Nach dem Absturz: Lufthansachef Carsten Spohr und das Ringen um Worte
Der Germanwings Flug 4U9528 ist an diesem Mittwoch (25.3.) für halb fünf nachmittags geplant. Flugziel: Barcelona. Vor der Ankündigungstafel mit der hirnverbrannten Aufschrift „Smile in Düsseldorf“ steht der CEO der Lufthansa, Carsten Spohr. Schwarzer Anzug, ernste Miene. 50 Journalisten umringen ihn.
Über Spohrs kurzen Auftritt in der Abflughalle lässt sich dreierlei sagen: Natürlich muss er nach einem Besuch bei den ausharrenden Angehörigen von Passagieren der abgestürzten Germanwings-Maschine ein Statement abgeben. Natürlich ringt er dabei um Worte und um seine Fassung. Und natürlich weiß er, dass die Staatsanwaltschaft in Frankreich längst wegen fahrlässiger Tötung ermittelt; und dass die Staatsanwaltschaft Düsseldorf noch am Nachmittag Ermittlungen aufnehmen wird. Auch unter diesem Aspekt wägt er seine Worte.
"So etwas darf nie wieder passieren"
Lufthanseat Spohr verspricht schnellstmögliche Aufklärung. Alle staatlichen und fachlichen Autoritäten dazu seien an der Absturzstelle in den französischen Alpen versammelt. So rasch als möglich werde Lufthansa zwei Maschinen bereitstellen – eine in Düsseldorf, die andere in Barcelona, um Angehörige zur Absturzstelle zu fliegen. „So etwas darf nie wieder passieren“, sagt Spohr, der selbst Pilot ist. Mit Blick auf die Gedenkminute am heutigen Mittwoch, 10.53 Uhr – dem Zeitpunkt, an dem der Airbus vom Radar verschwand – ergänzt er, es werde noch eine ganze Weile dauern, bis Lufthansa und Germanwings dieses Unglück würden verarbeiten können.
Für die Journalisten ist es das Stichwort, nachzufragen. Zum Beispiel nach dem Defekt der Unglücksmaschine am Montag. Spohr sagt: „Die Maschine hat Düsseldorf in technisch einwandfreiem Zustand verlassen.“ Nach den Piloten, die sich jetzt weigern, in einen Airbus einzusteigen. Der oberste Lufthanseat schüttelt den Kopf: „Viele Kollegen bei Germanwings kannten Mitglieder der verunglückten Besatzung. Ich habe es ihnen freigestellt, unmittelbar nach diesem Unglück in ein Cockpit zu steigen oder dies abzulehnen. Man kann keine Passagiere fliegen, wenn man emotional so mitgenommen ist.“ Lufthansa stelle Maschinen und Crews, um die Lücken im Flugplan zu füllen. „Aber ganz ehrlich: Ob wir den Flugplan einhalten, ist heute nicht meine oberste Sorge.“
Konkurrenzkampf in der Luft: ältere Maschinen, schlechter bezahlte Piloten
Der Konkurrenzkampf der Airlines hat dazu geführt, dass Lufthansa europäische Verbindungen an Germanwings abgegeben hat. Eine Airline mit älteren Maschinen und schlechter bezahlten Piloten. Jetzt versichert Spohr, die Piloten von Lufthansa und Germanwings würden zusammen trainiert, die Maschinen von derselben Technik gewartet. Dann hätte ja auch alles bei der Lufthansa bleiben können.
Improvisierte Gedenkstätte am Fuß einer Stahlstrebe der Abflughalle
Dann reicht Carsten Spohr die Fragerei und das wohlabgewogene Antworten. Er sagt „Danke“, dreht sich um und geht. Zurück in seinen Flieger, der ihn nach Frankfurt bringen soll. Am Fuß einer grauen Stahlstrebe der Abflughalle hat der Flughafen einen Platz geschaffen, an dem Menschen gedenken können, Zettel schreiben, Blumen niederlegen, Kerzen anzünden, sich in ein Kondolenzbuch eintragen. Irgendwas muss man doch tun können. Einer bleibt stehen und fotografiert alles ganz genau mit seinem Handy. Ein Mann der Flughafenfeuerwehr passt auf die improvisierte Gedenkstätte auf.