Düsseldorf Demonstration: Rund 40 Menschen gedenken der neun Opfer von Hanau
Düsseldorf Holthausen – die Straßenbahnhaltestelle. Junge Deutsch-Türkinnen wollen mit der Straßenbahn in die Stadt fahren. Um sie herum fangen plötzlich die Menschen an zu niesen. Und ein junger Mann sagt: „Ach, diese Ausländerallergie!“ So sieht Alltagsrassismus in Düsseldorf aus. Und vom Oberbürgermeister an abwärts sollte niemand die Illusion haben, dass hier am Rhein nur die Anständigen wohnen. AfD, die sogenannte Werte-Union und die Scharfmacher der Düsseldorfer CDU, neuerdings auch Teile der FDP, schüren diesen Ausländerhass, um auf die schäbige Art Wählerstimmen einzusammeln. Der Skandal ist: Die Geschichte vom derart ermutigten Mob wurde quasi nebenbei erzählt. Bei einer Demo am Samstag (29.2.) auf dem Düsseldorfer Grabbeplatz. Dabei wurde den neun, in Hanau von einem Deutschen wahllos ermordeten Menschen gedacht.
Dumme Sprüche, Beleidigungen, Drohungen
Sie sahen halt nicht aus wie Deutsche. Für die beiden Organisatorinnen der Demo ist das Düsseldorfer Alltag. Trägst Du ein Kopftuch, kriegst Du dumme Sprüche – wenn Du Glück hast. Rasch werden Beleidigungen und Drohungen daraus. „Ich bin hier geboren, ich bin hier aufgewachsen, ich lebe gerne in Deutschland“, sagt eine junge Frau. Doch mit dem Attentat von Hanau habe man ihr die Heimat genommen. Die schlimmen Alltagserlebnisse in Düsseldorf sind gewissermaßen nur die Zugabe.
„Wir werden weiterhin hier leben und gegen Rassismus kämpfen“, sagten rund 40 Teilnehmer der Demonstration. Es regnet in Strömen. Der Wind bläst kalt um die NRW-Kunstsammlung. Und weil sie spontan aus Betroffenheit, Wut und Angst wegen des Hanauer Massakers hier sind, haben sie auch keine gemeinsamen Sprechchöre.
Neun Tote in Hanau – neun Kerzen in Düsseldorf. Ein stilles Gedenken.
Ihre Trauer liegt auf dem Pflaster. Weiße Rosen. Neun rote Grabkerzen – für jeden in Hanau ermordeten eine. Auf den selbstgemalten Transparenten steht „FCK AfD“, aber auch: „Sei ein Panda. Der ist schwarz. Und weiß. Und kommt aus Asien.“ In der Hysterie um das Coronavirus wurden bereits asiatisch aussehende Menschen angegangen. „Menschenrechte – statt rechte Menschen“, ruft eine Teilnehmerin.
Im Regen
Höflich werden die begleitenden Polizisten gefragt, ob man sich – gegen den Regen – im Durchgang zwischen Museumseingang und Museumscafé unterstellen darf. Man darf. Und schüttelt das Wasser aus den Haaren. Während nun mehr Kunstbegeisterte innehalten. Und die Kerzen und die Gedenktafel fotografieren. Zusammen legen sie eine Schweigeminute ein für die Opfer von Hanau. Und gehen dann in einen Düsseldorfer Alltag, der die nächsten Feindseligkeiten für sie bereithält, möglicherweise Schlimmeres.
Unterstützt wurde diese Demo allein von Düsseldorf stellt sich quer, DSSQ.