Düsseldorf Wehrhahn: Die Neonaziszene hinter dem Bombenattentat aufklären!
Nachdem der Fall des Rohrbombenanschlags am 27. Juli 2000 am Wehrhahn nicht gelöst werden konnte, nahm die Polizei am 31. Januar nun den mutmaßlichen Täter fest. Der Tatverdächtige ist der Neonazi Ralf S., der zwar damals kurz im Visier der Ermittler stand, aber nicht überführt werden konnte. Erst jetzt hat eine neue Ermittlungskommission Indizien zusammengetragen, die zur Festnahme führten. Die Polizei sieht die Verhaftung nach mehr als 16 Jahren als Erfolg. Die Demonstranten, die sich am Freitag (3.2.) am Platz des Anschlags am Wehrhahn versammelten, sehen es nach wie vor als Versagen, da die Anzeichen für einen neonazistischen Anschlage jahrelang geleugnet wurden.
"Festnahme eines Einzeltäters"
Die Mitteilung der Polizei am 1. Februar, einen Tag nach der Festnahme von Ralf S., rief bei vielen Ungläubigkeit hervor. Viele Antifaschisten hatten gleich nach der Tat einen deutlichen Zusammenhang der Neonaziszene in Flingern mit dem Anschlag auf die ausländischen Sprachschüler gesehen. Viel wies damals in den Augen der Rassismusgegner darauf hin. Die Staatsanwaltschaft schloss einen Zusammenhang mit der Neonaziszene und sogar deren Existenz aus. Die Begründung: Es fehle das Bekennerschreiben.
"Auf dem rechten Auge blind?" – stand auf einem Plakat und die schwarzen Augenklappen sprachen für sich
Augen auf
Mitglieder von „Düsseldorf stellt sich quer“ (DSSQ), den Linken, der Antifa und see red! Interventionistische Linke hatten am Freitag zu einer Kundgebung am Ort des Anschlags vor 16 Jahren aufgerufen. Über 100 Menschen waren gekommen und hatten symbolisch Taschenlampen mitgebracht. Denn in ihren Augen wird die Gefahr durch Neonazis und Rassismus auch heute noch nicht ausreichend verfolgt. Sie verurteilen die Einschätzung der Staatsanwaltschaft, die in Ralf S. einen Einzeltäter sehen und die Existenz der Neonaziszene immer noch als nicht relevant ansehen.
Thomas Bose, Antifa, Jürgen Schuh, Kreissprecher der VVN-BdA und Jasper Prigge, Die Linke, wiesen in ihren Ansprachen auf den klar erkennbaren Rechtsruck der Gesellschaft hin, bei dem rassistisch motivierte Anschläge und Übergriffe wieder stark zugenommen hätten. Sie werfen den staatlichen Stellen vor, die Existenz von neonazistischen Strukturen und die Gefährlichkeit herunter zu spielen. Die Ermittlungen der Polizei richteten sich bei Anschlägen und Übergriffen zu oft auf das Umfeld der Opfer anstatt in rechtsradikalen Kreisen zu ermitteln.
“Wie beim NSU wird versucht, neonazistische Strukturen auf einige wenige oder Einzelne herunterzubrechen, dabei existierte mindestens ein Unterstützer-Umfeld. Man ging gemeinsam auf dieselben Veranstaltungen, Ralf S.’s Waffenladen war fester Bestandteil der Neonaziszene”, betonte Thomas Bose.
Die Forderung der Demonstranten richtet sich an den Staat, konsequent und umfassend rassistische Anschläge aufzuklären. Gewaltbereite Neonazistrukturen müssten in ihrer Gefährlichkeit ernst genommen und bekämpft werden.