Düsseldorf: Stadt testet nur noch ausgewählte Personen auf das Coronavirus
Die Stadt Düsseldorf war Vorreiter bei der Einrichtung des Diagnostikzentrums, um die Hausarztpraxen vor der Flut von möglicherweise mit dem Coronavirus Infizierten zu bewahren. Am Montag (16.3.) gab die Stadt bekannt, nun die Vorgehensweise zu ändern. Denn auf das Coronavirus sollen im Diagnostikzentrum nur noch die Personen mit Symptomen getestet werden, die in den definierten Schlüsselfunktionen (Liste der Bereiche finden sie hier) arbeiten. Dies sei eine wichtige Maßnahme, um das System Stadt aufrecht zu halten, betonte Oberbürgermeister Thomas Geisel. Es wird mit einer zunehmenden Zahl an Testungen gerechnet, weshalb nach dem Vorbild anderer Städte zusätzlich eine Art “Drive-Inn” in Vorbereitung ist.
Tests nicht mehr für alle
Gesundheitsamtleiter Dr. Klaus Göbel informierte am Montagnachmittag, dass aktuell 80 Menschen in Düsseldorf positiv auf das Coronavirus getestet wurden, 200 Menschen unter Quarantäne stehen, ein Mensch als gesund aus der Quarantäne entlassen wurden und es einen Todesfall gab. Da der Ansteckungsweg mittlerweile nicht mehr allein auf Kontakte zu Krisengebieten oder Infizierten zurückzuführen sind, geht die Stadt neue Wege. Göbel hält die Dunkelziffer der Erkrankten für deutlich höher, er spricht von 800 Bürger*Innen. Damit ist das Testen aller Personen, selbst beim Ausbau der Laborkapazitäten, seiner Aussage nach nicht mehr zu gewährleisten. Nach der neuen Strategie werden künftig nur noch Verdachtsfälle getestet, die Symptome haben und in den Bereichen arbeiten, die zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Versorgung erforderlich sind.
Dr. Göbel hält den Strategiewechsel für sinnvoll
Was machen die Bürger*Innen, die befürchten sich infiziert zu haben und Symptome zeigen? Die Hotline wird sie an den Hausarzt verweisen. Dieser soll eine häusliche Quarantäne verordnen, die offziell registriert wird, zur “Krankscheibung”führt und so eine Weiterbezahlung der Arbeitnehmer ermöglicht. In den meisten Fällen werde so die harmlos verlaufende Infektion mit dem Coronavirus ausgestanden. Tritt bei diesem Personenkreis ein problematischer Verlauf auf, ist der Rettungsdienst zu informieren und die medizinische Betreuung erfolgt. Auf keinen Fall sollte selbständig ein Krankenhaus aufgesucht werden, sondern die Vorgehensweise über die 112 geklärt werden.
Erlasse und Allgemeinverfügungen
Neben diesen Änderungen bei den Tests informierte Oberbürgermeister Thomas Geisel darüber, dass die Stadt den Erlass der Landesregierung nun in eine weitere Allgemeinverfügung umgesetzt hat. Er betonte das Ziel der Maßnahmen, Alte, Kranke und Immunschwache zu schützen. Dies sei nur mit sozialer Distanz möglich. Jeder müsse versuchen, so wenig wie möglich Kontakt mit anderen Menschen zu haben, um so die Infektionskette zu unterbrechen. Um die Versorgung von Risiko-Personen mit Lebensmitteln sicherzustellen, hat das Amt für Soziales eine Hotline unter 0211-8998999 geschaltet. Wer sich nicht durch Verwandte, Freunde oder Nachbarn versorgen lassen kann, findet dort die notwendige Unterstützung.
Thomas Geisel appelliert an die Einsichtigkeit der Menschen, die der Risikogruppe angehören. Gehen diese weiter einkaufen und zu Treffen, bringt die Aktion nichts
Die weiteren Maßnahmen
> Schulen und Kindergärten sind geschlossen
> alle Veranstaltungen, die der Geselligkeit und dem Vergnügen dienen, sind untersagt. Dies gilt für Bars, Kneipen, Clubs, Diskotheken, Spielhallen, Theater und Kinos. Auch Fitness-Studios, Schwimm- und Spaßbäder oder Saunen bleiben zu.
> Gaststätten, die der Versorgung dienen, dürfen offen bleiben, wenn dort selbst zubereitete Speisen verkauft werden, ein Mindestabstand von 1,50 Metern zwischen den Tischen eingehalten werden kann und die Besucherzahl 50 Personen nicht überschreitet.
> Der Zutritt zu Einrichtungshäusern, Einkaufszentren oder Factory-Outlets soll nur noch zur Deckung des dringenden Bedarfs unter strengen Auflagen erlaubt sein.
> Alle Dienststellen der Stadt mit Publikumsverkehr sind geschlossen. Bis Mittwoch (18.3.) soll eine Lösung gefunden werden, notwendige Dienstleistungen (Melderegister, Kfz-Zulassung etc.) wieder anbieten zu können.
> Mitarbeiter*Innen der sogenannten Kritischen Infrastruktur (Liste siehe hier) sollen sich akkreditieren, um einen Anspruch auf die Betreuung der Kinder in Notgruppen nachzuweisen, wenn beide Elternteile in diesen Bereichen arbeiten. Das Akkreditierungszentrum für die Schlüsselpersonen soll voraussichtlich Mitte der Woche den Betrieb aufnehmen.
> Die Stadt hat einen Unterstützungsfond zur Überbrückung kurzfristiger finanzieller Notlagen von Düsseldorfer Unternehmen eingerichtet. Dieser ist zunächst mit 500.000 Euro ausgestattet und soll beispielsweise Veranstalter oder Geschäfte vor der Insolvenz zu bewahren. Das soll kein Ersatz für die von Bund und Land in Aussicht gestellten Hilfen sein, sondern eine Art Überbrückungshilfe bilden, damit Unternehmen bis zur Zahlung weiterer Hilfen überleben können. Das Verfahren soll unbürokratisch sein: Eine E-Mail an FinanzhilfeCorona@duesseldorf.de soll als Antrag reichen.
> Der Ältestenrat der Stadt hat sich beschlossen, alle Sitzungen von Rat und Ausschüssen bis zum 19. April auszusetzen. Die Bezirksvertretungen wollen sich dieser Entscheidung anschließen. Um die Beschlussfähigkeit der Stadt zu erhalten, wird der Ältestenrat wöchentlich tagen.
> Ab sofort werden die Umweltspuren Merowingerstraße, Prinz-Georg-Straße und Werstener Straße aufgehoben. Damit sollen Staus verhindert werden, da die Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs vermieden werden soll. Wenn sich die Gefährdungslage entspannt hat, werden die Umweltspuren wieder in Betrieb genommen.
> Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt hat im Zuge der Maßnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus alle Dienststellen mit Publikumsverkehr – darunter die Verwaltungsstelle Kaiserswerther Straße 390 sowie die Zweigstellen – für Besucherinnen und Besucher geschlossen. Schilder weisen vor Ort auf die Schließungen hin.
> Kinderspielplätze sind in Düsseldorf weiterhin geöffnet. Die Freizeitanlagen – in Heerdt, an der Ulenbergstraße und am Niederheider Wäldchen und der Skaterpark Eller – sind ab Dienstag, 17. März, geschlossen. Der Wildpark samt Waldschule bleibt ebenfalls bis auf Weiteres geschlossen.
An vielen Sportstätten hängen Hinweise auf die Schließung
> Der Bauernhof im Südpark sowie das Café der WfaA samt Minigolfanlage und Hofladen sind ebenfalls für den Besucherverkehr geschlossen.
> Beerdigungen sollen möglichst in einem kleinen Rahmen gehalten und damit große Menschenansammlungen vermieden werden; über weitere Anforderungen werden die Bestatter informiert.
> Die Recyclinghöfe in Lohausen und Garath sind geschlossen, der Recyclinghof in Flingern bleibt geöffnet. Die Grünschnittsammlungen an Samstagen werden eingestellt und die mobile Grünschnittsammlung an Samstagen in Derendorf, Gerresheim, Oberkassel, Angermund, Eller, Hubbelrath, Rath, Unterbach und Wersten findet bis auf weiteres nicht statt. Das Schadstoffmobil für die mobile Schadstoffsammlung fährt ab dem 17. März vorerst nicht mehr. Die Awista wird ihre Dienstzeiten für die Müllabfuhr nach vorne verlegen und bereits um 5:30 Uhr arbeiten.
Beim Informationstelefon zum Coronavirus unter der Rufnummer 0211-8996090 wurden am Montag, 16. März, bis 16 Uhr insgesamt 1.388 Anrufe beantwortet.