Düsseldorf: 80 Jahre danach – Gedenken an die Pogromnacht
Das Gedenken an die Pogromnacht vor 80 Jahren begann am Freitag (9.11.) mit der Kranzniederlegung und einem Gebet am ehemaligen Standort der Düsseldorfer Synagoge. Die Jüdische Gemeinde hatte dazu eingeladen. Im Anschluss versammelten die Besucher zu einer Gedenkstunde, die diesmal im Landtag gehalten wurde.
Die Grundschüler haben ihre Wünsche formuliert
Bewegende Wünsche der Kinder
Gleich neben der Gedenktafel, die an den ehemaligen Standort der Düsseldorfer Synagoge Ecke Siegfried-Klein-Straße und Kasernenstraße erinnert, hatten die Kinder der Yitzak-Rabin-Grundschule ihre Wünsche für eine friedliche Welt auf kleine weiße Papierfähnchen geschrieben. Das im Jahr 2018 dort zu lesen ist „Ich wünsche mir, dass Juden ohne Angst auf die Straße gehen können“ oder „Ich wünsche mir, dass die Juden genauso behandelt werden wie alle Menschen“ macht betroffen. Oberbürgermeister Geisel, Landtagspräsident André Kuper und sein Stellvertreter Dr. Joachim Stamp legten Kränze nieder. Nach einem Gebet und einer Schweigeminute ging die Gedenkfeier im Landtag weiter.
Eine Gedenkminute nach der Kranzniederlegung
Gedenkfeier im Landtag
Alle zehn Jahr bietet der Landtag den Rahmen für das Gedenken an die Novemberpogrome von 1938. In den vergangenen Jahren war der Plenarsaal des Rathauses der Veranstaltungsort. Landtagspräsident André Kuper, Oberbürgermeister Thomas Geisel, Ministerpräsident Armin Laschet und Hanna Sperling, Vorsitzende des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden von Westfalen-Lippe, sprachen Worte des Gedenkens.
Oberbürgermeister Thomas Geisel: "Die Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte hat in dieser Woche mit ihrem erschütternden Forschungsbericht zur Pogromnacht die Dimension der schrecklichen Ereignisse von 1938 schonungslos offen gelegt. Diese grausame Vergangenheit mit mindestens 127 Opfern auf dem NRW-Gebiet ist unsere heutige Verpflichtung, dem aktuell wachsenden Antisemitismus mit aller Kraft zu begegnen."
Im Landtag wurde in Beiträgen und Reden der Opfer gedacht, Foto: Stadt Düsseldorf, Ingo Lammert
Der Präsident des Landtages, André Kuper, betonte, dass das Gedenken an die Pogromnacht im November 1938 nicht rückwärtsgewandt bleiben dürfe. Es sei zugleich eine Ansage für unsere Zeit. „Wir dulden nicht, was wir in Chemnitz gesehen haben in diesem Sommer. Und unsere Gedanken sind in diesen Tagen besonders bei den Angehörigen der Opfer von Pittsburgh! Wir werden wachsam sein und wehrhaft.“, so Kuper.
Die Filmemacherin Jessica Jacoby hat die Geschichte ihrer Düsseldorfer Großeltern und ihres Vaters Klaus recherchiert und sie im Dokumentarfilm "ROADS" verarbeitet. Er handelt vom Überfall in der Pogromnacht 1938 und den vergeblichen Ausreisebemühungen des Ehepaars Arthur und Ella Jacoby bis hin zu ihrer Deportation im Jahr 1941. Mit bewegenden Worten erinnerten Schülerinnen und Schüler des St. Ursula Gymnasiums Düsseldorf an die Menschen, die Opfer der Pogromnacht wurden.
Das Trauergebet "El male rachamim" sang der Oberkantor der Hauptsynagoge in Budapest, Laszlo Fekete, im Landtag.
Die Gedenktafel an der Kasernenstraße
Novemberpogrom 1938
In Düsseldorf wie auch in allen anderen Städten des Rheinlands und Westfalens waren zwischen dem 9. und dem 11. November 1938 extrem gewalttätige Pogrome angezettelt worden, denen zahlreiche Menschen zum Opfer fielen. Unzählige Geschäfte und Privatwohnungen wurden zertrümmert, Synagogen und Bethäuser in Brand gesetzt. Vor allem gab es Misshandlungen und Morde an der deutsch-jüdischen Bevölkerung.
Die Dimension der Pogrome wurde bisher völlig unterschätzt. So hat die Mahn- und Gedenkstätte in dieser Woche ihr aktuelles Forschungsprojekt vorgestellt, das eine hohe Zahl an Opfern belegt: Mindestens 127 Menschen fanden im Gebiet des heutigen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen während und kurz nach den Novemberpogromen den Tod.