Düsseldorfer Kö: Modisch mit Echtpelz? Die Pelz-Polizei klärt auf
Jennifer Schöpf und Michael Seitz tragen Jacken und Mützen mit der Aufschrift „Pelz Polizei“. Sie sind Mitglieder des Deutschen Tierschutzbüros. Am Dienstag (10.1.) waren sie auf der Düsseldorfer Kö unterwegs und hielten Ausschau nach Menschen, die echten Pelz oder Kunstfell trugen. Doch ihr Anliegen war es nicht anzuklagen oder zu belehren. Sie sprachen die Passanten an, um sie zu Sensibilisieren und Aufzuklären. Denn viele kennen und sehen den Unterschied zwischen Echtpelz und Imitat nicht und auch der Preis ist kein Indiz.
Es gab auch Fellträgerinnen auf der Kö, die sich darüber ärgerten, dass sich mittlerweile alle Pelz leisten können
Prestigeobjekt Pelz
Nachdem Echtpelze in der 80-er und 90-er Jahren nicht mehr in Mode waren, sind Fellkapuzen, Bommeln und Accessoires aus Pelz wieder voll im Trend. Wie ein Hersteller von Fellkapuzen auf seiner Internetpräsenz schreibt „…das Anbringen von hochwertigen Pelzstreifen gibt ihnen das gewisse Luxus-Etwas. Pelzkapuzen sind unabdingbar! Auch in der High Society sind Pelzkragen ein wichtiger Bestandteil und gelten als Prestigeobjekt“.
Dabei sind Jacken mit Fellkapuzen durchaus auch im niedrigen Preissegment zu finden. Die Verbraucher rechnen nicht damit, dass echte Pelzbesätze keine Frage des Preises sind. Denn in China ist die Produktion von Fellen mittlerweile so preiswert, dass die Kosten unter denen von Kunstfellen liegen.
Bei diesem Schal ist nur die Wolle deklariert, der Fell-Bommel nicht
Viele tragen daher Pelz ohne es zu wissen und auch ohne das es auf den Etiketten in der Kleidung deklariert ist. Seit Mai 2012 gibt es eine neue Textilkennzeichnungsverordnung, bei der alle nichttextilen Teile tierischen Ursprungs auf dem Etikett aufgeführt sein müssen. Allerdings wird diese Deklaration längst nicht von allen Herstellern gemacht.
Aufklärung an der Kö
So trafen Jennifer Schöpf und Michael Seitz bei ihrem Gang über die Kö viele Passanten, die sich nicht bewusst waren echten Pelz zu tragen. „Verbraucher werden hier nicht umfassend aufgeklärt, deswegen geht die Pelz Polizei auf Streife und hilft bei der Aufklärung“, so Jennifer Schöpf.
Jeder kann jeder mit wenig Aufwand feststellen, ob es sich um echten Pelz handelt:
Für nur 9 Euro gab es diesen Schal mit Bommel. Neigen sich beim Reinpusten die Haare zur Seite und lassen eine leicht gekräuselte Unterwolle erkennen, handelt es sich womöglich um Echtpelz.
Ein weiteres Indiz für Echtpelz ist es, wenn beim Auseinanderziehen des Fells Leder zu Tage kommt, bei Kunstpelz würde eine gewebte Textilschicht zu erkennen sein.
Zündet man ein Haar von Kunstpelz an, riecht es nach Plastik, echter Pelz riecht nach Horn oder Haaren.
Eine absolute Sicherheit kann jedoch nur eine Laboranalyse bieten, denn auch Mischprodukte kommen vor, wobei echte Haare in Kunstpelz eingewebt werden.
Viele Läden in Düsseldorf sind mittlerweile pelzfrei
Immer noch lassen 100 Millionen Pelztiere ihr Leben für Extras an der Kleidung und das, obwohl es Alternativen gibt. Die Aktivisten des Deutschen Tierschutzbüros können aber auch Erfolge verzeichnen. Denn gerade in Düsseldorf haben sich viele Händler und Hersteller mit dem Thema auseinandergesetzt und verwenden keine echten Felle mehr. Läden wie Zara, Boss und Armani verzichten ganz auf Produkte mit Echtfell. Nach Protesten hat nun auch Bogner Gesprächsbereitschaft signalisiert, die Verwendung zu überprüfen.
Ein Geschäft auf der Kö wirbt sogar mit „No more Tiers“, hat seine Pelze üppig reduziert und will ab 1. März pelzfrei sein.
Die Verbraucher denken um und das merken auch die Produzenten. Gerade Frauen sind für das Thema sensibel und wollen sich auch nicht zum Werbeträger für Felle machen, die mit Tierquälerei verbunden sind. So gut wie alle Pelztiere werden auf riesigen Farmen eigens für die Pelzindustrie gezüchtet. Dort verbringen sie ein kurzes Leben in winzigen Drahtgitterboxen, die mit einem artgerechten Leben nichts zu tun haben. Nur ihres Fells wegen werden sie nach wenigen Lebensmonaten getötet.
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