Düsseldorf: Kulturentwicklungsplan fordert Konsequenz
Nachdem der Rat der Stadt Düsseldorf im Dezember 2014 den Startschuss für die Ausarbeitung eines Kulturentwicklungsplans in Auftrag gegeben hatte, liegt nun der Abschlussbericht vor. Drei Handlungsfelder mit insgesamt 40 Vorschlägen werden darin beschrieben. Der externe Projektleiter Dr. Patrick S. Föhl bringt es auf den Punkt: „ Es ist an der Politik jetzt zu handeln“.
Von Anfang an sollten alle Akteure und die Öffentlichkeit in die Erarbeitung des Kulturentwicklungsplans einbezogen werden. In vielen Workshops, Interviews, Sitzungen und Gesprächen analysierten in den vergangenen dreizehn Monaten rund 200 Akteure die Situation und erarbeiteten konkrete Ansätze für eine zukunftsorientierte Entwicklung der Düsseldorfer Kulturlandschaft. Dabei war erklärtes Ziel, nicht einzelne Institute oder Häuser zu bewerten. Unter Anerkennung des Vorhandenen sollte ein Konzept aufzeigen, wohin die Kultur in Düsseldorf möchte.
Legte die Projektleitung während des Prozesses großen Wert auf öffentliche Beteiligung, wurde der Entwurf des Abschlussberichtes zum Kulturentwicklungsplan erst einmal in nichtöffentlicher Sitzung den Mitgliedern des Kulturausschusses vorgestellt. Sowohl Projektleiter Föhl als auch Kulturdezernent Hans-Georg Lohe lobten das Werk. Für Patrick S. Föhl ist damit ein Grundstein gelegt und eine kommunikative Basis geschaffen. Lohe beschreibt den Plan als Zwischenergebnis, für das er das Bildnis eines Steinbruchs wählte, der durchaus auch Edelsteine enthalte, die es nun gelte sichtbar zu machen.
Wichtig war beiden die Betonung des breiten Konsens darüber, den Kulturentwicklungsplan als Grundlage für einen konstruktiven Gestaltungs- und Veränderungsprozess der Düsseldorfer Kultur zu sehen.
Die drei erarbeiteten Handlungsfelder tragen die Überschriften:
• Kulturpolitik, Kulturverwaltung und Kulturförderung
• Kulturelle Infrastruktur und Konzepte
• Kulturelle Teilhabe und Kulturkommunikation
Handlungsfeld 1
Im ersten Handlungsfeld, Kulturpolitik, Kulturverwaltung und Kulturförderung, ist den Beteiligten wichtig, so schnell wie möglich einen Rat der Künste ins Leben zu rufen, damit eine Plattform für gemeinsame kulturelle Interessen geschaffen wird. Dabei sind die etablierten Häuser ebenso beteiligt wie die freie Kunstszene und die politischen Entscheidungsträger. Das Gremium soll unter anderem der fachlichen Beratung der Kulturpolitik sowie dem Austausch über gemeinsame Interessen Raum geben. Die Umsetzung dieser Maßnahme wird mit hoher Priorität benannt. Empfohlen wird die Wiedereinführung von Zielvereinbarungen und Gesprächen zwischen dem Kulturdezernat und den städtischen Kultureinrichtungen, in der Priorität aber nur als mittel bis hoch eingestuft.
Handlungsfeld 2
Im zweiten Handlungsfeld, Kulturelle Infrastruktur und Konzepte, stehen die Kulturbauten und ihre Nutzung im Fokus. Verschiedene Kulturprojekte in einem gemeinsamen Haus werden angestrebt. Doch dafür müssen auch die Bauten angepasst werden, was bei der Instandsetzung von Häusern gleich berücksichtigt werden soll. Hans-Georg Lohe erstaunte die Teilnehmer des Pressegespräches mit der Aussage, die Verwaltung habe bereits einen Masterplan Kulturbauten erstellt und werde ihn am 5. Mai vorstellen. Mit der Einrichtung und Förderung von Kompetenzzentren, an denen jeweils mehrere Kulturakteure beteiligt sind, soll die interdisziplinäre Zusammenarbeit gefördert werden. Weitere Themen des Handlungsfeldes sind die Schaffung von Experimentierflächen, die Ermöglichung von Zwischennutzung sowie das "Kulturquartier am Bahnhof", als Modellprojekt einer zukunftsorientierten Stadtentwicklung mittels Kunst und Kultur.
Handlungsfeld 3
Kulturelle Teilhabe und Kulturkommunikation stehen im Mittelpunkt des dritten Handlungsfeldes. Da auch die Düsseldorf Marketing und Tourismus (DMT) die Bedeutung der Kultur als wichtigen Faktor für die Landeshauptstadt ermittelt hat, soll nun eine gemeinsame Botschaft und Haltung gelebt werden. Stadtweite Programme sollen gemeinsam von Tourismus und Kultur entwickelt werden. Eine Internetpräsenz für alle Kulturangebote der Stadt soll nicht nur die Informationen über Veranstaltungen und Aktionen an die Menschen bringen. Über die Seite soll es auch möglich sein, sich zu gemeinsamen Kulturveranstaltungen zu verabreden und so die Hemmschwelle senken, alleine in ein Konzert oder eine Ausstellung zu gehen.
Entscheidungen sind nötig
Insgesamt wurden rund 40 Vorschläge erarbeitet, die erst im Kulturausschuss und schließlich im Rat vorgestellt werden. Dann wird sich zeigen, ob die Politik wie in den vergangenen Jahren es scheut neue Wege zu gehen. Föhl formulierte deutlich „die Kulturpolitik lässt Haltung und Mut vermissen“. Die Museen seien seit zwanzig Jahren Thema in der Stadt, aber alle vier Jahre die Kultur neu an den Pranger zu stellen würde keine positiven Ergebnisse bringen. Wenn man ernsthaft etwas verändern wolle, müsse man es auch tun und neuen Formen eine Chance geben. Bei den Akteuren des Kulturentwicklungsplans hat Föhl große Einigkeit festgestellt, die Düsseldorfer Kulturlandschaft einmal anders zu betrachten. Die Arbeit sei von großer gegenseitiger Anerkennung und Respekt geprägt gewesen. „Jetzt ist es an der Politik zu handeln“, fasst der Projektleiter die Ergebnisse zusammen.