Polizei durchsucht die Zweitwohnung von Co-Pilot Andreas L. in Düsseldorf-Unterbach
Die Polizei hat am Donnerstag (26.3.) die Zweitwohnung von Andreas L. in Düsseldorf-Unterbach durchsucht. Der erste Offzier der Germanwings steht im Verdacht, den Airbus bewusst gegen eine Felswand gesteuert zu haben. Ein Polizeisprecher sagte gegenüber report-D, es seien Gegenstände in der Wohnung von L. beschlagnahmt worden, die nun untersucht werden müssten. Eine Bewertung werde die Staatsanwaltschaft Düsseldorf vornehmen, die sich am Freitagmorgen nicht äußern wollte. Medien berichten, es seien Hinweise auf eine psychische Erkrankung von L. gefunden worden, nennen unter Berufung auf Informanten aber keine Details.
Auch das Haus von Ls. Eltern im rheinland-pfälzischen Montabaur wurde durchsucht. Urheber des Verdachts ist die ermittelnde Staatsanwaltschaft von Marseilles. Sie stützt sich auf die Aufzeichnung der Stimmen aus dem Cockpit. Danach soll L. den verhängnisvollen Sinkflug eingeleitet haben, als der Kapitän mal austreten musste. Anschließend habe L. den Mann nicht wieder ins Cockpit gelassen – so die „plausibelste und wahrscheinlichste“ Erklärung laut Marseiller Staatsanwaltschaft.
KOMMENTAR
Der hochgeschätzte Einzeltäter
Preisfrage: Wer ist Brice Robin? Es ist der Mann, dem heute niemand zugehört hat. Denn der Staatsanwalt aus Marseille kommt eigentlich allen zu Pass mit seinem Zwischenstand aus den Ermittlungsergebnissen. Den Fluggesellschaften, die sparen, egal welcher Teufel dabei herauskommt. Dem Flugzeughersteller Airbus, an dessen Maschinen die Sensoren für die Fluglage vereisen und Computer daraufhin die Piloten austricksen. Der Politik, die immer gern etwas fordert. Sie alle würden das niemals zugeben, aber jubeln innerlich über die Theorie, dass der Co-Pilot Andreas L. den Germanwings-Airbus absichtlich gegen die Felswand knallen ließ. Die unvorstellbare Tat eines einzelnen Monsters. Kein Terror. Kein Maschinenversagen. Keine offenen Fragen mehr. Basta.
Dabei hat jener Brice Robin – und da ist er ganz Jurist – behutsam formuliert. „Die für uns plausibelste und wahrscheinlichste Erklärung ist…“ sagt er in Marseille und präsentiert seine momentane Theorie über den Absturz. Basis ist die Tonaufzeichnung aus dem Cockpit. Das Pochen an der Tür zur Pilotenkanzel. Das ruhige Atmen von Andreas L. Das Einleiten des Sinkflugs. Das Nichtreagieren auf den Funk, auf die ohrenscheinlich immer dringender werdenden Aufforderungen des Kapitäns, ihn endlich wieder ins Cockpit zu lassen. Staatsanwalt Brice Robin hat uns eine Theorie auf der Basis seines momentanen Ermittlungstands präsentiert. Und das auch sprachlich so deutlich gemacht – letzteres hat allerdings niemanden interessiert. Dass Andreas L. Schuld ist, schuld sein muss, ist seit Donnerstagabend allen sonnenklar. So viele Sondersendungen können nicht irren.
Staatsanwalt Brice Robin hatte genug Details, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Er präsentierte eine Erklärung für das Unerklärliche. Die aber muss nun mindestens ebenso sorgfältig überprüft werden. Deshalb war die Polizei am Donnerstagnachmittag am Zweitwohnsitz von Andreas L. in Düsseldorf-Unterbach. Und bei seinen Eltern im rheinland-pfälzischen Montabaur. Denkt eigentlich jemand an sie? Schon jetzt stehen sie unter Polizeischutz. Ihr bisheriges Leben ist zu Ende.
Wer Andreas L. kannte, kann sich nicht vorstellen, dass er das getan haben soll. Seinen Freunden und Eltern sind wir es schuldig, dass weiterhin penibel und in alle Richtungen ermittelt wird. Niemand sollte sich mit den erstbesten Erklärungen zufrieden geben, nur weil das so grausam bequem ist.
aktualisiert Freitag, 27.3., 11 Uhr