Düsseldorf, Europa – im Rathaus: Mehr als nur ein Berg voller Probleme
Akropolis, adieu? Ein Austritt der Griechen aus der Europäischen Union? Davon will Herr Trikkos nichts wissen. Und lenkt den Blick weg von den schnöden Milliarden hin zum europäischen Erbe. Kulturelle Wurzeln reichen so viel tiefer als alle Schulden.
OB Geisel gewann das Europaquiz gegen NRW-Ministerin Angelica Schwall-Düren
Also hat sich die griechische Ergänzungsschule Düsseldorf zusammen mit dem Generalkonsulat entschlossen, die Akropolis in die Rathausmitte zu stellen – als Video, als Modell zum Anfassen und Malvorlage für die Kinder. „Wir bekommen durchweg positive Resonanz und viele freundliche Kommentare“, sagt der Mann mit dem passendsten Vornamen des ganzen Europatags im Rathaus. Herr Trikkos, der Leiter der griechischen Ergänzungsschule, heißt Odysseus.
Im Eilschritt durch zwei Etagen voller Europa
Es ist eine Aufgabe für Götter, die Europäische Union positiv zu verkaufen. Und für Thomas Geisel. Der Oberbürgermeister hat Europa erstmals ins Rathaus geholt. Das lässt sich nach 14 Jahren draußen auf dem Vorplatz als ein Zeichen deuten – und wettersicherer ist es obendrein. Zusammen mit der NRW-Europaministerin Angelica Schwall-Düren wirbelt Geisel in 18,5 Minuten über zwei Etagen, löst das Europa-Quiz in 69 Sekunden am Computer-Terminal fehlerfrei, während die Ministerin, nun ja, patzt. Beide blicken furchtlos durch 3-D-Brillen auf Ungarns schönste Seiten und Schwall-Düren schnüffelt an einem Fläschchen, das den Duft Spaniens in sich bergen soll: „Oh, das ist Zitrone.“
Litauen warb in Landestracht um mehr Touristen
Es könnte so ein schöner Tag sein – selbst mit der kruden Mischung aus Tourismusmesse, Geschichtsquiz und der an Kirchentage erinnernden Aktionen. Wenn da nicht die Unwetterwolken am gesamteuropäischen Horizont besonders tief hingen. „Ohne Zoll, ohne Pass und mit nur einer Währung in der Tasche wollen alle durch Europa reisen“, hat Oberbürgermeister Geisel beobachtet. Dabei sei diese Selbstverständlichkeit gar keine – 70 Jahre, nachdem der zweite Weltkrieg den Kontinent pulverisierte. Er verkürzt sein Europabekenntnis volkstümlich: „Deutschland braucht man eigentlich nur noch zum Fußballspielen – damit es eine Nationalmannschaft gibt.“
Monsterbürokratie, Flüchtlingssterben, Ukrainekrise
Doch wie ist das mit der Monsterbürokratie in Brüssel, mit den zu tausenden im Mittelmeer elendig ersaufenden Flüchtlingen, mit Ukrainekrise und Griechendebakel? Es ist der Europaminister im Auswärtigen Amt, Michael Roth, der das letzte Lied des Schulchores vom Annette von Droste Hülshoff Gymnasiums in Benrath für eine Antwort nutzt: Freddy Mercury von Queen sang „Don’t stop me now“ im Original. „Ein Mann mit einem eigenen Lebensentwurf, den er nur in Europa realisieren konnte.“
Roth verwies auf den engen Zusammenhang der europäischen Wirtschaft. Wer den Griechen, Italienern, Spaniern rate: „Löst Eure Probleme mal schön selbst!“ gefährde den deutschen Wohlstand. Denn Europa sei aus deutscher Sicht die Exportregion Nummer eins. Alles, die Europas Außenpolitik in der Ukrainekrise als „schwach“ abkanzelten, rief er zu: „Europa hat es geschafft, unterschiedliche Interessen und Erwartungen zu einer Stimme zu bündeln – und am Verhandlungstisch voranzukommen.“ Nächtelanges Verhandeln sei allemal besser als aufeinander zu schießen.
Kreativwettbewerb "Zuhause in Düsseldorf, Europa"
Im Vorfeld des Europatages waren alle Düsseldorfer eingeladen, sich kreativ mit Europa und ihrer Heimatstadt auseinander zu setzen. Rund 100 Beiträge in Form von Texten, Fotos, Comics, Selfies, Collagen oder Zeichnungen wurden eingereicht und als ein großes Kunstwerk im Collagen-Stil im Foyer des Rathauses ausgestellt.
Die Jury, bestehend aus NRW-Ministerin Schwall-Düren, dem Künstler Jacque Tilly und Oberbürgermeister Geisel wählte die drei Siegerbeiträge aus. Die Preise wurden von den drei Juroren im Plenarsaal übergegeben.
Platz 1: Christiane Wirtz und Jörn Rymkus gewannen ein Wochenende in Wien für zwei Personen inklusive Flug und Unterkunft, gesponsert von alltours.
Platz 2: Sophie Rempen erhielt für ihren Beitrag zwei VIP-Tickets für das Helene Fischer Konzert ihrer "Europa" Tour im ISS Dome.
Platz 3: Julia Arning gewann als Drittplatzierte fünf Bahntickets "Europa Spezial" der Deutschen Bahn.
(vl.) Jaques Tilly, Christiane Wirtz, Jörn Rymkus, Sophie Rempen, Europa-Ministerin Angelica Schwall-Düren und OB Thomas Geisel