war eher ein Vehikel dazu.
Prestigeobjekt
Auch für 2019 gibt es keinen großen, zusammenhängen Wurf für Radfahrer. 1300 Meter entlang Klever und Jülicher Straße sind schon das Prestigeobjekt. Auch weil dort bisherige Parkplätze in eine vom Autoverkehr solide abgetrennte Fahrradspur verwandelt werden sollen. Weil die Umwandlung von einzelnen Autoparkplätzen in Fahrräderständer bereits einen Düssel-Weltuntergang provoziert hat, soll dieses enorme Wagnis von der Uni Wuppertal empirisch begleitet werden – mit Anwohnerbefragungen.
Chemiecontainer als hippe Beleuchtung – davor die Räder der Diskussionteilnehmer.
Durchgehende, eigene Fahrspuren – exklusiv für Rheinbahn und Radler quer durch die Stadt – wie vom Düsseldorfer ADFC gefordert – oder auch nur ein entschiedeneres Vorgehen gehen Falschparker, waren am Ende des Abends nicht in Aussicht.