Weit mehr als Düsseldorfer Karneval: Humor als Waffe der Aufklärung in Jacques Tilly neuem Buch
Was Jacques Tilly mit seinen Mottowagen im Rosenmontagszug schafft geht über den Düsseldorfer Karneval hinaus. Weltweit sorgen seine Botschaften für Diskussionen, Empörung und Sympathie. Das hat Eva Creutz vom Alibri Verlag zum Anlass genommen, mit Tilly gemeinsam auf 120 Seiten das satirische Bilderbuch „Despoten. Demagogen. Diktatoren.“ herauszubringen.
In stimmiger Kulisse präsentierten Eva Creutz und Jacques Tilly das neue Buch
Am Ort seiner Kreativität, in der Wagenbauhalle des Comitees Düsseldorf Karneval, präsentierten Jacques Tilly, sein Team und Eva Creutz eingerahmt von einigen Mottowagen das neue Buch. Es ist das dritte Buch von Jacques Tilly und geht wie seine Botschaften weit über den Düsseldorfer Karneval hinaus. Denn was an Rosenmontag auf Düsseldorfs Straßen rollt wird mittlerweile in vielen Ländern von politischen Aktivisten genutzt. Botschaften zu verdichten und auf humorige Weise zu präsentieren macht die Kunst Tillys aus. Denn er ist überzeugt: „Humor als Waffe der Aufklärung ist wichtig, denn Islamisten hassen Humor. Alle Fundamentalisten wollen Satire und Humor mundtot machen, werden es aber nicht schaffen.“
Der Alibri Verlag veröffentlicht seit zwanzig Jahren kritische Autoren, die „Lust machen in die Gänge zu kommen“, wie Eva Creutz es beschreibt. Daher war Jacques Tilly für die Herausgeberin ein Wunschkandidat mit starker Stimme und Mut am Einmischen.
In Polen und Großbritannien rollen die Wagen
Während normale Karnevalswagen nach Rosenmontag zerstört werden, haben einige von Tillys Werken bis heute überlebt und touren beispielsweise durch Polen oder Großbritannien. Nachdem der erste Anti-Brexit-Wagen mittlerweile dem englischen Wetter zum Opfer fiel, rollt bereits ein zweiter durch das Land und unterstützt die Brexit-Gegner, die von der britischen Presse missachtet werden.
Der Raupenwagen wurde wetterfest präpariert und tourt immer noch durch Polen
In 300 polnischen Städten hat bereits der Raupenwagen Aufsehen erregt, auf dem Jaroslaw Kaczynski, Vorsitzender der nationalkonservativen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS), gemeinsam mit Erdogan, Putin, Trump und Orban als gefräßige Raupen am Blatt der Demokratie fressen. Die vielen Trump-Wagen sind zwar medial in Amerika verbreitet worden, aber zu einer Ausstellung der Wagen kam es nie. „Das ist für die Amerikaner zu harter Stoff“, beschreibt Tilly die Reaktionen. Der Künstler ist es gewohnt, dass seine Werke polarisieren und wenn dies erfolgt, hat er sein Ziel erreicht. „Götter und Propheten sind in der Darstellung tabu, aber das Bodenpersonal bekommt es ab“, erklärt er bei der Buchpräsentation schmunzelnd. Neben Lob und Anerkennung lebt er auch mit Anfeindungen. Wenn Kritiker auf ihn zukommen, ist er für ein Gespräch bereit. Viele belassen es aber bei Beschimpfungen. „Von der AfD kam bisher nur wüstes Gebrüll“ und „einige wenige Erdogan-Anhänger haben tatsächlich das Gespräch gesucht“ beschreibt der Künstler.
Ohne sein Team wäre er nichts, betont Tilly und sie stoßen mit auf das neue Buch an
Diskussionabend mit Tilly
Wer mit Jacques Tilly diskutieren möchte, hat dazu am 22. November in der Jazz-Schmiede, Himmelgeister Straße 107g, Gelegenheit. Dann gibt es einen Bildervortrag und Diskussion zum neuen Buch „Despoten. Demagogen. Diktatoren.“. Veranstaltet von Düsseldorfer Aufklärungsdienst beginnt die Veranstaltung um 19 Uhr. Tickets gibt es für 10 Euro (ermäßigt 5 Euro) unter gbs@aufklärungsdienst.de.
Das Buch
Ein Blick in das neue Buch kann man ab sofort werfen, denn es ist zum Preis von 15 Euro im Buchhandel erhältlich. Alibri Verlag Aschaffenburg, ISBN978-3865692993