Düsseldorfer Johanniter trainieren für die tollen Tage: Einsatz trotz Gewalt und Pöbeleien
An den Karnevalstagen werden in Düsseldorf wieder viele ehrenamtliche Rettungskräfte im Einsatz sein. Dabei sind neben den medizinischen Kenntnissen auch immer mehr Fähigkeiten gefragt, wie man deeskalierend auf Gewalt und Pöbeleien reagieren kann. Die Johanniter schulen ihre Kräfte regelmäßig- Ein Thema dabei: Selbstverteidigung.
Was tun, wenn der Patient (mitte) sich plötzlich beginnt zu wehren?
Taktiktraining vor Karneval
Angriffe gegen Rettungskräfte tauchen aktuell vermehrt in den Medien auf. Die Johanniter bieten bereits seit acht Jahren Weiterbildungen für ihre Ehrenamtler an, wie sie sich im Einsatz schützen können und bei Konflikten deeskalierend vorgehen. Im Gegensatz zu „normalen“ Einsätzen sind die Rettungskräfte und Sanitäter an den Karnevalstagen nicht zu zweit unterwegs, sondern gehen als Team mit vier bis fünf Personen zum Einsatz. Neben dem Teamleiter kümmert sich einer ausschließlich um die Kommunikation mit der Leitstelle, einer betreut den Patienten medizinisch und bekommt dabei einen Kollegen zur Assistenz und die übrigen beobachten das Umfeld und sichern den Einsatz ab. Dieses Vorgehen hat sich bewährt und wird regelmäßig trainiert. Dabei kann es seitens der Patienten zu aggressiven Verhalten durch Alkohol oder Drogen kommen, aber auch aus dem Umfeld gibt es immer wieder Zwischenfälle. So übt die Gruppe den Fall einer verletzten Person, die mit einer Platzwunde am Kopf unterwegs ist, sich aber gegen eine Untersuchung wehrt. Den Überraschungsmoment ausnutzend wird der Verletzte am Boden festgehalten und behandelt.
Die Fortbildung „Eigensicherung und Deeskalation im Rettungsdienst und Sanitätsdienst“ organisieren die Johanniter in Zusammenarbeit mit Karlheinz Bergers und dem Verein Sakura-Dojo-Düsseldorf durch. Bergers arbeitet beim Ordnungsamt und kennt die Arbeit der Rettungssanitäter bei Großveranstaltungen. Gemeinsam mit seinen Vereinskollegen gibt er regelmäßig Kurse für die Helfer und Helferinnen der Johanniter.
Die Sanitäterinnen lernen, wie sie auch einen körperlich überlegenen Patienten ruhig stellen können
Neben Hinweisen zum Betreten von Einsatzstellen unter Sicherheitsaspekten und verbalen Deeskalationsstrategien, stehen Selbstverteidigungstechniken, Taktik und Eigensicherung auf dem Programm. So finden sich die Teilnehmer abwechselnd, bewegungsunfähig auf der Matte wieder, nachdem sie in der Rolle des Pöblers versucht hatten, ihre Mitstreiter zu provozieren. Bei allen Tipps geht es aber auch um den würdigen Umgang mit den Menschen, denn fühlt sich ein potentieller Patient in die Enge getrieben, kann auch das zu Reaktionen führen.
Problem der fehlenden Verantwortung füreinander
Lehrgangsteilnehmer Bodo Schadrack ist schon lange bei den Johannitern tätig und Karnevalseinsätze betreut. Er empfindet es nicht so, dass die Ausschreitungen sehr zugenommen haben. Für ihn ist eine allgemeine Verhaltensänderung erkennbar. „Früher haben die Kumpels aufeinander aufgepasst und wenn jemand zu viel getrunken hat, hat man den mit einer Begleitung in ein Taxi gesetzt und dafür gesorgt, dass er gut nach Hause kam. Heute lassen sie diese Personen einfach liegen oder schleppen sie vielleicht noch zum Sanitätszelt und sind dann weg“, hat er beobachtet und sieht in der wachsenden Verantwortungslosigkeit ein Problem.
Die ehrenamtlichen Johanniter und die Mitglieder des Vereins Sakura-Dojo-Düsseldorf mit Präsident Karlheinz Bergers (2.v.l.) bei der Fortbildung am Samstag (21.1.)
Viele der Ehrenamtler, die am Samstag in der Sporthalle in Derendorf trainieren, haben den Kurs schon mehrfach absolviert, nur für zwei ist es die Premiere. Alle sind sich einig, dass das Training und das bewusste Auseinandersetzen mit kritischen Situationen eine gute Vorbereitung sind.
An Altweiber und dem Karnevalswochenende werden rund 200 ehrenamtliche Sanitäter im Einsatz sein, fast die Hälfte stellen die Johanniter.